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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Verstand/ daß ihnen nicht scheinet die Erleuchtung des Evangeliums von der Klahrheit Christi. Und obschon irrgend an einen Ort etwas/ so zu unser Seeligkeit vonnöthen / dunckel geredet wird/ so wird doch dasselbige an andern Orten der Schrift gantz hell und deutlich erklährt: und wann also die Sprüch gegen einander gehalten werden/ so findet sich die Klarheit der Schrift fein richtig und augenscheinlich/ also daß auch die kleinen Kinder selbige verstehen mögen: wie dann Paulus vom Timotheo spricht: Er habe von Kindheit auf die Heil. Schrifft gewust. 2. Tim. 3. v. 15.

II. Als der Kämmerling der Königin Candaces auf dem Wagen laß den Propheten Esaias. sprach zu ihm Philippus: Meynst du/ daß du auch verstehst/ was du liefest? er aber sprach: Wie kan ichs/ so mich nicht jemand unterweiset? Act. 8. v. 28. So ist ja die Schrifft an sich selbsten dunckel.

Antwort. Man sagt auch nicht/ daß alle Stellen der Heil. Schrift so hell und klar seyen / daß sie von jedem im ersten Anblick können ergriffen werden: dann auch viele Stellen der Heil. Schrift geben dem Pabst und Päbstischen Theologen gnug zu schaffen: sondern man sagt / daß die Haupt-Puncten des seligmachenden Glaubens nicht zwar an einem/ sondern an unterschiedenen Orten der Schrift/ wie selbige jetzt durch den Zusatz des Evangelii/ und der Apostolischen Schriften ist eingerichtet/ so deutlich vom Heil. Geist seynd ausgedrückt/ daß man darum nicht Noht hat nach Rom zum Pabst zu senden/ sich allda Bescheidts zu erhohlen.

III. Die Aposteln/ selbsten haben nicht allemahl die Schrifft verstanden: Dann als Christus mit ihnen redete von seinem Leyden/ sagt die Schrifft: Sie vernahmen nichts darvon/ und die Rede war ihnen verborgen Luc. 18. v. 39. so muß ja vielmehr andern Leuten die Schrifft dunckel und unklar seyen.

Antwort. Die Aposteln waren damahls noch nicht mit dem H. Geist erfüllet/ noch die Evangelia vom Leyden Christi beschrieben: wie reimet sich das auf die jetzige Zeiten?

IV. Spricht doch St. Petrus selbst/ daß in den Episteln Pauli etliche Ding schwer zu verstehen seyn/ welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtsertigen. 2. Petr. 3. v. 16.

Antwort. Wohlan ists schon etliches/ so ists doch drum nicht alles schwer und dunckel / sondern leicht und klar: gleich wie auf Erden/ weilen etliche Stunden Nacht ist/ so ist es die andern Stunden Tag/ und was St. Paulus an einem Ort kurtz und nicht so gar ausführlich fürbringt/ dasselbige erklärt er an einem andern Ort weitläufftiger und verständlicher. So ist auch die Schreibens-Art Pauli nicht schwer/ und dunckel: sondern es seynd nur hohe Geheimnissen in den Schrifften Pauli enthalten. Uber das/ so wirfft S. Petrus die Schuld nicht auf die Schrifften Pauli: sondern auf die ungelehrige und leichtfertige Leute/ welche das Wort GOttes/ wie dann auch die andere Schrifften / verwirren: dann es kan nichts so klärlich geredet/ noch geschrieben werden/ daß von verwegenen leichtfertigen Leuten/ so nach Art der Papisten/ mit falscher und gezwungener Auslegung die Schrifft radbrechen wollen/ nicht könne auf einen wiederwertigen Verstand gedeutet/ und gezogen werden: wie hievon die vielfältige Verkehrungen/ so die Ketzer dißfals muthwillig zu üben pflegen/ gnugsam am Tag seyn: und also kan einer

Verstand/ daß ihnen nicht scheinet die Erleuchtung des Evangeliums von der Klahrheit Christi. Und obschon irrgend an einen Ort etwas/ so zu unser Seeligkeit vonnöthen / dunckel geredet wird/ so wird doch dasselbige an andern Orten der Schrift gantz hell und deutlich erklährt: und wann also die Sprüch gegen einander gehalten werden/ so findet sich die Klarheit der Schrift fein richtig und augenscheinlich/ also daß auch die kleinen Kinder selbige verstehen mögen: wie dann Paulus vom Timotheo spricht: Er habe von Kindheit auf die Heil. Schrifft gewust. 2. Tim. 3. v. 15.

II. Als der Kämmerling der Königin Candaces auf dem Wagen laß den Propheten Esaias. sprach zu ihm Philippus: Meynst du/ daß du auch verstehst/ was du liefest? er aber sprach: Wie kan ichs/ so mich nicht jemand unterweiset? Act. 8. v. 28. So ist ja die Schrifft an sich selbsten dunckel.

