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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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nen beyde/ ein Lamm oder ungelehrter Leye können gehen/ und ein Elephant oder Hochgelehrter schwimmen.

III. Spricht doch Christus: Ihr solt das Heilige nicht geben den Hunden/ und eure Perlen solt ihr nicht vor die Säu werffen Matth. 7. v. 6. Ergo, so soll man den Leyen nicht die Bibel geben: noch ihnen gestatten solche zu lesen: also redet Cardinal Hosius tom. I. de expresso verho Dei p. 664.

Antwort. Der Sohn GOttts scheuet sich nicht die Leyen zu nennen seine Brüder Hebr. 2. v. 11. Wann aber die Papisten nicht zugeben wöllen/ daß ihre Säu umgehen sollen mit der H. Schrifft/ warum wird selbige dann gestattet den Epicurischen Pfaffen/ die ein mehr Sauisches Leben führen/ als die ehrbaren Leyen.

IV. Wem nicht gebühret von den Streit-Puncten der Religion zu urtheilen/ derselbige soll auch nicht die Heil. Schrifft lesen: nun aber gebühret den Leyen nicht/ daß sie von den streitigen Religions-Puncten urtheilen sollen/ derowegen so sollen sie auch die Heil. Schrifft nicht lesen.

Antwort. Warum solten die Leyen von den streitigen Religions-Puncten nicht urtheilen? sehen wir doch das Gegenspiel aus dem Exempel deren zu Berrhoe, Act. 17. welche ja freylich aus der Bibel entschieden/ und geurtheilt haben/ ob die Predigten St. Pauli mit den Schrifften des Alten-Testaments überein stimmeten. Und dieweilen ein jeder für sich selbst dermahleins GOtt dem HErrn Antwort und Rechenschafft geben muß/ so will freylich auch den Leyen hoch vonnöhten seyen/ daß sie alles prüfen und das Gute behalten. I. Thess. 5. v. 21.

V. Es wird aber hiedurch eine grosse Unordnung verursachet werden: dann da wird kein Unterscheid mehr seyn/ zwischen dem der da lehret/ und zwischen dem der da lernet.

Antwort. Das folget nicht: dann es kan ein Leye als ein Zuhörer dasjenige/ so er in der Predigt gehöret/ prüfen/ und an den Probier-Stein des Göttlichen Worts erwegen/ und bleibt doch einen Weg wie den andern ein Zuhörer: eben wie auch die zu Berrhoe, ob sie schon die Predigten des Heil. Pauli und Silae gegen die Schrifft hielten/ und durchsuchten/ Act. 17. nichts destoweniger ihre Zuhörer blieben/ und sich des öffentlichen Lehrens keines weges anmasseten.

VI. Es können aber die Lenen/ wann sie die Heil. Schrifft lesen/ und nicht recht verstehen/ leichtlich dadurch in einen gefährlichen Irrthum gerahten: wäre es dann nicht besser/ sie lesen gar nicht in der Bibel/ als daß sie darüber solche Gefahr ausstehen solten?

Antwort. Wann der Mißbrauch solle den Gebrauch aufheben/ so verbietet die Lesung der Bibel den Bischöffen und Lehrern: als von welchen die Heil. Schrifft weit mehr mißbraucht wird/ als von den Leyen; dann offenbahr ist/ daß die bißhero entstandene Ketzereyen nicht von Ungelehrten/ sondern von Geistlichen und Gelehrten ihren Ursprung gewonnen / und nach Geständniß Bellarmini de R. P. c. 8. seynd fast alle Ketzermeister Bischöffe und Priester gewesen. Im übrigen/ daß etwann ein Leye durch das Lesen der Heil. Schrifft in eine Ketzerey oder Irrthum gerahtet/ dasselbige rührt nicht bloß daher/ dieweil er die Heil. Schrifft gelesen/ sondern dieweil er dieselbige nicht auf Weiß und Maß/ und mit solcher Fürsichtigkeit/ wie es sich gebührt/ gelesen: sondern seine vorgefaßte irrige Meynung der Heil.

nen beyde/ ein Lamm oder ungelehrter Leye können gehen/ und ein Elephant oder Hochgelehrter schwimmen.

III. Spricht doch Christus: Ihr solt das Heilige nicht geben den Hunden/ und eure Perlen solt ihr nicht vor die Säu werffen Matth. 7. v. 6. Ergo, so soll man den Leyen nicht die Bibel geben: noch ihnen gestatten solche zu lesen: also redet Cardinal Hosius tom. I. de expresso verho Dei p. 664.

Antwort. Der Sohn GOttts scheuet sich nicht die Leyen zu nennen seine Brüder Hebr. 2. v. 11. Wann aber die Papisten nicht zugeben wöllen/ daß ihre Säu umgehen sollen mit der H. Schrifft/ warum wird selbige dann gestattet den Epicurischen Pfaffen/ die ein mehr Sauisches Leben führen/ als die ehrbaren Leyen.

