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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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zuwendete. Noch im Jahre 1841 trat H. als Werkmeister in die Werkstätte der Taunusbahn zu Kastel bei Mainz über, wurde 1844 zum zweiten Maschinenmeister in Frankfurt a. M., im Jahre 1846 zum ersten Maschinenmeister und Vorstand der Zentralwerkstätte in Kastel ernannt. 1854 erhielt er von der hessen-homburgischen Regierung den Auftrag zur Verfassung des Projekts für die Linie Frankfurt-Homburg, die einige Jahre später unter seiner Leitung ausgeführt wurde. Weiters hat H. auch Entwürfe für die Deisterbahn, dann für die Südharzbahn, Nordhausen-Nordheim geliefert. 1845 beteiligte sich H. eifrigst an der Gründung des Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung; dieses Journal stand 1846 bis 1863 unter Leitung des Baurats Scheffler in Braunschweig. Als die Zeitschrift Ende 1863 zum Organ des VDEV. erhoben wurde, übernahm H. im Auftrag des Vereins die Redaktion, die er bis an sein Lebensende führte.

Die Eisenbahntechnik verdankt H. eine Reihe von bemerkenswerten Erfindungen. Die Konstruktion der Personenwagen mit seitlichem Gang rührt von ihm her; er machte sich ferner um die Vervollkommnung der Kupplungseinrichtungen verdient; er führte die nach ihm benannte Lokomotivsteuerung sowie schmiedeiserne Doppelscheibenräder ein; er ließ sich ferner ein eisernes Oberbausystem mit zweiteiliger Schiene patentieren, das sich bei Straßenbahnen gut bewährt hat.

Bemerkenswert sind auch seine Bestrebungen um die Entwicklung des deutschen Bahnnetzes; insbesondere ist das Zustandekommen der Bahn von Braunschweig nach Hannover zum nicht geringen Teil seinen Bemühungen zu verdanken. In den letzten Jahren war H. für den Bau leichter Straßenbahnen tätig. Bei Hannover führte er eine solche zur Verbindung einer Wollwäscherei mit der Station Wülfel aus und wenige Monate vor seinem Tod gelang es H. nach Bewältigung großer Schwierigkeiten, die Konzession für die hannöversche Vororte-Straßenbahn zu erwirken, deren Baubeginn er nicht mehr erleben sollte.

So anerkennenswert aber auch die eben erwähnte Tätigkeit H. war, so tritt sie doch gegenüber seinen Leistungen auf literarischem Gebiet zurück, die in der Tat ganz außerordentliche genannt werden müssen. Das Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, das zahlreiche Aufsätze aus seiner Feder enthält, ist eine unerschöpfliche Fundgrube technischen Wissens. Zu demselben veröffentlichte H. von Zeit zu Zeit Supplemente, die die Fortschritte auf dem Gebiet einzelner Zweige der Eisenbahntechnik zusammenfassen. Von diesen Supplementen seien insbesondere erwähnt: Musterkonstruktionen für Eisenbahnbau und Betrieb, Sammlung bewährter Bahnhofsgrundrisse, Sammlung der neuesten Oberbaukonstruktionen, die Schmiervorrichtungen und Schmiermittel für Eisenbahnwagen, die Systeme für Vizinal- und Straßenbahnen. Seine beiden Hauptwerke sind das Handbuch der Ingenieurwissenschaften und das Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Diese beiden Werke, worin H. unter Mitwirkung einer Zahl hervorragender Fachgenossen das große Gebiet der allgemeinen und speziellen Eisenbahntechnik in umfassendster Weise behandelt hat, haben in den technischen Kreisen Deutschlands und des Auslands größte Anerkennung und Verbreitung gefunden.

Außerdem bearbeitete H. die umfangreichen Berichte über die Verhandlungen der technischen Kommission des deutschen Eisenbahnvereins und gab seit vielen Jahren den Kalender für Eisenbahntechniker heraus. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich H. mit den Vorarbeiten für die Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.

Röll.


