Zeichnungen nicht unverdaute Copieen der Objekte, sondern viel- mehr seine eigenen Ansichten von den Objecten ausdrücken wollte.
Nach dem bisher Gesagten leuchtet bereits ein, daß zwischen dem Anfang und dem Ende des hier betrachteten Zeitraums ein wichtiges Stück der Geschichte der Phytotomie liegt. Der Abstand zwischen dem, was am Anfang des Jahrhunderts über die Struktur des vegetabilischen Zellenbaues bekannt war und dem, was Meyen und Mohl um 1840 wußten, ist außerordentlich groß; dort ganz unsicheres Herumtappen in unklaren Vorstellungen, hier bereits eine vollständige Orientirung in der inneren Archi- tektur der fertigen Pflanze. Trotz dieses großen Abstandes zwischen Anfang und Ende empfiehlt es sich doch, die Bestrebungen dieses Zeitraums von vierzig Jahren als einen in sich zusammen- hängenden historischen Entwicklungsprozeß zu betrachten und trotz der Unterbrechung, welche zwischen dem Erscheinen von Molden- hawer's Beiträgen um 1812 und den Arbeiten Meyen's und Mohl's um 1840 liegt, die Arbeiten dieser letzteren als den Abschluß der am Anfang des Jahrhunderts aufgenommenen Fragen zu betrachten. Und zwar um so mehr, als mit dem Beginn der vierziger Jahre, mit dem Auftreten Schleiden's und Naegeli's, plötzlich ganz neue Gesichtspuncte zur Geltung kamen, ganz andere Ziele der phytotomischen Forschung hinge- stellt wurden; an dieser Auffassung hindert es nicht, daß der reichhaltigste Theil von Mohl's Thätigkeit erst in die nächsten zwanzig Jahre fällt, denn in dieser späteren Zeit geht Mohl's Bedeutung nur noch als gleichberechtigt und theilnehmend an der neuen Richtung her; bis zur Mitte der vierziger Jahre dagegen gipfelte die ganze frühere Phytotomie in Mohl's Leistungen; was Mirbel, Link, Treviranus, Moldenhawer früher angeregt hatten, fand seinen Abschluß in Mohl's Arbeiten bis 1840. Vor Allem handelte es sich während dieses ganzen Zeitraums fast ausschließlich darum, ein möglichst naturgetreues Schema von der inneren Struktur der fertigen Pflanzenorgane zu gewinnen; es kam darauf an, die verschiedenen Zellen und
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
Zeichnungen nicht unverdaute Copieen der Objekte, ſondern viel- mehr ſeine eigenen Anſichten von den Objecten ausdrücken wollte.
Nach dem bisher Geſagten leuchtet bereits ein, daß zwiſchen dem Anfang und dem Ende des hier betrachteten Zeitraums ein wichtiges Stück der Geſchichte der Phytotomie liegt. Der Abſtand zwiſchen dem, was am Anfang des Jahrhunderts über die Struktur des vegetabiliſchen Zellenbaues bekannt war und dem, was Meyen und Mohl um 1840 wußten, iſt außerordentlich groß; dort ganz unſicheres Herumtappen in unklaren Vorſtellungen, hier bereits eine vollſtändige Orientirung in der inneren Archi- tektur der fertigen Pflanze. Trotz dieſes großen Abſtandes zwiſchen Anfang und Ende empfiehlt es ſich doch, die Beſtrebungen dieſes Zeitraums von vierzig Jahren als einen in ſich zuſammen- hängenden hiſtoriſchen Entwicklungsprozeß zu betrachten und trotz der Unterbrechung, welche zwiſchen dem Erſcheinen von Molden- hawer's Beiträgen um 1812 