Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Wechsel politischer Tendenzen. Treulosigkeit nicht frei zu sprechen? Wir behalten den Ver-such dieses psychologische Problem zu lösen uns vor. Hier bemerken wir nur die Thatsache, daß seine politischen Absich- ten sich allmählig ganz umwandelten. Zunächst machte er dem König von Frankreich noch einen Und wäre nicht auch dieser Vorschlag für Frankreich 1 Granvella entschuldigt dieß mit "muy grandes consideracio-
nes con el rey de Romanos como tan bien de los dichos reinos y paises": noch immer aber wolle er "indissoluble paz entre las casas, hijos y successores." 16 April. (Arch von Simancas.) Wechſel politiſcher Tendenzen. Treuloſigkeit nicht frei zu ſprechen? Wir behalten den Ver-ſuch dieſes pſychologiſche Problem zu löſen uns vor. Hier bemerken wir nur die Thatſache, daß ſeine politiſchen Abſich- ten ſich allmählig ganz umwandelten. Zunächſt machte er dem König von Frankreich noch einen Und wäre nicht auch dieſer Vorſchlag für Frankreich 1 Granvella entſchuldigt dieß mit „muy grandes consideracio-
nes con el rey de Romanos como tan bien de los dichos reinos y paises“: noch immer aber wolle er „indissoluble paz entre las casas, hijos y successores.“ 16 April. (Arch von Simancas.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0197" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wechſel politiſcher Tendenzen</hi>.</fw><lb/> Treuloſigkeit nicht frei zu ſprechen? Wir behalten den Ver-<lb/> ſuch dieſes pſychologiſche Problem zu löſen uns vor. Hier<lb/> bemerken wir nur die Thatſache, daß ſeine politiſchen Abſich-<lb/> ten ſich allmählig ganz umwandelten.</p><lb/> <p>Zunächſt machte er dem König von <placeName>Frankreich</placeName> noch einen<lb/> Vorſchlag der ſich ſehr gut hören ließ: noch einmal erbot<lb/> er ſich, ſeine Tochter mit dem Herzog von <placeName>Orleans</placeName> zu ver-<lb/> mählen, und alsdann dieſem Paare die <placeName>Niederlande</placeName> und die<lb/> Grafſchaft <placeName>Burgund</placeName> zugleich mit <placeName>Geldern</placeName> und <placeName>Zütphen</placeName>, wenn<lb/> dieß gewonnen werde, zu übertragen; er erinnerte daß dieſe<lb/> Lande ein Königreich vorſtellen könnten, daß er durch dieß<lb/> Erbieten die größte Probe ſeiner Freundſchaft für <placeName>Frankreich</placeName><lb/> ablege. Dagegen ſollte der König nicht allein die alten Ver-<lb/> träge von <placeName>Madrid</placeName> und <placeName>Cambrai</placeName> beſtätigen, — wir ſehen,<lb/> die mailändiſche Combination fiel hiedurch weg, <note place="foot" n="1"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvella</persName> entſchuldigt dieß mit <hi rendition="#aq">„muy grandes consideracio-<lb/> nes con el rey de Romanos como tan bien de los dichos reinos<lb/> y paises“</hi>: noch immer aber wolle er <hi rendition="#aq">„indissoluble paz entre las<lb/> casas, hijos y successores.“</hi> 16 April. (Arch von <placeName>Simancas</placeName>.)</note> — ſondern<lb/> er ſollte auch <placeName>Savoyen</placeName> herausgeben, und dafür ſorgen daß<lb/> die von dieſem Lande durch die Schweizer abgeriſſenen Be-<lb/> zirke dem Herzog zurückgeſtellt würden; er ſollte ſich über-<lb/> haupt verpflichten das Haus Öſtreich zu unterſtützen, ſowohl<lb/> in <placeName>Ungern</placeName> gegen die Türken als in den <placeName>Niederlanden</placeName> gegen<lb/> den Herzog von <placeName>Cleve</placeName>. Zugleich wollte man feſtſetzen, was<lb/> der König auch in den <placeName>Sachen</placeName> des Glaubens, d. h. gegen<lb/> die Proteſtanten leiſten ſolle.</p><lb/> <p>Und wäre nicht auch dieſer Vorſchlag für <placeName>Frankreich</placeName><lb/> ſehr annehmbar geweſen? die Abtretung ſo großer und rei-<lb/> cher Provinzen, unter welchen Bedingungen ſie auch immer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0197]
Wechſel politiſcher Tendenzen.
Treuloſigkeit nicht frei zu ſprechen? Wir behalten den Ver-
ſuch dieſes pſychologiſche Problem zu löſen uns vor. Hier
bemerken wir nur die Thatſache, daß ſeine politiſchen Abſich-
ten ſich allmählig ganz umwandelten.
Zunächſt machte er dem König von Frankreich noch einen
Vorſchlag der ſich ſehr gut hören ließ: noch einmal erbot
er ſich, ſeine Tochter mit dem Herzog von Orleans zu ver-
mählen, und alsdann dieſem Paare die Niederlande und die
Grafſchaft Burgund zugleich mit Geldern und Zütphen, wenn
dieß gewonnen werde, zu übertragen; er erinnerte daß dieſe
Lande ein Königreich vorſtellen könnten, daß er durch dieß
Erbieten die größte Probe ſeiner Freundſchaft für Frankreich
ablege. Dagegen ſollte der König nicht allein die alten Ver-
träge von Madrid und Cambrai beſtätigen, — wir ſehen,
die mailändiſche Combination fiel hiedurch weg, 1 — ſondern
er ſollte auch Savoyen herausgeben, und dafür ſorgen daß
die von dieſem Lande durch die Schweizer abgeriſſenen Be-
zirke dem Herzog zurückgeſtellt würden; er ſollte ſich über-
haupt verpflichten das Haus Öſtreich zu unterſtützen, ſowohl
in Ungern gegen die Türken als in den Niederlanden gegen
den Herzog von Cleve. Zugleich wollte man feſtſetzen, was
der König auch in den Sachen des Glaubens, d. h. gegen
die Proteſtanten leiſten ſolle.
Und wäre nicht auch dieſer Vorſchlag für Frankreich
ſehr annehmbar geweſen? die Abtretung ſo großer und rei-
cher Provinzen, unter welchen Bedingungen ſie auch immer
1 Granvella entſchuldigt dieß mit „muy grandes consideracio-
nes con el rey de Romanos como tan bien de los dichos reinos
y paises“: noch immer aber wolle er „indissoluble paz entre las
casas, hijos y successores.“ 16 April. (Arch von Simancas.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |