Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.VII. Was ist doch klärlicher als die ausdrückliche Wort Christi: die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ Matth. 16. Wie kan sie dann irren? Antwort. Christus redet von der Kirchen/ welche sich auf Christi Wort/ und seine heilige Sacramenten gründet/ was gehet das aber die päbstische Kirch an/ welche mehrentheils auf Menschen-Satzungen sich steuret? freylich so lang die Kirch auf den Felsen Christo bestehen bleibet/ ist sie unüberwindlich: so bald sie aber von dem Evangelio Christi abweichet, da ist es mit ihr aus und kan demnach gar leichtlich durch der Höllen Pforten und menschlichen Aberwitz überwältiget und überschwemmet werden/ wie die Römische Kirch ist überwältiget und überschwemmet worden. VIII. Wann diese Wort Christi/ die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ sollen genommen werden Bedingniß-Weise: daß nemlich die Pforten der Höllen selbige nicht werden überwältigen/ wann sie sich au dem unfehlbahren Wort GOttes halten wird: dann heissen sie ja nur eben so viel: als/ die Kirche kan nicht irren/ wann sie nicht irren wird: dann von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren/ ist eines. Diß wäre aber lächerlich. Antwort. Von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren in Glaubens-Sachen/ und einen Gottgefälligen Wandel führen/ seynd zwar immer zusammen/ aber doch darum nicht eins. So ist auch das Atbem schöpffen und das Leben bey einem Menschen immer zusammen / seynd aber drum nicht eines: Und ist hier nichts lächerlichs/ als nur/ daß die Papisten vermeynen/ sie sässen noch oben auf dem unbeweglichen Felsen der wahren Kirchen/ da sie doch liegen mitten im Schlamm ihres Aberglaubens. IX. Es sagt doch die Schrifft so klärlich/ daß die Kirch nicht fehlen/ oder einigen Irrthum unterworffen seyn könne: warum sollte mans dann dem klaren Wort GOttes nicht zu Lieb glauben wöllen/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ sondern nur halsstarrig gegen den hellen Mond vergeblich anbellen wöllen? Antwort. Die Schrifft sagt/ die unsichtbare Kirche/ so sich eintzig und allein auf GOttes Wort steuret/ könne nicht irren. Was gehet dis der heutigen Römischen Kirchen an / so an statt des göttlichen Worts die päbstische Menschen Fünde hat eingerückt? Zudem treiben die Papisten allhier die Wind-Mühle/ und lauffen gewaltig in die Ründe: Dann / daß die Römische Kirche nicht könne irren/ wöllen sie beweisen aus dem/ weilen solches (ihrem Fürgeben nach) sagt das Wort Gottes: und hingegen, daß das Wort Gottes sage/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ beweisen sie aus dem/ weilen die Römische Kirche sagt/ daß das Wort GOttes sage/ die Römische Kirche könne nicht irren: Haben also die Papisten allhier den Schwindel-Geist. Sägte man demnach besser/ das Wort GOttes seye das unfehlbahre Wort Gottes: daß aber die Römische Kirche nicht fehlen könne/ sage das Wort Gottes nirgend: sondern der Pabst und sein Anhang verdrehen die H. Schrifft auf ihre Kirche wider den klaren Sinn des H. Geistes. X. Spricht doch der heil. Cyprianus Epist. ad Cornel. die Kirche/ welche Christum recht glaubet/ und welche dasjenige/ so sie einmahl recht erkannt und gefasstet hat/ behaltet / selbige wird niemahl von der Wahrheit abweichen. So kan ja die Päbstische Kirche zu keinem Irrthum abweichen und sich verleiten lassen. Antwort. Das Wiederspiel soltet ihr schliessen: Dann weilen die päbstische Kirche Christum nicht recht glaubet/ noch dessen Verdienst/ wie sichs gebührt/ erkennet/ und ergreiffet: sondern immerdar die Verdiensten der Heili- VII. Was ist doch klärlicher als die ausdrückliche Wort Christi: die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ Matth. 