Heydt von der, Freiherr, August, preußischer Staatsminister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von 1848 bis 1862, Finanzminister vom 17. März bis 23. September 1862 und von 1866-1869. Am 25. Februar 1801 in Elberfeld geboren, war er dort bis zu seiner Ernennung zum Minister Teilhaber seines väterlichen Bankgeschäftes und bekleidete zahlreiche Ehrenämter. In Eisenbahnangelegenheiten war er bereits seit 1835 als eifrigster und tatkräftigster Förderer der späteren Bergisch-Märkischen Bahn tätig. Als nach jahrelangen schweren Kämpfen der Bau der Stammstrecke Elberfeld-Dortmund durchgesetzt wurde, trat H. am 18. Oktober 1843 als Präses an die Spitze des Verwaltungsrates der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft und hatte dieses Amt während der ganzen Bauzeit bis zu seiner Berufung zum Minister inne. Schon als Privatmann ein entschiedener Anhänger des Staatsbahngedankens, trat er als Minister energisch für ihn ein, indem er die ersten Staatsbahnen in Preußen baute (die große Ostbahn, die westfälische und die Saarbrücker Bahn), Privatbahnen ankaufte (Niederschlesisch-Märkische Bahn) oder in staatliche Verwaltung nahm (Bergisch-Märkische und Oberschlesische Bahn). Dem Zwecke, den Staatsbahnbesitz zu erweitern, sollte auch das von H. nach großen Schwierigkeiten zu stande gebrachte Gesetz vom 20. Mai 1853 über die Einführung von Eisenbahnabgaben

zuwendete. Noch im Jahre 1841 trat H. als Werkmeister in die Werkstätte der Taunusbahn zu Kastel bei Mainz über, wurde 1844 zum zweiten Maschinenmeister in Frankfurt a. M., im Jahre 1846 zum ersten Maschinenmeister und Vorstand der Zentralwerkstätte in Kastel ernannt. 1854 erhielt er von der hessen-homburgischen Regierung den Auftrag zur Verfassung des Projekts für die Linie Frankfurt-Homburg, die einige Jahre später unter seiner Leitung ausgeführt wurde. Weiters hat H. auch Entwürfe für die Deisterbahn, dann für die Südharzbahn, Nordhausen-Nordheim geliefert. 1845 beteiligte sich H. eifrigst an der Gründung des Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung; dieses Journal stand 1846 bis 1863 unter Leitung des Baurats Scheffler in Braunschweig. Als die Zeitschrift Ende 1863 zum Organ des VDEV. erhoben wurde, übernahm H. im Auftrag des Vereins die Redaktion, die er bis an sein Lebensende führte.

Die Eisenbahntechnik verdankt H. eine Reihe von bemerkenswerten Erfindungen. Die Konstruktion der Personenwagen mit seitlichem Gang rührt von ihm her; er machte sich ferner um die Vervollkommnung der Kupplungseinrichtungen verdient; er führte die nach ihm benannte Lokomotivsteuerung sowie schmiedeiserne Doppelscheibenräder ein; er ließ sich ferner ein eisernes Oberbausystem mit zweiteiliger Schiene patentieren, das sich bei Straßenbahnen gut bewährt hat.

Bemerkenswert sind auch seine Bestrebungen um die Entwicklung des deutschen Bahnnetzes; insbesondere ist das Zustandekommen der Bahn von Braunschweig nach Hannover zum nicht geringen Teil seinen Bemühungen zu verdanken. In den letzten Jahren war H. für den Bau leichter Straßenbahnen tätig. Bei Hannover führte er eine solche zur Verbindung einer Wollwäscherei mit der Station Wülfel aus und wenige Monate vor seinem Tod gelang es H. nach Bewältigung großer Schwierigkeiten, die Konzession für die hannöversche Vororte-Straßenbahn zu erwirken, deren Baubeginn er nicht mehr erleben sollte.

