Besitzer kein Kompliment: Tadelt man's nicht, so muß man befürchten, für einen Dummkopf, für ein Kind, dem man was weis machen kan, gehalten zu werden. Die beträchtlichsten Stücke waren -- ausser denen, die ich schon oft gesehen; -- 1) Eine Harfe mit Querbän- dern und Querstreifen. 2) Eine Noahsarche, die man Ost- und West Dubletten nennt. -- Eine Bival- ve, wo die beiden Hälften wirklich aufeinander passen, heist in Holland eine Dublette. -- Hier laufen die Streifen auf der einen Seite von Osten, auf der andern von Westen. 3) Bastard Noahsarchen, halb Cardium. 4) Seenadeln, ein weisser, runder, 2. Spannenlanger spitziger brechlicher Körper, den ich noch nirgends gesehen hatte. 5) DreiCornua Ammonis an Einem entzweigeschlagenen Stücke. 6) Arsenik -- rother, gelber und weisser an Einem Stücke.
Hrn. Baron Gould's Sammlung von Handzeich- nungen. Der Besitzer ist ein reicher Kaufmann *), der schon lange Zeichnungen von alten und neuen Mei- stern sammelt. Kupferstiche mag er nicht, weil das nämliche Blatt auch 100. andre haben können. Er hat sie in Portefeuillen, in jeder sticht besonders ein Meister hervor. Alle diese Folianten liegen in einem Schranke, und in dessen Mitte sind noch einige Schubladen voll aus- erlesener Naturalien. Um auch andre an diesen grossen Schätzen Theil nehmen zu lassen, ist alle Dienstage Abends Gesellschaft bei ihm. Man setzt sich an eine
grosse
*) Er ist 1780. mit Tode abgegangen, daher diese Sammlung gegenwärtig wohl schwerlich noch vor- handen seyn dürfte. Herausgeber.
Beſitzer kein Kompliment: Tadelt man’s nicht, ſo muß man befuͤrchten, fuͤr einen Dummkopf, fuͤr ein Kind, dem man was weis machen kan, gehalten zu werden. Die betraͤchtlichſten Stuͤcke waren — auſſer denen, die ich ſchon oft geſehen; — 1) Eine Harfe mit Querbaͤn- dern und Querſtreifen. 2) Eine Noahsarche, die man Oſt- und Weſt Dubletten nennt. — Eine Bival- ve, wo die beiden Haͤlften wirklich aufeinander paſſen, heiſt in Holland eine Dublette. — Hier laufen die Streifen auf der einen Seite von Oſten, auf der andern von Weſten. 3) Baſtard Noahsarchen, halb Cardium. 4) Seenadeln, ein weiſſer, runder, 2. Spannenlanger ſpitziger brechlicher Koͤrper, den ich noch nirgends geſehen hatte. 5) DreiCornua Ammonis an Einem entzweigeſchlagenen Stuͤcke. 6) Arſenik — rother, gelber und weiſſer an Einem Stuͤcke.
Hrn. Baron Gould’s Sammlung von Handzeich- nungen. Der Beſitzer iſt ein reicher Kaufmann *), der ſchon lange Zeichnungen von alten und neuen Mei- ſtern ſammelt. Kupferſtiche mag er nicht, weil das naͤmliche Blatt auch 100. andre haben koͤnnen. Er hat ſie in Portefeuillen, in jeder ſticht beſonders ein Meiſter hervor. Alle dieſe Folianten liegen in einem Schranke, und in deſſen Mitte ſind noch einige Schubladen voll aus- erleſener Naturalien. Um auch andre an dieſen groſſen Schaͤtzen Theil nehmen zu laſſen, iſt alle Dienſtage Abends Geſellſchaft bei ihm. Man ſetzt ſich an eine
groſſe
*) Er iſt 1780. mit Tode abgegangen, daher dieſe Sammlung gegenwaͤrtig wohl ſchwerlich noch vor- handen ſeyn duͤrfte. Herausgeber.
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Beſitzer kein Kompliment: Tadelt man’s nicht, ſo muß
man befuͤrchten, fuͤr einen Dummkopf, fuͤr ein Kind,
dem man was weis machen kan, gehalten zu werden.
Die betraͤchtlichſten Stuͤcke waren — auſſer denen, die
ich ſchon oft geſehen; — 1) Eine Harfe mit Querbaͤn-
dern und Querſtreifen. 2) Eine Noahsarche, die
man Oſt- und Weſt Dubletten nennt. — Eine Bival-
ve, wo die beiden Haͤlften wirklich aufeinander paſſen,
heiſt in Holland eine Dublette. — Hier laufen die
Streifen auf der einen Seite von Oſten, auf der andern
von Weſten. 3) Baſtard Noahsarchen, halb
Cardium. 4) Seenadeln, ein weiſſer, runder, 2.
Spannenlanger ſpitziger brechlicher Koͤrper, den ich noch
nirgends geſehen hatte. 5) Drei Cornua Ammonis
an Einem entzweigeſchlagenen Stuͤcke. 6) Arſenik
— rother, gelber und weiſſer an Einem Stuͤcke.
Hrn. Baron Gould’s Sammlung von Handzeich-
nungen. Der Beſitzer iſt ein reicher Kaufmann *),
der ſchon lange Zeichnungen von alten und neuen Mei-
ſtern ſammelt. Kupferſtiche mag er nicht, weil das
naͤmliche Blatt auch 100. andre haben koͤnnen. Er hat
ſie in Portefeuillen, in jeder ſticht beſonders ein Meiſter
hervor. Alle dieſe Folianten liegen in einem Schranke,
und in deſſen Mitte ſind noch einige Schubladen voll aus-
erleſener Naturalien. Um auch andre an dieſen groſſen
Schaͤtzen Theil nehmen zu laſſen, iſt alle Dienſtage
Abends Geſellſchaft bei ihm. Man ſetzt ſich an eine
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*) Er iſt 1780. mit Tode abgegangen, daher dieſe
Sammlung gegenwaͤrtig wohl ſchwerlich noch vor-
handen ſeyn duͤrfte. Herausgeber.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/590>, abgerufen am 23.11.2024.
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