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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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wird; jedoch/ weil sie derselben nicht zuwider lauffen/ so läst man sie in der Kirchen/ nach Christlicher Freyheit/ und als Mittel-ding passiren; sondern es ist die Frage von denen Satzungen / welche der H. Schrifft gerad zuwider lauffen/ und die man im geringsten mit der H. Schrifft nicht bescheinigen kan: als namhafftig die abgöttische Meß/ das Weywasser / geweyhete Kertzen/ und was dergleichen ungegründete Sachen mehr seyn/ welche der Kirchen GOttes von den Päpsten/ unter dem Schein/ als ob sie von den Aposteln herrührten/ als sonderbahre Mittel zur Wohlfahrt der Seelen/ werden auffgetrungen.

Dannenhero entstehet die Frage/ ob die Aposteln dasjenige/ so auf den heutigen Tag den Nahmen hat/ daß es Apostolische Satzungen seyn/ allein mündlich ihren Zuhöreren fürgetragen haben?

Hierauff sagen wir Nein: und besteht unser Nein auff nachfolgenden Ursachen.

Dan erstlich so lauffen solche Satzungen der H. Schrifft gerad zuwider/ wie solches anderswo soll erwiesen werden; Nun aber ist nicht glaubwürdig/ daß die heiligen Aposteln ein anders schrifftlich hinterlassen/ ein anders aber/ ja gantz wiederwärtige Ding mündlich ihren Zuhöreren solten fürgetragen haben.

Zweytens/ so seynd schon albereit zu S. Pauli Zeiten dergleichen fürgegebene Satzungen verdächtig gehalten worden; dessentwegen dan der Apostel Paulus seine Zuhörer gantz treulich warnet: Daß sie sich nicht bald sollen bewegen lassen: weder durch Geist/ noch durch Wort (oder Satzungen) noch durch Briefe: als ob dieselbige von den Aposteln gesand wären 2. Thess. 2. v. 2.

Drittens/ so wirds aus bewehrten Historien erwiesen/ daß solche Satzungen/ nach dem Tod der Aposteln/ da selbige schon längst verstorben/ allererst seynd gebohren/ und auf die Bahn gebracht worden.

Vierdtens/ diejenige Bücher und Schrifften/ mit welchen die Papisten ihre Menschen-Satzungen erweisen/ und bestätigen wollen (als da seynd die vermeinte Canones der Aposteln/ die decretalen, die decreten der Päbsten/ die Bücher und Schrifften Clementis, wie auch des Dionysii von Ariopago) seynd ein lauter erdichtetes Werck/ und halten die Papisten selbsten sie mehrsten theils verdächtig.

Fünfftens/ so werden die Menschen-Satzungen austrücklich in der Schrifft ausgesetzet / und verdammet; dan sie verursachen/ daß Gottes Gebot auffgehoben und vernachlässiget werden/ wie Christus bezeuget Matt. 15. v. 6. Ihr habt untüchtig gemacht das Gebot GOttes um eurer Satzungen willen. So bezeuget auch Christus ferners daselbsten v. 9. Daß man Gott vergeblich diene mit solchen Lehren/ die nichts dan Menschen Gebot seyn. So schreibt auch S. Petrus: Ihr seyd erlöset von dem losen Wandel der Väterlichen Satzungen I. Pet. I. v. 18. Und folgens soll man solche Satzungen fahren lassen.

Sechstens/ so stimmen sie mit dem Gemüht und Meinung GOttes nicht überein; Dan meine Gedancken/ spricht GOtt Esa. 55. v. 8. seynd

wird; jedoch/ weil sie derselben nicht zuwider lauffen/ so läst man sie in der Kirchen/ nach Christlicher Freyheit/ und als Mittel-ding passiren; sondern es ist die Frage von denen Satzungen / welche der H. Schrifft gerad zuwider lauffen/ und die man im geringsten mit der H. Schrifft nicht bescheinigen kan: als namhafftig die abgöttische Meß/ das Weywasser / geweyhete Kertzen/ und was dergleichen ungegründete Sachen mehr seyn/ welche der Kirchen GOttes von den Päpsten/ unter dem Schein/ als ob sie von den Aposteln herrührten/ als sonderbahre Mittel zur Wohlfahrt der Seelen/ werden auffgetrungen.

Dannenhero entstehet die Frage/ ob die Aposteln dasjenige/ so auf den heutigen Tag den Nahmen hat/ daß es Apostolische Satzungen seyn/ allein mündlich ihren Zuhöreren fürgetragen haben?

Hierauff sagen wir Nein: und besteht unser Nein auff nachfolgenden Ursachen.

Dan erstlich so lauffen solche Satzungen der H. Schrifft gerad zuwider/ wie solches anderswo soll erwiesen werden; Nun aber ist nicht glaubwürdig/ daß die heiligen Aposteln ein anders schrifftlich hinterlassen/ ein anders aber/ ja gantz wiederwärtige Ding mündlich ihren Zuhöreren solten fürgetragen haben.

Zweytens/ so seynd schon albereit zu S. Pauli Zeiten dergleichen fürgegebene Satzungen verdächtig gehalten worden; dessentwegen dan der Apostel Paulus seine Zuhörer gantz treulich warnet: Daß sie sich nicht bald sollen bewegen lassen: weder durch Geist/ noch durch Wort (oder Satzungen) noch durch Briefe: als ob dieselbige von den Aposteln gesand wären 2. Thess. 2. v. 2.

