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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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streitende Kirche behten werde/ wie dan der heilige Johannes Offenbahrung cap. 5. v. 8. gesehen hat güldene Schaalen voll Rauchwercks/ welches seynd die Gebehte der Heiligen / und Auserwehlten GOttes: so ruffen sie doch dessentwegen Lutherum nicht an um eine Fürbitte/ weilen sie von solcher Anruffung weder GOttes Befehl/ noch einige Gewißheit haben/ daß Lutherus oder andere Verstorbene im Himmel ihre Anruffung vernehmen: auch Paulus/ der doch den seinigen nichts verhalten: sondern ihnen verkündiget hat allen Raht GOttes Actor. 20. v. 27. zu dieser Anruffung der Verstorbenen nirgend gerahten hat. Wan auch die Lutheraner den Lutherum mit einer Rubricken in den Calender eingetragen haben / so haben sie freylich solches ihm zu Ehren gethan/ seine preißwürdige Gedächtnüß dardurch zu erhalten/ nicht aber auf Papistische Weise ihn zu canonisiren/ und wegen seines Verdienstes für GOTT zur öffentlichen Anruffung fürzustellen: dan die Lutheraner wissen wohl/ daß man ans dem Calender eben so wenig die Heiligkeit eines Verstorbenen/ als die Veränderung des Gewitters beweisen könne/ und auch die Nahmen der Tagen im Calender nicht von den Heiligen: sondern von den Heydnischen Götzen/ Son/ Mohn/ Mars, Mercurius, Jupiter, Venus, Saturnus, entlehnet seyn.

Sieben und viertzigste Papistische Ursache

Weilen bey den Lutheranern keine Jungfrauschafft zu finden; als welche laut ihrer Lehre / ein ummögliches Wesen ist/ da doch Christus der HErr von seiner Kirchen gesagt: Matth. 19. Sunt qui se ipsos castraverunt propter regnum coelorum. Es seynd etliche die sich selbst verschnitten haben ums Himmelreich. So meldet auch St. Johannes in seiner Offenbahrung/ daß er im Reiche GOttes deren hundert vier und viertzig tausend gesehen / so von keiner Heyraht was gewust haben/ sondern in ihrer Jungferschafft verblieben seyn Apoc. 14.

Sieben und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Es lehren die Lutheraner nicht/ daß die Jungfrauschafft ein unmögliches Wesen sey: sondern sie sprechen mit Christo Matth. 19. v. 12. Wer es fassen mag/ der fasse es: und lassen einem jeden seine Freyheit. Wan aber die Papisten so viel Rühmens machen von der Menge derer/ so sich bey ihnen verschnitten haben ums Himmelreich/ so wäre zu wünschen / daß sie der Pabst nur recht verschnitte/ so würde das ärgerliche Leben der Verschnittenen aufgehoben werden. Im übrigen hat der Heilige Johannes in seiner Offenbahrung cap. 14. nicht gesehen solche Jungfrauen/ die von keiner Heyraht was gewust haben/ und deswegen dem Lamm folgen solten: dann es schreibt Johannes daselbst v. 4. Diese seynds die mit Weibern nicht beflecket seyn: nun aber werden die Ehe-Leute durch die eheliche Beywohnung nicht beflecket: dan die Epistel zu den Hebreern c. 13. v. 4. nennet das Ehe-Bette unbeflecket/ und folgens müsten alle fromme Ehe-Leute dem Lamm folgen: sondern weilen der Heilige Johannes in dem vorhergehenden Cap. v. 5. 6. 7. 8. gesehen hatte/ daß alle die / deren Nahmen nicht geschrieben stehn in dem lebendigen Buch des Lammes/ durch Abgötterey des Thieres sich verunreiniget hatten/ so schreibt er darauff im nechst fol-

streitende Kirche behten werde/ wie dan der heilige Johannes Offenbahrung cap. 5. v. 8. gesehen hat güldene Schaalen voll Rauchwercks/ welches seynd die Gebehte der Heiligen / und Auserwehlten GOttes: so ruffen sie doch dessentwegen Lutherum nicht an um eine Fürbitte/ weilen sie von solcher Anruffung weder GOttes Befehl/ noch einige Gewißheit haben/ daß Lutherus oder andere Verstorbene im Himmel ihre Anruffung vernehmen: auch Paulus/ der doch den seinigen nichts verhalten: sondern ihnen verkündiget hat allen Raht GOttes Actor. 20. v. 27. zu dieser Anruffung der Verstorbenen nirgend gerahten hat. Wan auch die Lutheraner den Lutherum mit einer Rubricken in den Calender eingetragen haben / so haben sie freylich solches ihm zu Ehren gethan/ seine preißwürdige Gedächtnüß dardurch zu erhalten/ nicht aber auf Papistische Weise ihn zu canonisiren/ und wegen seines Verdienstes für GOTT zur öffentlichen Anruffung fürzustellen: dan die Lutheraner wissen wohl/ daß man ans dem Calender eben so wenig die Heiligkeit eines Verstorbenen/ als die Veränderung des Gewitters beweisen könne/ und auch die Nahmen der Tagen im Calender nicht von den Heiligen: sondern von den Heydnischen Götzen/ Son/ Mohn/ Mars, Mercurius, Jupiter, Venus, Saturnus, entlehnet seyn.

