[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.der Clarissa.
Hätten aber beyde in unserer Zeit gelebt, und mei-
Ver- Erster Theil. Y
der Clariſſa.
Haͤtten aber beyde in unſerer Zeit gelebt, und mei-
Ver- Erſter Theil. Y
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der Clariſſa.
O Schoͤnheit/ Affe aller Thoren/
Die du die Mode traͤgſt/ ſo ein Phan-
taſt erdacht/
Und jede Kleidung waͤhlſt/ die jedes
Land erkohren;
Hier weiß als wie der Tag/dort ſchwartz
als wie die Nacht;
Bald ſcheckigt/und bald braun/hier gelb,
und da mit Farben
Geſchminckt/ hier glatt und weich/ dort
voll gemahlter Narben;
Du Schmeichlerin/ die blos auf unſer
Urtheil ſchielt/
Du fluͤchtig Nichts/ das niemand fuͤhlt.
Haͤtten aber beyde in unſerer Zeit gelebt, und mei-
ne Clariſſa geſehen, ſo wuͤrden ſie ihren Jrrthum
geſtanden haben. Geſtalt, Gemuͤth, Auffuͤhrung,
alles zuſam̃en genom̃en, wuͤrden ſie gezwungen ha-
ben, dem allgemeinen Urtheil der Welt beyzutreten.
Wie manche Schoͤne hab’ ich nicht
Entzuͤcket angeſtarrt! wenn Doris rei-
tzend ſpricht,
Wenn Liebe/Ton und Kunſt ihr Wort
zum Liede machen/
So feſſelte ſie oft mein aufmerckſames
Ohr/
Daß ich bey ihrem Schertz/ bey dein
gewuͤrtzten Lachen/
Der Arbeit und des Ernſtes Zeit verlohr.
Wie mancher Vorzug ſchoͤner Kinder/
Hat mir vorhin mein Hertz entwandt:
Bey jeder/ die ich recht gekannt.
Ver-
Erſter Theil. Y
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