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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Ehe/ so kan er auch mit seiner Kirchen weiter fehlen/ wann er sein e Freyheit in den Glaubens-Sachen zu urtheilen/ durch das Wort GOttes nicht will beschneiden/ und sich daran verbinden lassen.

XIV. Man kan zwar etliche Fehler dem Pabst und seiner Kirchen nicht absprechen/ welche Fehler aber dieser Kirchen nicht nachtheilig seyen. Zum Exempel (wie unser Arriaga de pontif. n. 51. recht und wohl spricht) es könte die Päbstische Kirche fehlen/ wann ein Pabst zur Päbstischen Würde gelangte/ der selbsten nicht rechtmäßiger Weise wäre zum Priester geweyhet: selbiger würde die Leute seiner Kirchen von den Sünden loßsprechen / und auch andere Priester und Bischöffe weyhen: aber alles ungültig und Krafftloß/ und folglich könte durch solchen Fehler und Irrthum die Päbstische Kirche betrogen werden: aber dieser ist ein geringer Fehler/ und hat nichts mehr zu bedeuten/ als wann ein ander Gemeiner ungültiger Weise geweyheter Bischoff/ und Priester/ andere Bischöffe wiederum / ungültiger Weise/ weyhet/ und die Leute von ihren Sünden ungültiger und krafftloser Weise loßspricht.

Antwort. Wann dieser Fehler nichts zu bedeuten hat/ da/ krafft der Päbstischen Lehr / alle solche Menschen werden von ihren Sünden ungültig loßgesprochen/ und alle solche Priester ungültig eingeweyhet/ so müssen ja die Papisten grobe Gewissen haben/ bey welchen so balcken-dicke Fehler noch für gering und subtil gehalten werden. Ist demnach das Sicherste/ man lasse den Pabst und seine Kirchen mit ihren subtilen und groben Irrthümeren fahren/ und halte sich fest bey dem unfehlbahren Wort GOttes.

XV. Man sage von dem Pabst und seiner Kirchen was man wölle/ so bleibts doch wahr: die Römische Kirche ist die uhralte Mutter/ in deren Schooß man beständig ruhen/ und beharren muß/ biß zum letzten Athem/ und haben die junge Evangelische Brütlinge des Luthers gar übel daran gehandelt/ daß sie diese alte Mutter verlassen haben.

Antwort. Die Jüdische Kirche war auch eine uhralte Mutter/ und dannoch spricht GOtt: Oseae 2. Eure Mutter sollt ihr straffen/ dann sie ist nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben/ sie hat gehuret/ sc. Weilen dann auch diese Mutter/ die Päbstische Kirche / wegen vieler abscheuligen Greuelen/ sich für GOtt gar unkeusch gebärdet/ so sprechen die Evangelischen/ nach dem Geheiß GOttes/ das Urtheil darüber/ und sagen/ sie seye eine Hur und Ehebrecherin für GOtt. Und hiermit seynd wir von dieser alten Mutter mit gutem Gewissen geschieden.

Das zweyte Capitel.

Von der heiligen Schrifft.

Ob die Heil. Schrifft allein seye Richter in Glaubens-Sachen/ und eine Regul und Richt-Schnur/ nach welcher alle Religions-Streitigkeiten müssen entschieden werden?

HIerauf sagen die Papisten Nein/ wir aber Ja/ und haben dessen folgende Gründe/ und Beweißthum.

Dann erstlich: das auserwehlte Rüstzeug Paulus hat neben anderen Vermahnungen/ so er seinen Thessalonichern (und unter ihrem Nahmen

Ehe/ so kan er auch mit seiner Kirchen weiter fehlen/ wann er sein e Freyheit in den Glaubens-Sachen zu urtheilen/ durch das Wort GOttes nicht will beschneiden/ und sich daran verbinden lassen.