16. Wie kan sie dann irren? Antwort. Christus redet von der Kirchen/ welche sich auf Christi Wort/ und seine heilige Sacramenten gründet/ was gehet das aber die päbstische Kirch an/ welche mehrentheils auf Menschen-Satzungen sich steuret? freylich so lang die Kirch auf den Felsen Christo bestehen bleibet/ ist sie unüberwindlich: so bald sie aber von dem Evangelio Christi abweichet, da ist es mit ihr aus und kan demnach gar leichtlich durch der Höllen Pforten und menschlichen Aberwitz überwältiget und überschwemmet werden/ wie die Römische Kirch ist überwältiget und überschwemmet worden. VIII. Wann diese Wort Christi/ die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ sollen genommen werden Bedingniß-Weise: daß nemlich die Pforten der Höllen selbige nicht werden überwältigen/ wann sie sich au dem unfehlbahren Wort GOttes halten wird: dann heissen sie ja nur eben so viel: als/ die Kirche kan nicht irren/ wann sie nicht irren wird: dann von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren/ ist eines. Diß wäre aber lächerlich. Antwort. Von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren in Glaubens-Sachen/ und einen Gottgefälligen Wandel führen/ seynd zwar immer zusammen/ aber doch darum nicht eins. So ist auch das Atbem schöpffen und das Leben bey einem Menschen immer zusammen / seynd aber drum nicht eines: Und ist hier nichts lächerlichs/ als nur/ daß die Papisten vermeynen/ sie sässen noch oben auf dem unbeweglichen Felsen der wahren Kirchen/ da sie doch liegen mitten im Schlamm ihres Aberglaubens. IX. Es sagt doch die Schrifft so klärlich/ daß die Kirch nicht fehlen/ oder einigen Irrthum unterworffen seyn könne: warum sollte mans dann dem klaren Wort GOttes nicht zu Lieb glauben wöllen/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ sondern nur halsstarrig gegen den hellen Mond vergeblich anbellen wöllen? Antwort. Die Schrifft sagt/ die unsichtbare Kirche/ so sich eintzig und allein auf GOttes Wort steuret/ könne nicht irren. Was gehet dis der heutigen Römischen Kirchen an / so an statt des göttlichen Worts die päbstische Menschen Fünde hat eingerückt? Zudem treiben die Papisten allhier die Wind-Mühle/ und lauffen gewaltig in die Ründe: Dann / daß die Römische Kirche nicht könne irren/ wöllen sie beweisen aus dem/ weilen solches (ihrem Fürgeben nach) sagt das Wort Gottes: und hingegen, daß das Wort Gottes sage/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ beweisen sie aus dem/ weilen die Römische Kirche sagt/ daß das Wort GOttes sage/ die Römische Kirche könne nicht irren: Haben also die Papisten allhier den Schwindel-Geist. Sägte man demnach besser/ das Wort GOttes seye das unfehlbahre Wort Gottes: daß aber die Römische Kirche nicht fehlen könne/ sage das Wort Gottes nirgend: sondern der Pabst und sein Anhang verdrehen die H. Schrifft auf ihre Kirche wider den klaren Sinn des H. Geistes. X. Spricht doch der heil. Cyprianus Epist. ad Cornel. die Kirche/ welche Christum recht glaubet/ und welche dasjenige/ so sie einmahl recht erkannt und gefasstet hat/ behaltet / selbige wird niemahl von der Wahrheit abweichen. So kan ja die Päbstische Kirche zu keinem Irrthum abweichen und sich verleiten lassen. Antwort. Das Wiederspiel soltet ihr schliessen: Dann weilen die päbstische Kirche Christum nicht recht glaubet/ noch dessen Verdienst/ wie sichs gebührt/ erkennet/ und ergreiffet: sondern immerdar die Verdiensten der Heili- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0053" n="33"/> <p>VII. Was ist doch klärlicher als die ausdrückliche Wort Christi: die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ Matth. 