Antwort. Man sagt auch nicht/ daß alle Stellen der Heil. Schrift so hell und klar seyen / daß sie von jedem im ersten Anblick können ergriffen werden: dann auch viele Stellen der Heil. Schrift geben dem Pabst und Päbstischen Theologen gnug zu schaffen: sondern man sagt / daß die Haupt-Puncten des seligmachenden Glaubens nicht zwar an einem/ sondern an unterschiedenen Orten der Schrift/ wie selbige jetzt durch den Zusatz des Evangelii/ und der Apostolischen Schriften ist eingerichtet/ so deutlich vom Heil. Geist seynd ausgedrückt/ daß man darum nicht Noht hat nach Rom zum Pabst zu senden/ sich allda Bescheidts zu erhohlen.

III. Die Aposteln/ selbsten haben nicht allemahl die Schrifft verstanden: Dann als Christus mit ihnen redete von seinem Leyden/ sagt die Schrifft: Sie vernahmen nichts darvon/ und die Rede war ihnen verborgen Luc. 18. v. 39. so muß ja vielmehr andern Leuten die Schrifft dunckel und unklar seyen.

Antwort. Die Aposteln waren damahls noch nicht mit dem H. Geist erfüllet/ noch die Evangelia vom Leyden Christi beschrieben: wie reimet sich das auf die jetzige Zeiten?

IV. Spricht doch St. Petrus selbst/ daß in den Episteln Pauli etliche Ding schwer zu verstehen seyn/ welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtsertigen. 2. Petr. 3. v. 16.

Antwort. Wohlan ists schon etliches/ so ists doch drum nicht alles schwer und dunckel / sondern leicht und klar: gleich wie auf Erden/ weilen etliche Stunden Nacht ist/ so ist es die andern Stunden Tag/ und was St. Paulus an einem Ort kurtz und nicht so gar ausführlich fürbringt/ dasselbige erklärt er an einem andern Ort weitläufftiger und verständlicher. So ist auch die Schreibens-Art Pauli nicht schwer/ und dunckel: sondern es seynd nur hohe Geheimnissen in den Schrifften Pauli enthalten. Uber das/ so wirfft S. Petrus die Schuld nicht auf die Schrifften Pauli: sondern auf die ungelehrige und leichtfertige Leute/ welche das Wort GOttes/ wie dann auch die andere Schrifften / verwirren: dann es kan nichts so klärlich geredet/ noch geschrieben werden/ daß von verwegenen leichtfertigen Leuten/ so nach Art der Papisten/ mit falscher und gezwungener Auslegung die Schrifft radbrechen wollen/ nicht könne auf einen wiederwertigen Verstand gedeutet/ und gezogen werden: wie hievon die vielfältige Verkehrungen/ so die Ketzer dißfals muthwillig zu üben pflegen/ gnugsam am Tag seyn: und also kan einer

