kann glauben, den Gott in Irrthum zu stürzen beschlossen hat.
Von göttlichen Schriften und Offenbah- rungen zählt Mohammed hundert und vier. Adam hatte zehn, Seth funfzig, Enoch drey- ßig, Abraham zehn, Moses das Gesetz, David die Psalmen, Jesus das Evangelium, und Mo- hammed die letzte Offenbarung, oder den Koran, empfangen. Die ersten Offenbahrungen sollen verlohren gegangen, das Gesetz aber nebst den Psalmen und Evangelio -- wodurch das neue Testament verstanden wird -- von den Juden und Christen verfälscht worden seyn. Und aus dieser Ursach sey der Koran vom Himmel ge- sandt, um die Verfälschungen der vorigen Of- fenbahrungen aufzudecken, und die darinn ent- haltenen Wahrheiten ins Reine zu bringen und zu erklären.
Nach den Ueberlieferungen der Mohamme- daner sind unter der erstaunlichen Menge von Propheten drey hundert und dreyzehn, welche die wahre Religion von Verfälschungen gerei- nigt, sechs aber, namentlich Adam, Noah, Abraham, Moses Jesus und Mohammed das Siegel aller Propheten, die neue Lehren einge- führt haben. Christum erklärt Mohammed, ob er gleich seine Gottheit leugnet, für einen Gesandten Gottes, für das Wort, wel- ches er in die Maria geleitet habe, und für einen von ihm ausgehenden Geist, erklärt aber nicht zugleich, was für Begriffe er
mit
kann glauben, den Gott in Irrthum zu ſtuͤrzen beſchloſſen hat.
Von goͤttlichen Schriften und Offenbah- rungen zaͤhlt Mohammed hundert und vier. Adam hatte zehn, Seth funfzig, Enoch drey- ßig, Abraham zehn, Moſes das Geſetz, David die Pſalmen, Jeſus das Evangelium, und Mo- hammed die letzte Offenbarung, oder den Koran, empfangen. Die erſten Offenbahrungen ſollen verlohren gegangen, das Geſetz aber nebſt den Pſalmen und Evangelio — wodurch das neue Teſtament verſtanden wird — von den Juden und Chriſten verfaͤlſcht worden ſeyn. Und aus dieſer Urſach ſey der Koran vom Himmel ge- ſandt, um die Verfaͤlſchungen der vorigen Of- fenbahrungen aufzudecken, und die darinn ent- haltenen Wahrheiten ins Reine zu bringen und zu erklaͤren.
Nach den Ueberlieferungen der Mohamme- daner ſind unter der erſtaunlichen Menge von Propheten drey hundert und dreyzehn, welche die wahre Religion von Verfaͤlſchungen gerei- nigt, ſechs aber, namentlich Adam, Noah, Abraham, Moſes Jeſus und Mohammed das Siegel aller Propheten, die neue Lehren einge- fuͤhrt haben. Chriſtum erklaͤrt Mohammed, ob er gleich ſeine Gottheit leugnet, fuͤr einen Geſandten Gottes, fuͤr das Wort, wel- ches er in die Maria geleitet habe, und fuͤr einen von ihm ausgehenden Geiſt, erklaͤrt aber nicht zugleich, was fuͤr Begriffe er
mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0182"n="156"/>
kann glauben, <hirendition="#fr">den Gott in Irrthum zu<lb/>ſtuͤrzen beſchloſſen hat.</hi></p><lb/><p>Von goͤttlichen Schriften und Offenbah-<lb/>
rungen zaͤhlt Mohammed hundert und vier.<lb/>
Adam hatte zehn, Seth funfzig, Enoch drey-<lb/>
ßig, Abraham zehn, Moſes das Geſetz, David<lb/>
die Pſalmen, Jeſus das Evangelium, und Mo-<lb/>
hammed die letzte Offenbarung, oder den Koran,<lb/>
empfangen. Die erſten Offenbahrungen ſollen<lb/>
verlohren gegangen, das Geſetz aber nebſt den<lb/>
Pſalmen und Evangelio — wodurch das neue<lb/>
Teſtament verſtanden wird — von den Juden<lb/>
und Chriſten verfaͤlſcht worden ſeyn. Und aus<lb/>
dieſer Urſach ſey der Koran vom Himmel ge-<lb/>ſandt, um die Verfaͤlſchungen der vorigen Of-<lb/>
fenbahrungen aufzudecken, und die darinn ent-<lb/>
haltenen Wahrheiten ins Reine zu bringen und<lb/>
zu erklaͤren.</p><lb/><p>Nach den Ueberlieferungen der Mohamme-<lb/>
daner ſind unter der erſtaunlichen Menge von<lb/>
Propheten drey hundert und dreyzehn, welche<lb/>
die wahre Religion von Verfaͤlſchungen gerei-<lb/>
nigt, ſechs aber, namentlich Adam, Noah,<lb/>
Abraham, Moſes Jeſus und Mohammed das<lb/>
Siegel aller Propheten, die neue Lehren einge-<lb/>
fuͤhrt haben. Chriſtum erklaͤrt Mohammed,<lb/>
ob er gleich ſeine Gottheit leugnet, <hirendition="#fr">fuͤr einen<lb/>
Geſandten Gottes, fuͤr das Wort, wel-<lb/>
ches er in die Maria geleitet habe, und<lb/>
fuͤr einen von ihm ausgehenden Geiſt,</hi><lb/>
erklaͤrt aber nicht zugleich, was fuͤr Begriffe er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[156/0182]
kann glauben, den Gott in Irrthum zu
ſtuͤrzen beſchloſſen hat.
Von goͤttlichen Schriften und Offenbah-
rungen zaͤhlt Mohammed hundert und vier.
Adam hatte zehn, Seth funfzig, Enoch drey-
ßig, Abraham zehn, Moſes das Geſetz, David
die Pſalmen, Jeſus das Evangelium, und Mo-
hammed die letzte Offenbarung, oder den Koran,
empfangen. Die erſten Offenbahrungen ſollen
verlohren gegangen, das Geſetz aber nebſt den
Pſalmen und Evangelio — wodurch das neue
Teſtament verſtanden wird — von den Juden
und Chriſten verfaͤlſcht worden ſeyn. Und aus
dieſer Urſach ſey der Koran vom Himmel ge-
ſandt, um die Verfaͤlſchungen der vorigen Of-
fenbahrungen aufzudecken, und die darinn ent-
haltenen Wahrheiten ins Reine zu bringen und
zu erklaͤren.
Nach den Ueberlieferungen der Mohamme-
daner ſind unter der erſtaunlichen Menge von
Propheten drey hundert und dreyzehn, welche
die wahre Religion von Verfaͤlſchungen gerei-
nigt, ſechs aber, namentlich Adam, Noah,
Abraham, Moſes Jeſus und Mohammed das
Siegel aller Propheten, die neue Lehren einge-
fuͤhrt haben. Chriſtum erklaͤrt Mohammed,
ob er gleich ſeine Gottheit leugnet, fuͤr einen
Geſandten Gottes, fuͤr das Wort, wel-
ches er in die Maria geleitet habe, und
fuͤr einen von ihm ausgehenden Geiſt,
erklaͤrt aber nicht zugleich, was fuͤr Begriffe er
mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/182>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.