Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Wollt' auch bekannte Frucht nur immer Gott mir schenken, An Allahs Paradies wollt' ich bei Gott nicht denken. Der Datteln wollt' ich gern entbehren und der Pfirschen, Hätt' ich das ganze Jahr nur Trauben oder Kirschen. 104. So oft du wieder treibst, was du einmal getrieben, So oft du wieder schreibst, was du einmal geschrieben; Scheint ein Verständnis erst der Sache dir erstanden, Als hättest du sie gar vom Anfang nicht verstanden. Verstehst du wirklich sie nun erst, und damals nicht? Ich denke sie erscheint dir nur im neuen Licht. Thu denn nicht Unrecht dem, was du gewesen bist, Noch zuviel Ehre dem, was draus geworden ist! Und mache dann von dir auf andre die Anwendung: Steh auch das Licht, in dem sie sehn, nicht an für Blendung! Wollt' auch bekannte Frucht nur immer Gott mir ſchenken, An Allahs Paradies wollt' ich bei Gott nicht denken. Der Datteln wollt' ich gern entbehren und der Pfirſchen, Haͤtt' ich das ganze Jahr nur Trauben oder Kirſchen. 104. So oft du wieder treibſt, was du einmal getrieben, So oft du wieder ſchreibſt, was du einmal geſchrieben; Scheint ein Verſtaͤndnis erſt der Sache dir erſtanden, Als haͤtteſt du ſie gar vom Anfang nicht verſtanden. Verſtehſt du wirklich ſie nun erſt, und damals nicht? Ich denke ſie erſcheint dir nur im neuen Licht. Thu denn nicht Unrecht dem, was du geweſen biſt, Noch zuviel Ehre dem, was draus geworden iſt! Und mache dann von dir auf andre die Anwendung: Steh auch das Licht, in dem ſie ſehn, nicht an fuͤr Blendung! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0210" n="200"/> <lg n="8"> <l>Wollt' auch bekannte Frucht nur immer Gott mir ſchenken,</l><lb/> <l>An Allahs Paradies wollt' ich bei Gott nicht denken.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Der Datteln wollt' ich gern entbehren und der Pfirſchen,</l><lb/> <l>Haͤtt' ich das ganze Jahr nur Trauben oder Kirſchen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>104.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>So oft du wieder treibſt, was du einmal getrieben,</l><lb/> <l>So oft du wieder ſchreibſt, was du einmal geſchrieben;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Scheint ein Verſtaͤndnis erſt der Sache dir erſtanden,</l><lb/> <l>Als haͤtteſt du ſie gar vom Anfang nicht verſtanden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Verſtehſt du wirklich ſie nun erſt, und damals nicht?</l><lb/> <l>Ich denke ſie erſcheint dir nur im neuen Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Thu denn nicht Unrecht dem, was du geweſen biſt,</l><lb/> <l>Noch zuviel Ehre dem, was draus geworden iſt!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und mache dann von dir auf andre die Anwendung:</l><lb/> <l>Steh auch das Licht, in dem ſie ſehn, nicht an fuͤr Blendung!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [200/0210]
Wollt' auch bekannte Frucht nur immer Gott mir ſchenken,
An Allahs Paradies wollt' ich bei Gott nicht denken.
Der Datteln wollt' ich gern entbehren und der Pfirſchen,
Haͤtt' ich das ganze Jahr nur Trauben oder Kirſchen.
104.
So oft du wieder treibſt, was du einmal getrieben,
So oft du wieder ſchreibſt, was du einmal geſchrieben;
Scheint ein Verſtaͤndnis erſt der Sache dir erſtanden,
Als haͤtteſt du ſie gar vom Anfang nicht verſtanden.
Verſtehſt du wirklich ſie nun erſt, und damals nicht?
Ich denke ſie erſcheint dir nur im neuen Licht.
Thu denn nicht Unrecht dem, was du geweſen biſt,
Noch zuviel Ehre dem, was draus geworden iſt!
Und mache dann von dir auf andre die Anwendung:
Steh auch das Licht, in dem ſie ſehn, nicht an fuͤr Blendung!
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