XIV. Man kan zwar etliche Fehler dem Pabst und seiner Kirchen nicht absprechen/ welche Fehler aber dieser Kirchen nicht nachtheilig seyen. Zum Exempel (wie unser Arriaga de pontif. n. 51. recht und wohl spricht) es könte die Päbstische Kirche fehlen/ wann ein Pabst zur Päbstischen Würde gelangte/ der selbsten nicht rechtmäßiger Weise wäre zum Priester geweyhet: selbiger würde die Leute seiner Kirchen von den Sünden loßsprechen / und auch andere Priester und Bischöffe weyhen: aber alles ungültig und Krafftloß/ und folglich könte durch solchen Fehler und Irrthum die Päbstische Kirche betrogen werden: aber dieser ist ein geringer Fehler/ und hat nichts mehr zu bedeuten/ als wann ein ander Gemeiner ungültiger Weise geweyheter Bischoff/ und Priester/ andere Bischöffe wiederum / ungültiger Weise/ weyhet/ und die Leute von ihren Sünden ungültiger und krafftloser Weise loßspricht.

Antwort. Wann dieser Fehler nichts zu bedeuten hat/ da/ krafft der Päbstischen Lehr / alle solche Menschen werden von ihren Sünden ungültig loßgesprochen/ und alle solche Priester ungültig eingeweyhet/ so müssen ja die Papisten grobe Gewissen haben/ bey welchen so balcken-dicke Fehler noch für gering und subtil gehalten werden. Ist demnach das Sicherste/ man lasse den Pabst und seine Kirchen mit ihren subtilen und groben Irrthümeren fahren/ und halte sich fest bey dem unfehlbahren Wort GOttes.

XV. Man sage von dem Pabst und seiner Kirchen was man wölle/ so bleibts doch wahr: die Römische Kirche ist die uhralte Mutter/ in deren Schooß man beständig ruhen/ und beharren muß/ biß zum letzten Athem/ und haben die junge Evangelische Brütlinge des Luthers gar übel daran gehandelt/ daß sie diese alte Mutter verlassen haben.

Antwort. Die Jüdische Kirche war auch eine uhralte Mutter/ und dannoch spricht GOtt: Oseae 2. Eure Mutter sollt ihr straffen/ dann sie ist nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben/ sie hat gehuret/ sc. Weilen dann auch diese Mutter/ die Päbstische Kirche / wegen vieler abscheuligen Greuelen/ sich für GOtt gar unkeusch gebärdet/ so sprechen die Evangelischen/ nach dem Geheiß GOttes/ das Urtheil darüber/ und sagen/ sie seye eine Hur und Ehebrecherin für GOtt. Und hiermit seynd wir von dieser alten Mutter mit gutem Gewissen geschieden.

Das zweyte Capitel.

Von der heiligen Schrifft.

Ob die Heil. Schrifft allein seye Richter in Glaubens-Sachen/ und eine Regul und Richt-Schnur/ nach welcher alle Religions-Streitigkeiten müssen entschieden werden?

HIerauf sagen die Papisten Nein/ wir aber Ja/ und haben dessen folgende Gründe/ und Beweißthum.

Dann erstlich: das auserwehlte Rüstzeug Paulus hat neben anderen Vermahnungen/ so er seinen Thessalonichern (und unter ihrem Nahmen