16. Wie kan sie dann irren?</p> <p>Antwort. Christus redet von der Kirchen/ welche sich auf Christi Wort/ und seine heilige Sacramenten gründet/ was gehet das aber die päbstische Kirch an/ welche mehrentheils auf Menschen-Satzungen sich steuret? freylich so lang die Kirch auf den Felsen Christo bestehen bleibet/ ist sie unüberwindlich: so bald sie aber von dem Evangelio Christi abweichet, da ist es mit ihr aus und kan demnach gar leichtlich durch der Höllen Pforten und menschlichen Aberwitz überwältiget und überschwemmet werden/ wie die Römische Kirch ist überwältiget und überschwemmet worden.</p> <p>VIII. Wann diese Wort Christi/ die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ sollen genommen werden Bedingniß-Weise: daß nemlich die Pforten der Höllen selbige nicht werden überwältigen/ wann sie sich au dem unfehlbahren Wort GOttes halten wird: dann heissen sie ja nur eben so viel: als/ die Kirche kan nicht irren/ wann sie nicht irren wird: dann von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren/ ist eines. Diß wäre aber lächerlich.</p> <p>Antwort. Von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren in Glaubens-Sachen/ und einen Gottgefälligen Wandel führen/ seynd zwar immer zusammen/ aber doch darum nicht eins. So ist auch das Atbem schöpffen und das Leben bey einem Menschen immer zusammen / seynd aber drum nicht eines: Und ist hier nichts lächerlichs/ als nur/ daß die Papisten vermeynen/ sie sässen noch oben auf dem unbeweglichen Felsen der wahren Kirchen/ da sie doch liegen mitten im Schlamm ihres Aberglaubens.</p> <p>IX. Es sagt doch die Schrifft so klärlich/ daß die Kirch nicht fehlen/ oder einigen Irrthum unterworffen seyn könne: warum sollte mans dann dem klaren Wort GOttes nicht zu Lieb glauben wöllen/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ sondern nur halsstarrig gegen den hellen Mond vergeblich anbellen wöllen?</p> <p>Antwort. Die Schrifft sagt/ die unsichtbare Kirche/ so sich eintzig und allein auf GOttes Wort steuret/ könne nicht irren. Was gehet dis der heutigen Römischen Kirchen an / so an statt des göttlichen Worts die päbstische Menschen Fünde hat eingerückt? Zudem treiben die Papisten allhier die Wind-Mühle/ und lauffen gewaltig in die Ründe: Dann / daß die Römische Kirche nicht könne irren/ wöllen sie beweisen aus dem/ weilen solches (ihrem Fürgeben nach) sagt das Wort Gottes: und hingegen, daß das Wort Gottes sage/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ beweisen sie aus dem/ weilen die Römische Kirche sagt/ daß das Wort GOttes sage/ die Römische Kirche könne nicht irren: Haben also die Papisten allhier den Schwindel-Geist. Sägte man demnach besser/ das Wort GOttes seye das unfehlbahre Wort Gottes: daß aber die Römische Kirche nicht fehlen könne/ sage das Wort Gottes nirgend: sondern der Pabst und sein Anhang verdrehen die H. Schrifft auf ihre Kirche wider den klaren Sinn des H. Geistes.</p> <p>X. Spricht doch der heil. Cyprianus Epist. ad Cornel. die Kirche/ welche Christum recht glaubet/ und welche dasjenige/ so sie einmahl recht erkannt und gefasstet hat/ behaltet / selbige wird niemahl von der Wahrheit abweichen. So kan ja die Päbstische Kirche zu keinem Irrthum abweichen und sich verleiten lassen.</p> <p>Antwort. Das Wiederspiel soltet ihr schliessen: Dann weilen die päbstische Kirche Christum nicht recht glaubet/ noch dessen Verdienst/ wie sichs gebührt/ erkennet/ und ergreiffet: sondern immerdar die Verdiensten der Heili- </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0053]
VII. Was ist doch klärlicher als die ausdrückliche Wort Christi: die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ Matth. 16. Wie kan sie dann irren?
