Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Christlichen Glauben biß in den Todt. Zudem gesetzet/ daß wir von etlichen Stücken so in der Heil. Schrift beschrieben seynd/ keinen gründlichen Bericht geben können/ so ist drum die gantze H. Schrift nicht unverständlich: und gehören auch solche obgedachte und dergleichen Sachen nicht zur Nohtwendigkeit des Gottesdienstes: sondern zu den Ceremonien und besondern Kirchen-Gebräuchen/ an deren Wissenschaft wir nicht so hoch seyn verbunden/ noch durch dero Unwissenheit von der ewigen Seeligkeit werden gehindert. IX. Seynd doch auch viele verborgene Geheimnissen in Göttlicher Schrifft/ fürnehmlich in der Offenbahrung Johannis/ welche uns in diesem Leben verborgen bleiben: so ist ja die Heil. Schrifft nicht klar und deutlich. Antwort. Weil solche Geheimnissen nicht zu dem seligmachenden Glauben und Gottes-Dienst gehören/ so wird uns durch solche Unwissenheit der Eintritt zum Himmel nicht versperret / und erwarten wir in Dunckelheit die Erfüllung solcher Geheimnissen ohne Gefahr der Seeligkeit. Dritter Irrthum der Papisten. Wegen der vermeynten Schlüpfferigkeit und Unbeständigkeit der heiligen Schrifft. DIe Papisten geben für/ es seye die Heil. Schrifft schlupfferig/ und unbeständig in ihrem Verstand/ und könne sie dessentwegen kein Richter seyen in Glaubens-Sachen: Wir aber können diese Schlupfferigkeit und Unbeständigkeit keines weges zugeben/ aus folgenden Ursachen: Dann erstlich: Wann die Heil. Schrift schlupfferig wäre (wie die Papisten fürgeben) so würde daraus folgen/ daß/ dieweil die Heil. Schrift von GOtt eingegeben ist/ 2. Tim. 3. v. 16. und die Heil. Männer geredet haben/ getrieben von dem Heil. Geist. 2. Petr. I. v. 21. GOtt entweder nicht gekonnt oder nicht gewust hätte/ wie er seinen Willen und Meynung in Heil. Schrifft solte klärlich offenbahren/ welches beydes von GOtt zu gedencken/ will geschweigen zu sagen/ wäre eine schändliche Gottslästerung. Zweytens. Wir haben ein festes/ nicht ein schlupfferichs Prophetisch Wort/ sc. spricht Petrus 2. Petr. 1 v. 19. Drittens: Das Wort unsers GOTTES bleibt ewiglich Es. 40. v. 8. Nun könten wir aber auf diesem ewiglich bleibenden Wort GOttes uns nicht steiff gründen/ noch fest darauf fussen / wann die H. Schrift schlupfferig/ und in ihrem Verstand unbeständig wäre. Viertens: Himmel und Erde vergehen: aber meine Wort vergehen nicht/ spricht Christus Luc. 21. v. 33. Sollen wir nun solchem Wort festiglich glauben/ so muß es mit keiner Schlüpfferigkeit/ Zweiffelhaftigkeit und Unbeständigkeit uns Aulaß geben zur Wanckelmuht. Einrede der Papisten. I. Erklären doch die vornehmen Lehrer und Vätter der Kirchen selbst die Sprüche der H. Schrifft einer nicht wie der ander: wie solte dann wehr seyen/ daß die Heil. Schrifft nicht solte diesen oder jenen Verstand haben und folgens schlüpfferig und in ihrem Verstand unbeständig seyen können? Christlichen Glauben biß in den Todt. Zudem gesetzet/ daß wir von etlichen Stücken so in der Heil. Schrift beschrieben seynd/ keinen gründlichen Bericht geben können/ so ist drum die gantze H. Schrift nicht unverständlich: und gehören auch solche obgedachte und dergleichen Sachen nicht zur Nohtwendigkeit des Gottesdienstes: sondern zu den Ceremonien und besondern Kirchen-Gebräuchen/ an deren Wissenschaft wir nicht so hoch seyn verbunden/ noch durch dero Unwissenheit von der ewigen Seeligkeit werden gehindert. IX. Seynd doch auch viele verborgene Geheimnissen in Göttlicher Schrifft/ fürnehmlich in der Offenbahrung Johannis/ welche uns in diesem Leben verborgen bleiben: so ist ja die Heil. Schrifft nicht klar und deutlich. Antwort. Weil solche Geheimnissen nicht zu dem seligmachenden Glauben und Gottes-Dienst gehören/ so wird uns durch solche Unwissenheit der Eintritt zum Himmel nicht versperret / und erwarten wir in Dunckelheit die Erfüllung solcher Geheimnissen ohne Gefahr der