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Ehe/ so kan er auch mit seiner Kirchen weiter            fehlen/ wann er sein e Freyheit in den Glaubens-Sachen zu urtheilen/ durch das Wort            GOttes nicht will beschneiden/ und sich daran verbinden lassen.</p>
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        <p>XV. Man sage von dem Pabst und seiner Kirchen was man wölle/ so bleibts doch wahr: die            Römische Kirche ist die uhralte Mutter/ in deren Schooß man beständig ruhen/ und            beharren muß/ biß zum letzten Athem/ und haben die junge Evangelische Brütlinge des            Luthers gar übel daran gehandelt/ daß sie diese alte Mutter verlassen haben.</p>
        <p>Antwort. Die Jüdische Kirche war auch eine uhralte Mutter/ und dannoch spricht GOtt:            Oseae 2. Eure Mutter sollt ihr straffen/ dann sie ist nicht mein Weib/ und ich will sie            nicht haben/ sie hat gehuret/ sc. Weilen dann auch diese Mutter/ die Päbstische Kirche           / wegen vieler abscheuligen Greuelen/ sich für GOtt gar unkeusch gebärdet/ so sprechen            die Evangelischen/ nach dem Geheiß GOttes/ das Urtheil darüber/ und sagen/ sie seye            eine Hur und Ehebrecherin für GOtt. Und hiermit seynd wir von dieser alten Mutter mit            gutem Gewissen geschieden.</p>
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[35/0055] Ehe/ so kan er auch mit seiner Kirchen weiter fehlen/ wann er sein e Freyheit in den Glaubens-Sachen zu urtheilen/ durch das Wort GOttes nicht will beschneiden/ und sich daran verbinden lassen. XIV. Man kan zwar etliche Fehler dem Pabst und seiner Kirchen nicht absprechen/ welche Fehler aber dieser Kirchen nicht nachtheilig seyen. Zum Exempel (wie unser Arriaga de pontif. n. 51. recht und wohl spricht) es könte die Päbstische Kirche fehlen/ wann ein Pabst zur Päbstischen Würde gelangte/ der selbsten nicht rechtmäßiger Weise wäre zum Priester geweyhet: selbiger würde die Leute seiner Kirchen von den Sünden loßsprechen / und auch andere Priester und Bischöffe weyhen: aber alles ungültig und Krafftloß/ und folglich könte durch solchen Fehler und Irrthum die Päbstische Kirche betrogen werden: aber dieser ist ein geringer Fehler/ und hat nichts mehr zu bedeuten/ als wann ein ander Gemeiner ungültiger Weise geweyheter Bischoff/ und Priester/ andere Bischöffe wiederum / ungültiger Weise/ weyhet/ und die Leute von ihren Sünden ungültiger und krafftloser Weise loßspricht. Antwort. Wann dieser Fehler nichts zu bedeuten hat/ da/ krafft der Päbstischen Lehr / alle solche Menschen werden von ihren Sünden ungültig loßgesprochen/ und alle solche Priester ungültig eingeweyhet/ so müssen ja die Papisten grobe Gewissen haben/ bey welchen so balcken-dicke Fehler noch für gering und subtil gehalten werden. Ist demnach das Sicherste/ man lasse den Pabst und seine Kirchen mit ihren subtilen und groben Irrthümeren fahren/ und halte sich fest bey dem unfehlbahren Wort GOttes. XV. Man sage von dem Pabst und seiner Kirchen was man wölle/ so bleibts doch wahr: die Römische Kirche ist die uhralte Mutter/ in deren Schooß man beständig ruhen/ und beharren muß/ biß zum letzten Athem/ und haben die junge Evangelische Brütlinge des Luthers gar übel daran gehandelt/ daß sie diese alte Mutter verlassen haben. Antwort. Die Jüdische Kirche war auch eine uhralte Mutter/ und dannoch spricht GOtt: Oseae 2. Eure Mutter sollt ihr straffen/ dann sie ist nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben/ sie hat gehuret/ sc. Weilen dann auch diese Mutter/ die Päbstische Kirche / wegen vieler abscheuligen Greuelen/ sich für GOtt gar unkeusch gebärdet/ so sprechen die Evangelischen/ nach dem Geheiß GOttes/ das Urtheil darüber/ und sagen/ sie seye eine Hur und Ehebrecherin für GOtt. Und hiermit seynd wir von dieser alten Mutter mit gutem Gewissen geschieden. Das zweyte Capitel. Von der heiligen Schrifft. Ob die Heil. Schrifft allein seye Richter in Glaubens-Sachen/ und eine Regul und Richt-Schnur/ nach welcher alle Religions-Streitigkeiten müssen entschieden werden? HIerauf sagen die Papisten Nein/ wir aber Ja/ und haben dessen folgende Gründe/ und Beweißthum. Dann erstlich: das auserwehlte Rüstzeug Paulus hat neben anderen Vermahnungen/ so er seinen Thessalonichern (und unter ihrem Nahmen

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/55>, abgerufen am 23.11.2024.