So anerkennenswert aber auch die eben erwähnte Tätigkeit H. war, so tritt sie doch gegenüber seinen Leistungen auf literarischem Gebiet zurück, die in der Tat ganz außerordentliche genannt werden müssen. Das Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, das zahlreiche Aufsätze aus seiner Feder enthält, ist eine unerschöpfliche Fundgrube technischen Wissens. Zu demselben veröffentlichte H. von Zeit zu Zeit Supplemente, die die Fortschritte auf dem Gebiet einzelner Zweige der Eisenbahntechnik zusammenfassen. Von diesen Supplementen seien insbesondere erwähnt: Musterkonstruktionen für Eisenbahnbau und Betrieb, Sammlung bewährter Bahnhofsgrundrisse, Sammlung der neuesten Oberbaukonstruktionen, die Schmiervorrichtungen und Schmiermittel für Eisenbahnwagen, die Systeme für Vizinal- und Straßenbahnen. Seine beiden Hauptwerke sind das Handbuch der Ingenieurwissenschaften und das Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Diese beiden Werke, worin H. unter Mitwirkung einer Zahl hervorragender Fachgenossen das große Gebiet der allgemeinen und speziellen Eisenbahntechnik in umfassendster Weise behandelt hat, haben in den technischen Kreisen Deutschlands und des Auslands größte Anerkennung und Verbreitung gefunden.

Außerdem bearbeitete H. die umfangreichen Berichte über die Verhandlungen der technischen Kommission des deutschen Eisenbahnvereins und gab seit vielen Jahren den Kalender für Eisenbahntechniker heraus. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich H. mit den Vorarbeiten für die Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.

Röll.


Heydt von der, Freiherr, August, preußischer Staatsminister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von 1848 bis 1862, Finanzminister vom 17. März bis 23. September 1862 und von 1866–1869. Am 25. Februar 1801 in Elberfeld geboren, war er dort bis zu seiner Ernennung zum Minister Teilhaber seines väterlichen Bankgeschäftes und bekleidete zahlreiche Ehrenämter. In Eisenbahnangelegenheiten war er bereits seit 1835 als eifrigster und tatkräftigster Förderer der späteren Bergisch-Märkischen Bahn tätig. Als nach jahrelangen schweren Kämpfen der Bau der Stammstrecke Elberfeld-Dortmund durchgesetzt wurde, trat H. am 18. Oktober 1843 als Präses an die Spitze des Verwaltungsrates der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft und hatte dieses Amt während der ganzen Bauzeit bis zu seiner Berufung zum Minister inne. Schon als Privatmann ein entschiedener Anhänger des Staatsbahngedankens, trat er als Minister energisch für ihn ein, indem er die ersten Staatsbahnen in Preußen baute (die große Ostbahn, die westfälische und die Saarbrücker Bahn), Privatbahnen ankaufte (Niederschlesisch-Märkische Bahn) oder in staatliche Verwaltung nahm (Bergisch-Märkische und Oberschlesische Bahn). Dem Zwecke, den Staatsbahnbesitz zu erweitern, sollte auch das von H. nach großen Schwierigkeiten zu stande gebrachte Gesetz vom 20. Mai 1853 über die Einführung von Eisenbahnabgaben

