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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Die Curie.
ßen Einfluß, ein Mann voll Scharfsinn und Herzensgüte,
arbeitsam, aber um so bedächtiger und unbescholtener in
seinen Sitten, da er auf das Pontificat hoffte; -- Sal-
viati, der sich durch eine wohlgeführte Verwaltung von Bo-
logna berühmt gemacht; untadelhaft und einfach: noch
mehr streng, als bloß ernst; -- Santorio, Cardinal von
S. Severina, der Mann der Inquisition, in allen geistli-
chen Geschäften schon lange von leitendem Einfluß; hart-
näckig in seinen Meinungen, streng gegen seine Diener,
selbst gegen seine Verwandten voll Härte, wie viel mehr
gegen Andere: unzugänglich für Jedermann; -- im Ge-
gensatz mit ihm Madruzz, der immer das Wort der Po-
litik des Hauses Oestreich, sowohl der spanischen als der
deutschen Linie hatte, den man den Cato des Collegiums
nannte, doch nur in Gelehrsamkeit und unbescholtener Tu-
gend, nicht in censorischer Anmaßung, denn er war die
Bescheidenheit selbst. Noch lebte Sirlet, von allen Cardi-
nälen seiner Zeit ohne Zweifel zugleich der wissenschaftlichste
und sprachkundigste, eine lebendige Bibliothek, wie Muret
sagte; der aber, wenn er von seinen Büchern aufstand,
auch wohl die Knaben heraufrief, die ihre Bündel Holz
im Winter zu Markte gebracht, sie in den Geheimnissen
des Glaubens unterrichtete und ihnen dann ihre Bündel
abkaufte; durchaus gutmüthig und barmherzig 1). Einen
großen Einfluß hatte das Beispiel Carlo Borromeo's, des-

1) Ciaconius Vitae Paparum III, p. 978. Man findet da
auch die Grabschrift Sirleto's, worin er als "eruditorum pauperum-
que patronus"
bezeichnet wird. In Cardella Memorie storiche
de' cardinali
finden sich nur die Notizen bei Ciaconius italienisch
zusammen gestellt.

Die Curie.
ßen Einfluß, ein Mann voll Scharfſinn und Herzensguͤte,
arbeitſam, aber um ſo bedaͤchtiger und unbeſcholtener in
ſeinen Sitten, da er auf das Pontificat hoffte; — Sal-
viati, der ſich durch eine wohlgefuͤhrte Verwaltung von Bo-
logna beruͤhmt gemacht; untadelhaft und einfach: noch
mehr ſtreng, als bloß ernſt; — Santorio, Cardinal von
S. Severina, der Mann der Inquiſition, in allen geiſtli-
chen Geſchaͤften ſchon lange von leitendem Einfluß; hart-
naͤckig in ſeinen Meinungen, ſtreng gegen ſeine Diener,
ſelbſt gegen ſeine Verwandten voll Haͤrte, wie viel mehr
gegen Andere: unzugaͤnglich fuͤr Jedermann; — im Ge-
genſatz mit ihm Madruzz, der immer das Wort der Po-
litik des Hauſes Oeſtreich, ſowohl der ſpaniſchen als der
deutſchen Linie hatte, den man den Cato des Collegiums
nannte, doch nur in Gelehrſamkeit und unbeſcholtener Tu-
gend, nicht in cenſoriſcher Anmaßung, denn er war die
Beſcheidenheit ſelbſt. Noch lebte Sirlet, von allen Cardi-
naͤlen ſeiner Zeit ohne Zweifel zugleich der wiſſenſchaftlichſte
und ſprachkundigſte, eine lebendige Bibliothek, wie Muret
ſagte; der aber, wenn er von ſeinen Buͤchern aufſtand,
auch wohl die Knaben heraufrief, die ihre Buͤndel Holz
im Winter zu Markte gebracht, ſie in den Geheimniſſen
des Glaubens unterrichtete und ihnen dann ihre Buͤndel
abkaufte; durchaus gutmuͤthig und barmherzig 1). Einen
großen Einfluß hatte das Beiſpiel Carlo Borromeo’s, deſ-

1) Ciaconius Vitae Paparum III, p. 978. Man findet da
auch die Grabſchrift Sirleto’s, worin er als „eruditorum pauperum-
que patronus“
bezeichnet wird. In Cardella Memorie storiche
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finden ſich nur die Notizen bei Ciaconius italieniſch
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[501/0527] Die Curie. ßen Einfluß, ein Mann voll Scharfſinn und Herzensguͤte, arbeitſam, aber um ſo bedaͤchtiger und unbeſcholtener in ſeinen Sitten, da er auf das Pontificat hoffte; — Sal- viati, der ſich durch eine wohlgefuͤhrte Verwaltung von Bo- logna beruͤhmt gemacht; untadelhaft und einfach: noch mehr ſtreng, als bloß ernſt; — Santorio, Cardinal von S. Severina, der Mann der Inquiſition, in allen geiſtli- chen Geſchaͤften ſchon lange von leitendem Einfluß; hart- naͤckig in ſeinen Meinungen, ſtreng gegen ſeine Diener, ſelbſt gegen ſeine Verwandten voll Haͤrte, wie viel mehr gegen Andere: unzugaͤnglich fuͤr Jedermann; — im Ge- genſatz mit ihm Madruzz, der immer das Wort der Po- litik des Hauſes Oeſtreich, ſowohl der ſpaniſchen als der deutſchen Linie hatte, den man den Cato des Collegiums nannte, doch nur in Gelehrſamkeit und unbeſcholtener Tu- gend, nicht in cenſoriſcher Anmaßung, denn er war die Beſcheidenheit ſelbſt. Noch lebte Sirlet, von allen Cardi- naͤlen ſeiner Zeit ohne Zweifel zugleich der wiſſenſchaftlichſte und ſprachkundigſte, eine lebendige Bibliothek, wie Muret ſagte; der aber, wenn er von ſeinen Buͤchern aufſtand, auch wohl die Knaben heraufrief, die ihre Buͤndel Holz im Winter zu Markte gebracht, ſie in den Geheimniſſen des Glaubens unterrichtete und ihnen dann ihre Buͤndel abkaufte; durchaus gutmuͤthig und barmherzig 1). Einen großen Einfluß hatte das Beiſpiel Carlo Borromeo’s, deſ- 1) Ciaconius Vitae Paparum III, p. 978. Man findet da auch die Grabſchrift Sirleto’s, worin er als „eruditorum pauperum- que patronus“ bezeichnet wird. In Cardella Memorie storiche de’ cardinali finden ſich nur die Notizen bei Ciaconius italieniſch zuſammen geſtellt.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/527>, abgerufen am 23.11.2024.