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        <p>II. Als der Kämmerling der Königin Candaces auf dem Wagen laß den Propheten Esaias.            sprach zu ihm Philippus: Meynst du/ daß du auch verstehst/ was du liefest? er aber            sprach: Wie kan ichs/ so mich nicht jemand unterweiset? Act. 8. v. 28. So ist ja die            Schrifft an sich selbsten dunckel.</p>
        <p>Antwort. Man sagt auch nicht/ daß alle Stellen der Heil. Schrift so hell und klar seyen           / daß sie von jedem im ersten Anblick können ergriffen werden: dann auch viele Stellen der            Heil. Schrift geben dem Pabst und Päbstischen Theologen gnug zu schaffen: sondern man sagt           / daß die Haupt-Puncten des seligmachenden Glaubens nicht zwar an einem/ sondern an            unterschiedenen Orten der Schrift/ wie selbige jetzt durch den Zusatz des Evangelii/ und            der Apostolischen Schriften ist eingerichtet/ so deutlich vom Heil. Geist seynd            ausgedrückt/ daß man darum nicht Noht hat nach Rom zum Pabst zu senden/ sich allda            Bescheidts zu erhohlen.</p>
        <p>III. Die Aposteln/ selbsten haben nicht allemahl die Schrifft verstanden: Dann als            Christus mit ihnen redete von seinem Leyden/ sagt die Schrifft: Sie vernahmen nichts            darvon/ und die Rede war ihnen verborgen Luc. 18. v. 39. so muß ja vielmehr andern Leuten            die Schrifft dunckel und unklar seyen.</p>
        <p>Antwort. Die Aposteln waren damahls noch nicht mit dem H. Geist erfüllet/ noch die            Evangelia vom Leyden Christi beschrieben: wie reimet sich das auf die jetzige Zeiten?</p>
        <p>IV. Spricht doch St. Petrus selbst/ daß in den Episteln Pauli etliche Ding schwer zu            verstehen seyn/ welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtsertigen. 2. Petr. 3. v.            16.</p>
        <p>Antwort. Wohlan ists schon etliches/ so ists doch drum nicht alles schwer und dunckel /            sondern leicht und klar: gleich wie auf Erden/ weilen etliche Stunden Nacht ist/ so ist            es die andern Stunden Tag/ und was St. Paulus an einem Ort kurtz und nicht so gar            ausführlich fürbringt/ dasselbige erklärt er an einem andern Ort weitläufftiger und            verständlicher. So ist auch die Schreibens-Art Pauli nicht schwer/ und dunckel: sondern            es seynd nur hohe Geheimnissen in den Schrifften Pauli enthalten. Uber das/ so wirfft S.            Petrus die Schuld nicht auf die Schrifften Pauli: sondern auf die ungelehrige und            leichtfertige Leute/ welche das Wort GOttes/ wie dann auch die andere Schrifften /            verwirren: dann es kan nichts so klärlich geredet/ noch geschrieben werden/ daß von            verwegenen leichtfertigen Leuten/ so nach Art der Papisten/ mit falscher und gezwungener            Auslegung die Schrifft radbrechen wollen/ nicht könne auf einen wiederwertigen Verstand            gedeutet/ und gezogen werden: wie hievon die vielfältige Verkehrungen/ so die Ketzer            dißfals muthwillig zu üben pflegen/ gnugsam am Tag seyn: und also kan einer
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[46/0066] Verstand/ daß ihnen nicht scheinet die Erleuchtung des Evangeliums von der Klahrheit Christi. Und obschon irrgend an einen Ort etwas/ so zu unser Seeligkeit vonnöthen / dunckel geredet wird/ so wird doch dasselbige an andern Orten der Schrift gantz hell und deutlich erklährt: und wann also die Sprüch gegen einander gehalten werden/ so findet sich die Klarheit der Schrift fein richtig und augenscheinlich/ also daß auch die kleinen Kinder selbige verstehen mögen: wie dann Paulus vom Timotheo spricht: Er habe von Kindheit auf die Heil. Schrifft gewust. 2. Tim. 3. v. 15. II. Als der Kämmerling der Königin Candaces auf dem Wagen laß den Propheten Esaias. sprach zu ihm Philippus: Meynst du/ daß du auch verstehst/ was du liefest? er aber sprach: Wie kan ichs/ so mich nicht jemand unterweiset? Act. 8. v. 28. So ist ja die Schrifft an sich selbsten dunckel. Antwort. Man sagt auch nicht/ daß alle Stellen der Heil. Schrift so hell und klar seyen / daß sie von jedem im ersten Anblick können ergriffen werden: dann auch viele Stellen der Heil. Schrift geben dem Pabst und Päbstischen Theologen gnug zu schaffen: sondern man sagt / daß die Haupt-Puncten des seligmachenden Glaubens nicht zwar an einem/ sondern an unterschiedenen Orten der Schrift/ wie selbige jetzt durch den Zusatz des Evangelii/ und der Apostolischen Schriften ist eingerichtet/ so deutlich vom Heil. Geist seynd ausgedrückt/ daß man darum nicht Noht hat nach Rom zum Pabst zu senden/ sich allda Bescheidts zu erhohlen. III. Die Aposteln/ selbsten haben nicht allemahl die Schrifft verstanden: Dann als Christus mit ihnen redete von seinem Leyden/ sagt die Schrifft: Sie vernahmen nichts darvon/ und die Rede war ihnen verborgen Luc. 18. v. 39. so muß ja vielmehr andern Leuten die Schrifft dunckel und unklar seyen. Antwort. Die Aposteln waren damahls noch nicht mit dem H. Geist erfüllet/ noch die Evangelia vom Leyden Christi beschrieben: wie reimet sich das auf die jetzige Zeiten? IV. Spricht doch St. Petrus selbst/ daß in den Episteln Pauli etliche Ding schwer zu verstehen seyn/ welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtsertigen. 2. Petr. 3. v. 16. Antwort. Wohlan ists schon etliches/ so ists doch drum nicht alles schwer und dunckel / sondern leicht und klar: gleich wie auf Erden/ weilen etliche Stunden Nacht ist/ so ist es die andern Stunden Tag/ und was St. Paulus an einem Ort kurtz und nicht so gar ausführlich fürbringt/ dasselbige erklärt er an einem andern Ort weitläufftiger und verständlicher. So ist auch die Schreibens-Art Pauli nicht schwer/ und dunckel: sondern es seynd nur hohe Geheimnissen in den Schrifften Pauli enthalten. Uber das/ so wirfft S. Petrus die Schuld nicht auf die Schrifften Pauli: sondern auf die ungelehrige und leichtfertige Leute/ welche das Wort GOttes/ wie dann auch die andere Schrifften / verwirren: dann es kan nichts so klärlich geredet/ noch geschrieben werden/ daß von verwegenen leichtfertigen Leuten/ so nach Art der Papisten/ mit falscher und gezwungener Auslegung die Schrifft radbrechen wollen/ nicht könne auf einen wiederwertigen Verstand gedeutet/ und gezogen werden: wie hievon die vielfältige Verkehrungen/ so die Ketzer dißfals muthwillig zu üben pflegen/ gnugsam am Tag seyn: und also kan einer

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/66>, abgerufen am 23.11.2024.