IV. Wem nicht gebühret von den Streit-Puncten der Religion zu urtheilen/ derselbige soll auch nicht die Heil. Schrifft lesen: nun aber gebühret den Leyen nicht/ daß sie von den streitigen Religions-Puncten urtheilen sollen/ derowegen so sollen sie auch die Heil. Schrifft nicht lesen.

Antwort. Warum solten die Leyen von den streitigen Religions-Puncten nicht urtheilen? sehen wir doch das Gegenspiel aus dem Exempel deren zu Berrhoè, Act. 17. welche ja freylich aus der Bibel entschieden/ und geurtheilt haben/ ob die Predigten St. Pauli mit den Schrifften des Alten-Testaments überein stimmeten. Und dieweilen ein jeder für sich selbst dermahleins GOtt dem HErrn Antwort und Rechenschafft geben muß/ so will freylich auch den Leyen hoch vonnöhten seyen/ daß sie alles prüfen und das Gute behalten. I. Thess. 5. v. 21.

V. Es wird aber hiedurch eine grosse Unordnung verursachet werden: dann da wird kein Unterscheid mehr seyn/ zwischen dem der da lehret/ und zwischen dem der da lernet.

Antwort. Das folget nicht: dann es kan ein Leye als ein Zuhörer dasjenige/ so er in der Predigt gehöret/ prüfen/ und an den Probier-Stein des Göttlichen Worts erwegen/ und bleibt doch einen Weg wie den andern ein Zuhörer: eben wie auch die zu Berrhoë, ob sie schon die Predigten des Heil. Pauli und Silae gegen die Schrifft hielten/ und durchsuchten/ Act. 17. nichts destoweniger ihre Zuhörer blieben/ und sich des öffentlichen Lehrens keines weges anmasseten.

VI. Es können aber die Lenen/ wann sie die Heil. Schrifft lesen/ und nicht recht verstehen/ leichtlich dadurch in einen gefährlichen Irrthum gerahten: wäre es dann nicht besser/ sie lesen gar nicht in der Bibel/ als daß sie darüber solche Gefahr ausstehen solten?

Antwort. Wann der Mißbrauch solle den Gebrauch aufheben/ so verbietet die Lesung der Bibel den Bischöffen und Lehrern: als von welchen die Heil. Schrifft weit mehr mißbraucht wird/ als von den Leyen; dann offenbahr ist/ daß die bißhero entstandene Ketzereyen nicht von Ungelehrten/ sondern von Geistlichen und Gelehrten ihren Ursprung gewonnen / und nach Geständniß Bellarmini de R. P. c. 8. seynd fast alle Ketzermeister Bischöffe und Priester gewesen. Im übrigen/ daß etwann ein Leye durch das Lesen der Heil. Schrifft in eine Ketzerey oder Irrthum gerahtet/ dasselbige rührt nicht bloß daher/ dieweil er die Heil. Schrifft gelesen/ sondern dieweil er dieselbige nicht auf Weiß und Maß/ und mit solcher Fürsichtigkeit/ wie es sich gebührt/ gelesen: sondern seine vorgefaßte irrige Meynung der Heil.