Drittens/ so wirds aus bewehrten Historien erwiesen/ daß solche Satzungen/ nach dem Tod der Aposteln/ da selbige schon längst verstorben/ allererst seynd gebohren/ und auf die Bahn gebracht worden.

Vierdtens/ diejenige Bücher und Schrifften/ mit welchen die Papisten ihre Menschen-Satzungen erweisen/ und bestätigen wollen (als da seynd die vermeinte Canones der Aposteln/ die decretalen, die decreten der Päbsten/ die Bücher und Schrifften Clementis, wie auch des Dionysii von Ariopago) seynd ein lauter erdichtetes Werck/ und halten die Papisten selbsten sie mehrsten theils verdächtig.

Fünfftens/ so werden die Menschen-Satzungen austrücklich in der Schrifft ausgesetzet / und verdammet; dan sie verursachen/ daß Gottes Gebot auffgehoben und vernachlässiget werden/ wie Christus bezeuget Matt. 15. v. 6. Ihr habt untüchtig gemacht das Gebot GOttes um eurer Satzungen willen. So bezeuget auch Christus ferners daselbsten v. 9. Daß man Gott vergeblich diene mit solchen Lehren/ die nichts dan Menschen Gebot seyn. So schreibt auch S. Petrus: Ihr seyd erlöset von dem losen Wandel der Väterlichen Satzungen I. Pet. I. v. 18. Und folgens soll man solche Satzungen fahren lassen.

Sechstens/ so stimmen sie mit dem Gemüht und Meinung GOttes nicht überein; Dan meine Gedancken/ spricht GOtt Esa. 55. v. 8. seynd

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[71/0091] wird; jedoch/ weil sie derselben nicht zuwider lauffen/ so läst man sie in der Kirchen/ nach Christlicher Freyheit/ und als Mittel-ding passiren; sondern es ist die Frage von denen Satzungen / welche der H. Schrifft gerad zuwider lauffen/ und die man im geringsten mit der H. Schrifft nicht bescheinigen kan: als namhafftig die abgöttische Meß/ das Weywasser / geweyhete Kertzen/ und was dergleichen ungegründete Sachen mehr seyn/ welche der Kirchen GOttes von den Päpsten/ unter dem Schein/ als ob sie von den Aposteln herrührten/ als sonderbahre Mittel zur Wohlfahrt der Seelen/ werden auffgetrungen. Dannenhero entstehet die Frage/ ob die Aposteln dasjenige/ so auf den heutigen Tag den Nahmen hat/ daß es Apostolische Satzungen seyn/ allein mündlich ihren Zuhöreren fürgetragen haben? Hierauff sagen wir Nein: und besteht unser Nein auff nachfolgenden Ursachen. Dan erstlich so lauffen solche Satzungen der H. Schrifft gerad zuwider/ wie solches anderswo soll erwiesen werden; Nun aber ist nicht glaubwürdig/ daß die heiligen Aposteln ein anders schrifftlich hinterlassen/ ein anders aber/ ja gantz wiederwärtige Ding mündlich ihren Zuhöreren solten fürgetragen haben. Zweytens/ so seynd schon albereit zu S. Pauli Zeiten dergleichen fürgegebene Satzungen verdächtig gehalten worden; dessentwegen dan der Apostel Paulus seine Zuhörer gantz treulich warnet: Daß sie sich nicht bald sollen bewegen lassen: weder durch Geist/ noch durch Wort (oder Satzungen) noch durch Briefe: als ob dieselbige von den Aposteln gesand wären 2. Thess. 2. v. 2. Drittens/ so wirds aus bewehrten Historien erwiesen/ daß solche Satzungen/ nach dem Tod der Aposteln/ da selbige schon längst verstorben/ allererst seynd gebohren/ und auf die Bahn gebracht worden. Vierdtens/ diejenige Bücher und Schrifften/ mit welchen die Papisten ihre Menschen-Satzungen erweisen/ und bestätigen wollen (als da seynd die vermeinte Canones der Aposteln/ die decretalen, die decreten der Päbsten/ die Bücher und Schrifften Clementis, wie auch des Dionysii von Ariopago) seynd ein lauter erdichtetes Werck/ und halten die Papisten selbsten sie mehrsten theils verdächtig. Fünfftens/ so werden die Menschen-Satzungen austrücklich in der Schrifft ausgesetzet / und verdammet; dan sie verursachen/ daß Gottes Gebot auffgehoben und vernachlässiget werden/ wie Christus bezeuget Matt. 15. v. 6. Ihr habt untüchtig gemacht das Gebot GOttes um eurer Satzungen willen. So bezeuget auch Christus ferners daselbsten v. 9. Daß man Gott vergeblich diene mit solchen Lehren/ die nichts dan Menschen Gebot seyn. So schreibt auch S. Petrus: Ihr seyd erlöset von dem losen Wandel der Väterlichen Satzungen I. Pet. I. v. 18. Und folgens soll man solche Satzungen fahren lassen. Sechstens/ so stimmen sie mit dem Gemüht und Meinung GOttes nicht überein; Dan meine Gedancken/ spricht GOtt Esa. 55. v. 8. seynd

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/91>, abgerufen am 23.11.2024.