und den Arbeiten Meyen's und Mohl's um 1840 liegt, die Arbeiten dieſer letzteren als den Abſchluß der am Anfang des Jahrhunderts aufgenommenen Fragen zu betrachten. Und zwar um ſo mehr, als mit dem Beginn der vierziger Jahre, mit dem Auftreten Schleiden's und Naegeli's, plötzlich ganz neue Geſichtspuncte zur Geltung kamen, ganz andere Ziele der phytotomiſchen Forſchung hinge- ſtellt wurden; an dieſer Auffaſſung hindert es nicht, daß der reichhaltigſte Theil von Mohl's Thätigkeit erſt in die nächſten zwanzig Jahre fällt, denn in dieſer ſpäteren Zeit geht Mohl's Bedeutung nur noch als gleichberechtigt und theilnehmend an der neuen Richtung her; bis zur Mitte der vierziger Jahre dagegen gipfelte die ganze frühere Phytotomie in Mohl's Leiſtungen; was Mirbel, Link, Treviranus, Moldenhawer früher angeregt hatten, fand ſeinen Abſchluß in Mohl's Arbeiten bis 1840. Vor Allem handelte es ſich während dieſes ganzen Zeitraums faſt ausſchließlich darum, ein möglichſt naturgetreues Schema von der inneren Struktur der fertigen Pflanzenorgane zu gewinnen; es kam darauf an, die verſchiedenen Zellen und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0293"n="281"/><fwplace="top"type="header">Zellhautgerüſtes der Pflanzen.</fw><lb/>
Zeichnungen nicht unverdaute Copieen der Objekte, ſondern viel-<lb/>
mehr ſeine eigenen Anſichten von den Objecten ausdrücken<lb/>
wollte.</p><lb/><p>Nach dem bisher Geſagten leuchtet bereits ein, daß zwiſchen<lb/>
dem Anfang und dem Ende des hier betrachteten Zeitraums ein<lb/>
wichtiges Stück der Geſchichte der Phytotomie liegt. Der Abſtand<lb/>
zwiſchen dem, was am Anfang des Jahrhunderts über die Struktur<lb/>
des vegetabiliſchen Zellenbaues bekannt war und dem, was<lb/><hirendition="#g">Meyen</hi> und <hirendition="#g">Mohl</hi> um 1840 wußten, iſt außerordentlich groß;<lb/>
dort ganz unſicheres Herumtappen in unklaren Vorſtellungen,<lb/>
hier bereits eine vollſtändige Orientirung in der inneren Archi-<lb/>
tektur der fertigen Pflanze. Trotz dieſes großen Abſtandes<lb/>
zwiſchen Anfang und Ende empfiehlt es ſich doch, die Beſtrebungen<lb/>
dieſes Zeitraums von vierzig Jahren als einen in ſich zuſammen-<lb/>
hängenden hiſtoriſchen Entwicklungsprozeß zu betrachten und trotz<lb/>
der Unterbrechung, welche zwiſchen dem Erſcheinen von <hirendition="#g">Molden</hi>-<lb/><hirendition="#g">hawer</hi>'s Beiträgen um 1812 und den Arbeiten <hirendition="#g">Meyen</hi>'s<lb/>
und <hirendition="#g">Mohl</hi>'s um 1840 liegt, die Arbeiten dieſer letzteren als<lb/>
den Abſchluß der am Anfang des Jahrhunderts aufgenommenen<lb/>
Fragen zu betrachten. Und zwar um ſo mehr, als mit dem<lb/>
Beginn der vierziger Jahre, mit dem Auftreten <hirendition="#g">Schleiden</hi>'s und<lb/><hirendition="#g">Naegeli</hi>'s, plötzlich ganz neue Geſichtspuncte zur Geltung<lb/>
kamen, ganz andere Ziele der phytotomiſchen Forſchung hinge-<lb/>ſtellt wurden; an dieſer Auffaſſung hindert es nicht, daß der<lb/>
reichhaltigſte Theil von <hirendition="#g">Mohl</hi>'s Thätigkeit erſt in die nächſten<lb/>
