Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas will auf die letzt erst gut thun/ nach wenigem Fegfeuer/ um weilen er dergestalten ge-storben/ den geraden Weeg in Himmel eingelassen wer- de. O wie weit! O wie offt fehlen wir in dergleichen Din- gen! Dieser hat die Zeit seines Lebens nach Geld und Gut getracht/ hat Tag und Nacht ärger gescharret als eine Bruht-Henne vor dem Stadel-Thor/ hat früh und spat ärger geschaben als ein Löffel-Macher/ und soll auf die letzt so gut gestorben seyn? das nit/ das nit/ aus tausend und tausend offt keiner nit. Ein solcher wird dem Beicht- Vatter sagen/ er habe Reu und Leyd/ unterdessen beste- het diese Reu und Leyd nur in Worten/ nit aber im Her- tzen/ das Hertz wird noch voller Geld-Gürigkeit seyn/ es wird in grösten Trübnüssen stecken/ und gleichsam stru- deln wie die Erbes in einem siedenden Hafen oder Topff/ nit darum/ weilen er GOtt beleidiget/ sondern darum/ weil er so viel Haab und Güter muß verlassen/ darum/ weil sein gespahrtes Gut in frembde Hände kommt/ darum/ weil ein so schöne Baarschafft ein verschwende- rischer Zehrer gelangt. O Pater! da müst ich wohl ein thörichter Mensch seyn/ wann ich dazumalen nit auch wolt im Hertzen rechte Reu und Leyd erwecken/ ich sag dir aber mehr und abermahl/ du wirst die Gnade von GOtt nit haben/ solche rechte Reue ins Hertz zu bringen/ sondern GOtt verhängt/ daß du also sterbest/ wie du ge- lebt. Antonius Paduanus, wie ich anderwärts gemeldet/ hat einem geitzigen Herra eine Leich-Predig gemacht/ und wider alles Verhoffen der anwesenden Freundschafft in diese Wort ausgebrochen/ daß dieser verstorbene Geld- Egl bereits in der Höllen schwitze/ sein Hertz aber werde man finden bey seinem Geld zu Hauß/ welches dann in der Watheit alles zugetroffen: Dieser hat doch vor sei- nem Tod gebeichtet/ hat nach Christlichem Brauch die Heil. Sarramenta empfangen/ hat mit der Hand an die Brust geschlagen/ und ist dannoch zum Teufel gefah- ren/
Judas will auf die letzt erſt gut thun/ nach wenigem Fegfeuer/ um weilen er dergeſtalten ge-ſtorben/ den geraden Weeg in Himmel eingelaſſen wer- de. O wie weit! O wie offt fehlen wir in dergleichen Din- gen! Dieſer hat die Zeit ſeines Lebens nach Geld und Gut getracht/ hat Tag und Nacht aͤrger geſcharret als eine Bruht-Henne vor dem Stadel-Thor/ hat fruͤh und ſpat aͤrger geſchaben als ein Loͤffel-Macher/ und ſoll auf die letzt ſo gut geſtorben ſeyn? das nit/ das nit/ aus tauſend und tauſend offt keiner nit. Ein ſolcher wird dem Beicht- Vatter ſagen/ er habe Reu und Leyd/ unterdeſſen beſte- het dieſe Reu und Leyd nur in Worten/ nit aber im Her- tzen/ das Hertz wird noch voller Geld-Guͤrigkeit ſeyn/ es wird in groͤſten Truͤbnuͤſſen ſtecken/ und gleichſam ſtru- deln wie die Erbes in einem ſiedenden Hafen oder Topff/ nit darum/ weilen er GOtt beleidiget/ ſondern darum/ weil er ſo viel Haab und Guͤter muß verlaſſen/ darum/ weil ſein geſpahrtes Gut in frembde Haͤnde kommt/ darum/ weil ein ſo ſchoͤne Baarſchafft ein verſchwende- riſcher Zehrer gelangt. O Pater! da muͤſt ich wohl ein thoͤrichter Menſch ſeyn/ wann ich dazumalen nit auch wolt im Hertzen rechte Reu und Leyd erwecken/ ich ſag dir aber mehr und abermahl/ du wirſt die Gnade von GOtt nit haben/ ſolche rechte Reue ins Hertz zu bringen/ ſondern GOtt verhaͤngt/ daß du alſo ſterbeſt/ wie du ge- lebt. Antonius Paduanus, wie ich anderwaͤrts gemeldet/ hat einem geitzigen Herra eine Leich-Predig gemacht/ und wider alles Verhoffen der anweſenden Freundſchafft in dieſe Wort ausgebrochen/ daß dieſer verſtorbene Geld- Egl bereits in der Hoͤllen ſchwitze/ ſein Hertz aber werde man finden bey ſeinem Geld zu Hauß/ welches dann in der Watheit alles zugetroffen: Dieſer hat doch vor ſei- nem Tod gebeichtet/ hat nach Chriſtlichem Brauch die Heil. Sarramenta empfangen/ hat mit der Hand an die Bruſt geſchlagen/ und iſt dannoch zum Teufel gefah- ren/
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Judas will auf die letzt erſt gut thun/
nach wenigem Fegfeuer/ um weilen er dergeſtalten ge-
ſtorben/ den geraden Weeg in Himmel eingelaſſen wer-
de. O wie weit! O wie offt fehlen wir in dergleichen Din-
gen! Dieſer hat die Zeit ſeines Lebens nach Geld und Gut
getracht/ hat Tag und Nacht aͤrger geſcharret als eine
Bruht-Henne vor dem Stadel-Thor/ hat fruͤh und ſpat
aͤrger geſchaben als ein Loͤffel-Macher/ und ſoll auf die
letzt ſo gut geſtorben ſeyn? das nit/ das nit/ aus tauſend
und tauſend offt keiner nit. Ein ſolcher wird dem Beicht-
Vatter ſagen/ er habe Reu und Leyd/ unterdeſſen beſte-
het dieſe Reu und Leyd nur in Worten/ nit aber im Her-
tzen/ das Hertz wird noch voller Geld-Guͤrigkeit ſeyn/ es
wird in groͤſten Truͤbnuͤſſen ſtecken/ und gleichſam ſtru-
deln wie die Erbes in einem ſiedenden Hafen oder Topff/
nit darum/ weilen er GOtt beleidiget/ ſondern darum/
weil er ſo viel Haab und Guͤter muß verlaſſen/ darum/
weil ſein geſpahrtes Gut in frembde Haͤnde kommt/
darum/ weil ein ſo ſchoͤne Baarſchafft ein verſchwende-
riſcher Zehrer gelangt. O Pater! da muͤſt ich wohl ein
thoͤrichter Menſch ſeyn/ wann ich dazumalen nit auch
wolt im Hertzen rechte Reu und Leyd erwecken/ ich ſag
dir aber mehr und abermahl/ du wirſt die Gnade von
GOtt nit haben/ ſolche rechte Reue ins Hertz zu bringen/
ſondern GOtt verhaͤngt/ daß du alſo ſterbeſt/ wie du ge-
lebt. Antonius Paduanus, wie ich anderwaͤrts gemeldet/
hat einem geitzigen Herra eine Leich-Predig gemacht/
und wider alles Verhoffen der anweſenden Freundſchafft
in dieſe Wort ausgebrochen/ daß dieſer verſtorbene Geld-
Egl bereits in der Hoͤllen ſchwitze/ ſein Hertz aber werde
man finden bey ſeinem Geld zu Hauß/ welches dann in
der Watheit alles zugetroffen: Dieſer hat doch vor ſei-
nem Tod gebeichtet/ hat nach Chriſtlichem Brauch die
Heil. Sarramenta empfangen/ hat mit der Hand an
die Bruſt geſchlagen/ und iſt dannoch zum Teufel gefah-
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