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        <p>Antwort. Der Sohn GOttts scheuet sich nicht die Leyen zu nennen seine Brüder Hebr. 2. v.            11. Wann aber die Papisten nicht zugeben wöllen/ daß ihre Säu umgehen sollen mit der H.            Schrifft/ warum wird selbige dann gestattet den Epicurischen Pfaffen/ die ein mehr            Sauisches Leben führen/ als die ehrbaren Leyen.</p>
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        <p>Antwort. Das folget nicht: dann es kan ein Leye als ein Zuhörer dasjenige/ so er in der            Predigt gehöret/ prüfen/ und an den Probier-Stein des Göttlichen Worts erwegen/ und            bleibt doch einen Weg wie den andern ein Zuhörer: eben wie auch die zu Berrhoë, ob sie            schon die Predigten des Heil. Pauli und Silae gegen die Schrifft hielten/ und            durchsuchten/ Act. 17. nichts destoweniger ihre Zuhörer blieben/ und sich des            öffentlichen Lehrens keines weges anmasseten.</p>
        <p>VI. Es können aber die Lenen/ wann sie die Heil. Schrifft lesen/ und nicht recht            verstehen/ leichtlich dadurch in einen gefährlichen Irrthum gerahten: wäre es dann nicht            besser/ sie lesen gar nicht in der Bibel/ als daß sie darüber solche Gefahr ausstehen            solten?</p>
        <p>Antwort. Wann der Mißbrauch solle den Gebrauch aufheben/ so verbietet die Lesung der            Bibel den Bischöffen und Lehrern: als von welchen die Heil. Schrifft weit mehr mißbraucht            wird/ als von den Leyen; dann offenbahr ist/ daß die bißhero entstandene Ketzereyen            nicht von Ungelehrten/ sondern von Geistlichen und Gelehrten ihren Ursprung gewonnen /            und nach Geständniß Bellarmini de R. P. c. 8. seynd fast alle Ketzermeister Bischöffe und            Priester gewesen. Im übrigen/ daß etwann ein Leye durch das Lesen der Heil. Schrifft in            eine Ketzerey oder Irrthum gerahtet/ dasselbige rührt nicht bloß daher/ dieweil er die            Heil. Schrifft gelesen/ sondern dieweil er dieselbige nicht auf Weiß und Maß/ und mit            solcher Fürsichtigkeit/ wie es sich gebührt/ gelesen: sondern seine vorgefaßte irrige            Meynung der Heil.
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[52/0072] nen beyde/ ein Lamm oder ungelehrter Leye können gehen/ und ein Elephant oder Hochgelehrter schwimmen. III. Spricht doch Christus: Ihr solt das Heilige nicht geben den Hunden/ und eure Perlen solt ihr nicht vor die Säu werffen Matth. 7. v. 6. Ergo, so soll man den Leyen nicht die Bibel geben: noch ihnen gestatten solche zu lesen: also redet Cardinal Hosius tom. I. de expresso verho Dei p. 664. Antwort. Der Sohn GOttts scheuet sich nicht die Leyen zu nennen seine Brüder Hebr. 2. v. 11. Wann aber die Papisten nicht zugeben wöllen/ daß ihre Säu umgehen sollen mit der H. Schrifft/ warum wird selbige dann gestattet den Epicurischen Pfaffen/ die ein mehr Sauisches Leben führen/ als die ehrbaren Leyen. IV. Wem nicht gebühret von den Streit-Puncten der Religion zu urtheilen/ derselbige soll auch nicht die Heil. Schrifft lesen: nun aber gebühret den Leyen nicht/ daß sie von den streitigen Religions-Puncten urtheilen sollen/ derowegen so sollen sie auch die Heil. Schrifft nicht lesen. Antwort. Warum solten die Leyen von den streitigen Religions-Puncten nicht urtheilen? sehen wir doch das Gegenspiel aus dem Exempel deren zu Berrhoè, Act. 17. welche ja freylich aus der Bibel entschieden/ und geurtheilt haben/ ob die Predigten St. Pauli mit den Schrifften des Alten-Testaments überein stimmeten. Und dieweilen ein jeder für sich selbst dermahleins GOtt dem HErrn Antwort und Rechenschafft geben muß/ so will freylich auch den Leyen hoch vonnöhten seyen/ daß sie alles prüfen und das Gute behalten. I. Thess. 5. v. 21. V. Es wird aber hiedurch eine grosse Unordnung verursachet werden: dann da wird kein Unterscheid mehr seyn/ zwischen dem der da lehret/ und zwischen dem der da lernet. Antwort. Das folget nicht: dann es kan ein Leye als ein Zuhörer dasjenige/ so er in der Predigt gehöret/ prüfen/ und an den Probier-Stein des Göttlichen Worts erwegen/ und bleibt doch einen Weg wie den andern ein Zuhörer: eben wie auch die zu Berrhoë, ob sie schon die Predigten des Heil. Pauli und Silae gegen die Schrifft hielten/ und durchsuchten/ Act. 17. nichts destoweniger ihre Zuhörer blieben/ und sich des öffentlichen Lehrens keines weges anmasseten. VI. Es können aber die Lenen/ wann sie die Heil. Schrifft lesen/ und nicht recht verstehen/ leichtlich dadurch in einen gefährlichen Irrthum gerahten: wäre es dann nicht besser/ sie lesen gar nicht in der Bibel/ als daß sie darüber solche Gefahr ausstehen solten? Antwort. Wann der Mißbrauch solle den Gebrauch aufheben/ so verbietet die Lesung der Bibel den Bischöffen und Lehrern: als von welchen die Heil. Schrifft weit mehr mißbraucht wird/ als von den Leyen; dann offenbahr ist/ daß die bißhero entstandene Ketzereyen nicht von Ungelehrten/ sondern von Geistlichen und Gelehrten ihren Ursprung gewonnen / und nach Geständniß Bellarmini de R. P. c. 8. seynd fast alle Ketzermeister Bischöffe und Priester gewesen. Im übrigen/ daß etwann ein Leye durch das Lesen der Heil. Schrifft in eine Ketzerey oder Irrthum gerahtet/ dasselbige rührt nicht bloß daher/ dieweil er die Heil. Schrifft gelesen/ sondern dieweil er dieselbige nicht auf Weiß und Maß/ und mit solcher Fürsichtigkeit/ wie es sich gebührt/ gelesen: sondern seine vorgefaßte irrige Meynung der Heil.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/72>, abgerufen am 23.11.2024.