Seeligkeit. Dritter Irrthum der Papisten. Wegen der vermeynten Schlüpfferigkeit und Unbeständigkeit der heiligen Schrifft. DIe Papisten geben für/ es seye die Heil. Schrifft schlupfferig/ und unbeständig in ihrem Verstand/ und könne sie dessentwegen kein Richter seyen in Glaubens-Sachen: Wir aber können diese Schlupfferigkeit und Unbeständigkeit keines weges zugeben/ aus folgenden Ursachen: Dann erstlich: Wann die Heil. Schrift schlupfferig wäre (wie die Papisten fürgeben) so würde daraus folgen/ daß/ dieweil die Heil. Schrift von GOtt eingegeben ist/ 2. Tim. 3. v. 16. und die Heil. Männer geredet haben/ getrieben von dem Heil. Geist. 2. Petr. I. v. 21. GOtt entweder nicht gekonnt oder nicht gewust hätte/ wie er seinen Willen und Meynung in Heil. Schrifft solte klärlich offenbahren/ welches beydes von GOtt zu gedencken/ will geschweigen zu sagen/ wäre eine schändliche Gottslästerung. Zweytens. Wir haben ein festes/ nicht ein schlupfferichs Prophetisch Wort/ sc. spricht Petrus 2. Petr. 1 v. 19. Drittens: Das Wort unsers GOTTES bleibt ewiglich Es. 40. v. 8. Nun könten wir aber auf diesem ewiglich bleibenden Wort GOttes uns nicht steiff gründen/ noch fest darauf fussen / wann die H. Schrift schlupfferig/ und in ihrem Verstand unbeständig wäre. Viertens: Himmel und Erde vergehen: aber meine Wort vergehen nicht/ spricht Christus Luc. 21. v. 33. Sollen wir nun solchem Wort festiglich glauben/ so muß es mit keiner Schlüpfferigkeit/ Zweiffelhaftigkeit und Unbeständigkeit uns Aulaß geben zur Wanckelmuht. Einrede der Papisten. I. Erklären doch die vornehmen Lehrer und Vätter der Kirchen selbst die Sprüche der H. Schrifft einer nicht wie der ander: wie solte dann wehr seyen/ daß die Heil. Schrifft nicht solte diesen oder jenen Verstand haben und folgens schlüpfferig und in ihrem Verstand unbeständig seyen können? <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0068" n="48"/> Christlichen Glauben biß in den Todt. Zudem gesetzet/ daß wir von etlichen Stücken so in der Heil. Schrift beschrieben seynd/ keinen gründlichen Bericht geben können/ so ist drum die gantze H. Schrift nicht unverständlich: und gehören auch solche obgedachte und dergleichen Sachen nicht zur Nohtwendigkeit des Gottesdienstes: sondern zu den Ceremonien und besondern Kirchen-Gebräuchen/ an deren Wissenschaft wir nicht so hoch seyn verbunden/ noch durch dero Unwissenheit von der ewigen Seeligkeit werden gehindert.</p> <p>IX. Seynd doch auch viele verborgene Geheimnissen in Göttlicher Schrifft/ fürnehmlich in der Offenbahrung Johannis/ welche uns in diesem Leben verborgen bleiben: so ist ja die Heil. Schrifft nicht klar und deutlich.</p> <p>Antwort. Weil solche Geheimnissen nicht zu dem seligmachenden Glauben und Gottes-Dienst gehören/ so wird uns durch solche Unwissenheit der Eintritt zum Himmel nicht versperret / und erwarten wir in Dunckelheit die Erfüllung solcher Geheimnissen ohne Gefahr der Seeligkeit.</p> <p>Dritter Irrthum der Papisten.</p> <p>Wegen der vermeynten Schlüpfferigkeit und Unbeständigkeit der heiligen Schrifft.</p> <p>DIe Papisten geben für/ es seye die Heil. Schrifft schlupfferig/ und unbeständig in ihrem Verstand/ und könne sie dessentwegen kein Richter seyen in Glaubens-Sachen: Wir aber können diese Schlupfferigkeit und Unbeständigkeit keines weges zugeben/ aus folgenden Ursachen:</p> <p>Dann erstlich: Wann die Heil. Schrift schlupfferig wäre (wie die Papisten fürgeben) so würde daraus folgen/ daß/ dieweil die Heil. Schrift von GOtt eingegeben ist/ 2. Tim. 3. v. 16. und die Heil. Männer geredet haben/ getrieben von dem Heil. Geist. 2. Petr. I. v. 21. GOtt entweder nicht gekonnt oder nicht gewust hätte/ wie er seinen Willen und Meynung in Heil. Schrifft solte klärlich offenbahren/ welches beydes von GOtt zu gedencken/ will geschweigen zu sagen/ wäre eine schändliche Gottslästerung.