Antwort. Christus redet von der Kirchen/ welche sich auf Christi Wort/ und seine heilige Sacramenten gründet/ was gehet das aber die päbstische Kirch an/ welche mehrentheils auf Menschen-Satzungen sich steuret? freylich so lang die Kirch auf den Felsen Christo bestehen bleibet/ ist sie unüberwindlich: so bald sie aber von dem Evangelio Christi abweichet, da ist es mit ihr aus und kan demnach gar leichtlich durch der Höllen Pforten und menschlichen Aberwitz überwältiget und überschwemmet werden/ wie die Römische Kirch ist überwältiget und überschwemmet worden.
VIII. Wann diese Wort Christi/ die Pforten der Höllen sollen die Kirche nicht überwältigen/ sollen genommen werden Bedingniß-Weise: daß nemlich die Pforten der Höllen selbige nicht werden überwältigen/ wann sie sich au dem unfehlbahren Wort GOttes halten wird: dann heissen sie ja nur eben so viel: als/ die Kirche kan nicht irren/ wann sie nicht irren wird: dann von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren/ ist eines. Diß wäre aber lächerlich.
Antwort. Von dem Wort GOttes nicht abweichen/ und nicht irren in Glaubens-Sachen/ und einen Gottgefälligen Wandel führen/ seynd zwar immer zusammen/ aber doch darum nicht eins. So ist auch das Atbem schöpffen und das Leben bey einem Menschen immer zusammen / seynd aber drum nicht eines: Und ist hier nichts lächerlichs/ als nur/ daß die Papisten vermeynen/ sie sässen noch oben auf dem unbeweglichen Felsen der wahren Kirchen/ da sie doch liegen mitten im Schlamm ihres Aberglaubens.
IX. Es sagt doch die Schrifft so klärlich/ daß die Kirch nicht fehlen/ oder einigen Irrthum unterworffen seyn könne: warum sollte mans dann dem klaren Wort GOttes nicht zu Lieb glauben wöllen/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ sondern nur halsstarrig gegen den hellen Mond vergeblich anbellen wöllen?
Antwort. Die Schrifft sagt/ die unsichtbare Kirche/ so sich eintzig und allein auf GOttes Wort steuret/ könne nicht irren. Was gehet dis der heutigen Römischen Kirchen an / so an statt des göttlichen Worts die päbstische Menschen Fünde hat eingerückt? Zudem treiben die Papisten allhier die Wind-Mühle/ und lauffen gewaltig in die Ründe: Dann / daß die Römische Kirche nicht könne irren/ wöllen sie beweisen aus dem/ weilen solches (ihrem Fürgeben nach) sagt das Wort Gottes: und hingegen, daß das Wort Gottes sage/ daß die Römische Kirche nicht irren könne/ beweisen sie aus dem/ weilen die Römische Kirche sagt/ daß das Wort GOttes sage/ die Römische Kirche könne nicht irren: Haben also die Papisten allhier den Schwindel-Geist. Sägte man demnach besser/ das Wort GOttes seye das unfehlbahre Wort Gottes: daß aber die Römische Kirche nicht fehlen könne/ sage das Wort Gottes nirgend: sondern der Pabst und sein Anhang verdrehen die H. Schrifft auf ihre Kirche wider den klaren Sinn des H. Geistes.
X. Spricht doch der heil. Cyprianus Epist. ad Cornel. die Kirche/ welche Christum recht glaubet/ und welche dasjenige/ so sie einmahl recht erkannt und gefasstet hat/ behaltet / selbige wird niemahl von der Wahrheit abweichen. So kan ja die Päbstische Kirche zu keinem Irrthum abweichen und sich verleiten lassen.
Antwort. Das Wiederspiel soltet ihr schliessen: Dann weilen die päbstische Kirche Christum nicht recht glaubet/ noch dessen Verdienst/ wie sichs gebührt/ erkennet/ und ergreiffet: sondern immerdar die Verdiensten der Heili-
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