Sieben und viertzigste Papistische Ursache

Weilen bey den Lutheranern keine Jungfrauschafft zu finden; als welche laut ihrer Lehre / ein ummögliches Wesen ist/ da doch Christus der HErr von seiner Kirchen gesagt: Matth. 19. Sunt qui se ipsos castraverunt propter regnum coelorum. Es seynd etliche die sich selbst verschnitten haben ums Him̃elreich. So meldet auch St. Johannes in seiner Offenbahrung/ daß er im Reiche GOttes deren hundert vier und viertzig tausend gesehen / so von keiner Heyraht was gewust haben/ sondern in ihrer Jungferschafft verblieben seyn Apoc. 14.

Sieben und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Es lehren die Lutheraner nicht/ daß die Jungfrauschafft ein unmögliches Wesen sey: sondern sie sprechen mit Christo Matth. 19. v. 12. Wer es fassen mag/ der fasse es: und lassen einem jeden seine Freyheit. Wan aber die Papisten so viel Rühmens machen von der Menge derer/ so sich bey ihnen verschnitten haben ums Himmelreich/ so wäre zu wünschen / daß sie der Pabst nur recht verschnitte/ so würde das ärgerliche Leben der Verschnittenen aufgehoben werden. Im übrigen hat der Heilige Johannes in seiner Offenbahrung cap. 14. nicht gesehen solche Jungfrauen/ die von keiner Heyraht was gewust haben/ und deswegen dem Lamm folgen solten: dann es schreibt Johannes daselbst v. 4. Diese seynds die mit Weibern nicht beflecket seyn: nun aber werden die Ehe-Leute durch die eheliche Beywohnung nicht beflecket: dan die Epistel zu den Hebreern c. 13. v. 4. nennet das Ehe-Bette unbeflecket/ und folgens müsten alle fromme Ehe-Leute dem Lamm folgen: sondern weilen der Heilige Johannes in dem vorhergehenden Cap. v. 5. 6. 7. 8. gesehen hatte/ daß alle die / deren Nahmen nicht geschrieben stehn in dem lebendigen Buch des Lammes/ durch Abgötterey des Thieres sich verunreiniget hatten/ so schreibt er darauff im nechst fol-