</p> <p>Zweytens. Wir haben ein festes/ nicht ein schlupfferichs Prophetisch Wort/ sc. spricht Petrus 2. Petr. 1 v. 19.</p> <p>Drittens: Das Wort unsers GOTTES bleibt ewiglich Es. 40. v. 8. Nun könten wir aber auf diesem ewiglich bleibenden Wort GOttes uns nicht steiff gründen/ noch fest darauf fussen / wann die H. Schrift schlupfferig/ und in ihrem Verstand unbeständig wäre.</p> <p>Viertens: Himmel und Erde vergehen: aber meine Wort vergehen nicht/ spricht Christus Luc. 21. v. 33. Sollen wir nun solchem Wort festiglich glauben/ so muß es mit keiner Schlüpfferigkeit/ Zweiffelhaftigkeit und Unbeständigkeit uns Aulaß geben zur Wanckelmuht.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Erklären doch die vornehmen Lehrer und Vätter der Kirchen selbst die Sprüche der H. Schrifft einer nicht wie der ander: wie solte dann wehr seyen/ daß die Heil. Schrifft nicht solte diesen oder jenen Verstand haben und folgens schlüpfferig und in ihrem Verstand unbeständig seyen können?</p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0068]
Christlichen Glauben biß in den Todt. Zudem gesetzet/ daß wir von etlichen Stücken so in der Heil. Schrift beschrieben seynd/ keinen gründlichen Bericht geben können/ so ist drum die gantze H. Schrift nicht unverständlich: und gehören auch solche obgedachte und dergleichen Sachen nicht zur Nohtwendigkeit des Gottesdienstes: sondern zu den Ceremonien und besondern Kirchen-Gebräuchen/ an deren Wissenschaft wir nicht so hoch seyn verbunden/ noch durch dero Unwissenheit von der ewigen Seeligkeit werden gehindert.
IX. Seynd doch auch viele verborgene Geheimnissen in Göttlicher Schrifft/ fürnehmlich in der Offenbahrung Johannis/ welche uns in diesem Leben verborgen bleiben: so ist ja die Heil. Schrifft nicht klar und deutlich.
Antwort. Weil solche Geheimnissen nicht zu dem seligmachenden Glauben und Gottes-Dienst gehören/ so wird uns durch solche Unwissenheit der Eintritt zum Himmel nicht versperret / und erwarten wir in Dunckelheit die Erfüllung solcher Geheimnissen ohne Gefahr der Seeligkeit.
Dritter Irrthum der Papisten.
Wegen der vermeynten Schlüpfferigkeit und Unbeständigkeit der heiligen Schrifft.
DIe Papisten geben für/ es seye die Heil. Schrifft schlupfferig/ und unbeständig in ihrem Verstand/ und könne sie dessentwegen kein Richter seyen in Glaubens-Sachen: Wir aber können diese Schlupfferigkeit und Unbeständigkeit keines weges zugeben/ aus folgenden Ursachen:
Dann erstlich: Wann die Heil. Schrift schlupfferig wäre (wie die Papisten fürgeben) so würde daraus folgen/ daß/ dieweil die Heil. Schrift von GOtt eingegeben ist/ 2. Tim. 3. v. 16. und die Heil. Männer geredet haben/ getrieben von dem Heil. Geist. 2. Petr. I. v. 21. GOtt entweder nicht gekonnt oder nicht gewust hätte/ wie er seinen Willen und Meynung in Heil. Schrifft solte klärlich offenbahren/ welches beydes von GOtt zu gedencken/ will geschweigen zu sagen/ wäre eine schändliche Gottslästerung.
Zweytens. Wir haben ein festes/ nicht ein schlupfferichs Prophetisch Wort/ sc. spricht Petrus 2. Petr. 1 v. 19.
Drittens: Das Wort unsers GOTTES bleibt ewiglich Es. 40. v. 8. Nun könten wir aber auf diesem ewiglich bleibenden Wort GOttes uns nicht steiff gründen/ noch fest darauf fussen / wann die H. Schrift schlupfferig/ und in ihrem Verstand unbeständig wäre.
Viertens: Himmel und Erde vergehen: aber meine Wort vergehen nicht/ spricht Christus Luc. 21. v. 33. Sollen wir nun solchem Wort festiglich glauben/ so muß es mit keiner Schlüpfferigkeit/ Zweiffelhaftigkeit und Unbeständigkeit uns Aulaß geben zur Wanckelmuht.
Einrede der Papisten.
I. Erklären doch die vornehmen Lehrer und Vätter der Kirchen selbst die Sprüche der H. Schrifft einer nicht wie der ander: wie solte dann wehr seyen/ daß die Heil. Schrifft nicht solte diesen oder jenen Verstand haben und folgens schlüpfferig und in ihrem Verstand unbeständig seyen können?
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