zwanzig Jahre fällt, denn in dieſer ſpäteren Zeit geht <hirendition="#g">Mohl</hi>'s<lb/>
Bedeutung nur noch als gleichberechtigt und theilnehmend an der<lb/>
neuen Richtung her; bis zur Mitte der vierziger Jahre dagegen<lb/>
gipfelte die ganze frühere Phytotomie in <hirendition="#g">Mohl</hi>'s Leiſtungen;<lb/>
was <hirendition="#g">Mirbel</hi>, <hirendition="#g">Link</hi>, <hirendition="#g">Treviranus</hi>, <hirendition="#g">Moldenhawer</hi> früher<lb/>
angeregt hatten, fand ſeinen Abſchluß in <hirendition="#g">Mohl</hi>'s <hirendition="#g">Arbeiten</hi><lb/>
bis 1840. Vor Allem handelte es ſich während dieſes ganzen<lb/>
Zeitraums faſt ausſchließlich darum, ein möglichſt naturgetreues<lb/>
Schema von der inneren Struktur der fertigen Pflanzenorgane<lb/>
zu gewinnen; es kam darauf an, die verſchiedenen Zellen und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[281/0293]
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
Zeichnungen nicht unverdaute Copieen der Objekte, ſondern viel-
mehr ſeine eigenen Anſichten von den Objecten ausdrücken
wollte.
Nach dem bisher Geſagten leuchtet bereits ein, daß zwiſchen
dem Anfang und dem Ende des hier betrachteten Zeitraums ein
wichtiges Stück der Geſchichte der Phytotomie liegt. Der Abſtand
zwiſchen dem, was am Anfang des Jahrhunderts über die Struktur
des vegetabiliſchen Zellenbaues bekannt war und dem, was
Meyen und Mohl um 1840 wußten, iſt außerordentlich groß;
dort ganz unſicheres Herumtappen in unklaren Vorſtellungen,
hier bereits eine vollſtändige Orientirung in der inneren Archi-
tektur der fertigen Pflanze. Trotz dieſes großen Abſtandes
zwiſchen Anfang und Ende empfiehlt es ſich doch, die Beſtrebungen
dieſes Zeitraums von vierzig Jahren als einen in ſich zuſammen-
hängenden hiſtoriſchen Entwicklungsprozeß zu betrachten und trotz
der Unterbrechung, welche zwiſchen dem Erſcheinen von Molden-
hawer's Beiträgen um 1812 und den Arbeiten Meyen's
und Mohl's um 1840 liegt, die Arbeiten dieſer letzteren als
den Abſchluß der am Anfang des Jahrhunderts aufgenommenen
Fragen zu betrachten. Und zwar um ſo mehr, als mit dem
Beginn der vierziger Jahre, mit dem Auftreten Schleiden's und
Naegeli's, plötzlich ganz neue Geſichtspuncte zur Geltung
kamen, ganz andere Ziele der phytotomiſchen Forſchung hinge-
ſtellt wurden; an dieſer Auffaſſung hindert es nicht, daß der
reichhaltigſte Theil von Mohl's Thätigkeit erſt in die nächſten
zwanzig Jahre fällt, denn in dieſer ſpäteren Zeit geht Mohl's
Bedeutung nur noch als gleichberechtigt und theilnehmend an der
neuen Richtung her; bis zur Mitte der vierziger Jahre dagegen
gipfelte die ganze frühere Phytotomie in Mohl's Leiſtungen;
was Mirbel, Link, Treviranus, Moldenhawer früher
angeregt hatten, fand ſeinen Abſchluß in Mohl's Arbeiten
bis 1840. Vor Allem handelte es ſich während dieſes ganzen
Zeitraums faſt ausſchließlich darum, ein möglichſt naturgetreues
Schema von der inneren Struktur der fertigen Pflanzenorgane
zu gewinnen; es kam darauf an, die verſchiedenen Zellen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/293>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.