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[190/0204] zuwendete. Noch im Jahre 1841 trat H. als Werkmeister in die Werkstätte der Taunusbahn zu Kastel bei Mainz über, wurde 1844 zum zweiten Maschinenmeister in Frankfurt a. M., im Jahre 1846 zum ersten Maschinenmeister und Vorstand der Zentralwerkstätte in Kastel ernannt. 1854 erhielt er von der hessen-homburgischen Regierung den Auftrag zur Verfassung des Projekts für die Linie Frankfurt-Homburg, die einige Jahre später unter seiner Leitung ausgeführt wurde. Weiters hat H. auch Entwürfe für die Deisterbahn, dann für die Südharzbahn, Nordhausen-Nordheim geliefert. 1845 beteiligte sich H. eifrigst an der Gründung des Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung; dieses Journal stand 1846 bis 1863 unter Leitung des Baurats Scheffler in Braunschweig. Als die Zeitschrift Ende 1863 zum Organ des VDEV. erhoben wurde, übernahm H. im Auftrag des Vereins die Redaktion, die er bis an sein Lebensende führte. Die Eisenbahntechnik verdankt H. eine Reihe von bemerkenswerten Erfindungen. Die Konstruktion der Personenwagen mit seitlichem Gang rührt von ihm her; er machte sich ferner um die Vervollkommnung der Kupplungseinrichtungen verdient; er führte die nach ihm benannte Lokomotivsteuerung sowie schmiedeiserne Doppelscheibenräder ein; er ließ sich ferner ein eisernes Oberbausystem mit zweiteiliger Schiene patentieren, das sich bei Straßenbahnen gut bewährt hat. Bemerkenswert sind auch seine Bestrebungen um die Entwicklung des deutschen Bahnnetzes; insbesondere ist das Zustandekommen der Bahn von Braunschweig nach Hannover zum nicht geringen Teil seinen Bemühungen zu verdanken. In den letzten Jahren war H. für den Bau leichter Straßenbahnen tätig. Bei Hannover führte er eine solche zur Verbindung einer Wollwäscherei mit der Station Wülfel aus und wenige Monate vor seinem Tod gelang es H. nach Bewältigung großer Schwierigkeiten, die Konzession für die hannöversche Vororte-Straßenbahn zu erwirken, deren Baubeginn er nicht mehr erleben sollte. So anerkennenswert aber auch die eben erwähnte Tätigkeit H. war, so tritt sie doch gegenüber seinen Leistungen auf literarischem Gebiet zurück, die in der Tat ganz außerordentliche genannt werden müssen. Das Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, das zahlreiche Aufsätze aus seiner Feder enthält, ist eine unerschöpfliche Fundgrube technischen Wissens. Zu demselben veröffentlichte H. von Zeit zu Zeit Supplemente, die die Fortschritte auf dem Gebiet einzelner Zweige der Eisenbahntechnik zusammenfassen. Von diesen Supplementen seien insbesondere erwähnt: Musterkonstruktionen für Eisenbahnbau und Betrieb, Sammlung bewährter Bahnhofsgrundrisse, Sammlung der neuesten Oberbaukonstruktionen, die Schmiervorrichtungen und Schmiermittel für Eisenbahnwagen, die Systeme für Vizinal- und Straßenbahnen. Seine beiden Hauptwerke sind das Handbuch der Ingenieurwissenschaften und das Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Diese beiden Werke, worin H. unter Mitwirkung einer Zahl hervorragender Fachgenossen das große Gebiet der allgemeinen und speziellen Eisenbahntechnik in umfassendster Weise behandelt hat, haben in den technischen Kreisen Deutschlands und des Auslands größte Anerkennung und Verbreitung gefunden. Außerdem bearbeitete H. die umfangreichen Berichte über die Verhandlungen der technischen Kommission des deutschen Eisenbahnvereins und gab seit vielen Jahren den Kalender für Eisenbahntechniker heraus. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich H. mit den Vorarbeiten für die Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Röll. Heydt von der, Freiherr, August, preußischer Staatsminister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von 1848 bis 1862, Finanzminister vom 17. März bis 23. September 1862 und von 1866–1869. Am 25. Februar 1801 in Elberfeld geboren, war er dort bis zu seiner Ernennung zum Minister Teilhaber seines väterlichen Bankgeschäftes und bekleidete zahlreiche Ehrenämter. In Eisenbahnangelegenheiten war er bereits seit 1835 als eifrigster und tatkräftigster Förderer der späteren Bergisch-Märkischen Bahn tätig. Als nach jahrelangen schweren Kämpfen der Bau der Stammstrecke Elberfeld-Dortmund durchgesetzt wurde, trat H. am 18. Oktober 1843 als Präses an die Spitze des Verwaltungsrates der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft und hatte dieses Amt während der ganzen Bauzeit bis zu seiner Berufung zum Minister inne. Schon als Privatmann ein entschiedener Anhänger des Staatsbahngedankens, trat er als Minister energisch für ihn ein, indem er die ersten Staatsbahnen in Preußen baute (die große Ostbahn, die westfälische und die Saarbrücker Bahn), Privatbahnen ankaufte (Niederschlesisch-Märkische Bahn) oder in staatliche Verwaltung nahm (Bergisch-Märkische und Oberschlesische Bahn). Dem Zwecke, den Staatsbahnbesitz zu erweitern, sollte auch das von H. nach großen Schwierigkeiten zu stande gebrachte Gesetz vom 20. Mai 1853 über die Einführung von Eisenbahnabgaben

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/204>, abgerufen am 23.11.2024.