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streitende Kirche behten werde/ wie dan der heilige Johannes Offenbahrung cap. 5. v. 8.            gesehen hat güldene Schaalen voll Rauchwercks/ welches seynd die Gebehte der Heiligen /            und Auserwehlten GOttes: so ruffen sie doch dessentwegen Lutherum nicht an um eine            Fürbitte/ weilen sie von solcher Anruffung weder GOttes Befehl/ noch einige Gewißheit            haben/ daß Lutherus oder andere Verstorbene im Himmel ihre Anruffung vernehmen: auch            Paulus/ der doch den seinigen nichts verhalten: sondern ihnen verkündiget hat allen Raht            GOttes Actor. 20. v. 27. zu dieser Anruffung der Verstorbenen nirgend gerahten hat. Wan            auch die Lutheraner den Lutherum mit einer Rubricken in den Calender eingetragen haben /            so haben sie freylich solches ihm zu Ehren gethan/ seine preißwürdige Gedächtnüß dardurch            zu erhalten/ nicht aber auf Papistische Weise ihn zu canonisiren/ und wegen seines            Verdienstes für GOTT zur öffentlichen Anruffung fürzustellen: dan die Lutheraner wissen            wohl/ daß man ans dem Calender eben so wenig die Heiligkeit eines Verstorbenen/ als die            Veränderung des Gewitters beweisen könne/ und auch die Nahmen der Tagen im Calender nicht            von den Heiligen: sondern von den Heydnischen Götzen/ Son/ Mohn/ Mars, Mercurius,            Jupiter, Venus, Saturnus, entlehnet seyn.</p>
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        <p>Sieben und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache.</p>
        <p>Es lehren die Lutheraner nicht/ daß die Jungfrauschafft ein unmögliches Wesen sey:            sondern sie sprechen mit Christo Matth. 19. v. 12. Wer es fassen mag/ der fasse es: und            lassen einem jeden seine Freyheit. Wan aber die Papisten so viel Rühmens machen von der            Menge derer/ so sich bey ihnen verschnitten haben ums Himmelreich/ so wäre zu wünschen /            daß sie der Pabst nur recht verschnitte/ so würde das ärgerliche Leben der Verschnittenen            aufgehoben werden. Im übrigen hat der Heilige Johannes in seiner Offenbahrung cap. 14.            nicht gesehen solche Jungfrauen/ die von keiner Heyraht was gewust haben/ und deswegen            dem Lamm folgen solten: dann es schreibt Johannes daselbst v. 4. Diese seynds die mit            Weibern nicht beflecket seyn: nun aber werden die Ehe-Leute durch die eheliche Beywohnung            nicht beflecket: dan die Epistel zu den Hebreern c. 13. v. 4. nennet das Ehe-Bette            unbeflecket/ und folgens müsten alle fromme Ehe-Leute dem Lamm folgen: sondern weilen der            Heilige Johannes in dem vorhergehenden Cap. v. 5. 6. 7. 8. gesehen hatte/ daß alle die /            deren Nahmen nicht geschrieben stehn in dem lebendigen Buch des Lammes/ durch Abgötterey            des Thieres sich verunreiniget hatten/ so schreibt er darauff im nechst fol-
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[33/0621] streitende Kirche behten werde/ wie dan der heilige Johannes Offenbahrung cap. 5. v. 8. gesehen hat güldene Schaalen voll Rauchwercks/ welches seynd die Gebehte der Heiligen / und Auserwehlten GOttes: so ruffen sie doch dessentwegen Lutherum nicht an um eine Fürbitte/ weilen sie von solcher Anruffung weder GOttes Befehl/ noch einige Gewißheit haben/ daß Lutherus oder andere Verstorbene im Himmel ihre Anruffung vernehmen: auch Paulus/ der doch den seinigen nichts verhalten: sondern ihnen verkündiget hat allen Raht GOttes Actor. 20. v. 27. zu dieser Anruffung der Verstorbenen nirgend gerahten hat. Wan auch die Lutheraner den Lutherum mit einer Rubricken in den Calender eingetragen haben / so haben sie freylich solches ihm zu Ehren gethan/ seine preißwürdige Gedächtnüß dardurch zu erhalten/ nicht aber auf Papistische Weise ihn zu canonisiren/ und wegen seines Verdienstes für GOTT zur öffentlichen Anruffung fürzustellen: dan die Lutheraner wissen wohl/ daß man ans dem Calender eben so wenig die Heiligkeit eines Verstorbenen/ als die Veränderung des Gewitters beweisen könne/ und auch die Nahmen der Tagen im Calender nicht von den Heiligen: sondern von den Heydnischen Götzen/ Son/ Mohn/ Mars, Mercurius, Jupiter, Venus, Saturnus, entlehnet seyn. Sieben und viertzigste Papistische Ursache Weilen bey den Lutheranern keine Jungfrauschafft zu finden; als welche laut ihrer Lehre / ein ummögliches Wesen ist/ da doch Christus der HErr von seiner Kirchen gesagt: Matth. 19. Sunt qui se ipsos castraverunt propter regnum coelorum. Es seynd etliche die sich selbst verschnitten haben ums Him̃elreich. So meldet auch St. Johannes in seiner Offenbahrung/ daß er im Reiche GOttes deren hundert vier und viertzig tausend gesehen / so von keiner Heyraht was gewust haben/ sondern in ihrer Jungferschafft verblieben seyn Apoc. 14. Sieben und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache. Es lehren die Lutheraner nicht/ daß die Jungfrauschafft ein unmögliches Wesen sey: sondern sie sprechen mit Christo Matth. 19. v. 12. Wer es fassen mag/ der fasse es: und lassen einem jeden seine Freyheit. Wan aber die Papisten so viel Rühmens machen von der Menge derer/ so sich bey ihnen verschnitten haben ums Himmelreich/ so wäre zu wünschen / daß sie der Pabst nur recht verschnitte/ so würde das ärgerliche Leben der Verschnittenen aufgehoben werden. Im übrigen hat der Heilige Johannes in seiner Offenbahrung cap. 14. nicht gesehen solche Jungfrauen/ die von keiner Heyraht was gewust haben/ und deswegen dem Lamm folgen solten: dann es schreibt Johannes daselbst v. 4. Diese seynds die mit Weibern nicht beflecket seyn: nun aber werden die Ehe-Leute durch die eheliche Beywohnung nicht beflecket: dan die Epistel zu den Hebreern c. 13. v. 4. nennet das Ehe-Bette unbeflecket/ und folgens müsten alle fromme Ehe-Leute dem Lamm folgen: sondern weilen der Heilige Johannes in dem vorhergehenden Cap. v. 5. 6. 7. 8. gesehen hatte/ daß alle die / deren Nahmen nicht geschrieben stehn in dem lebendigen Buch des Lammes/ durch Abgötterey des Thieres sich verunreiniget hatten/ so schreibt er darauff im nechst fol-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/621>, abgerufen am 23.11.2024.