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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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aus Anleitung des bösen Feinds erhängt sich selbst.
Werck-stellig machen ohne Berathschlagung mit einem
und dem andern Hof-Herrn/ deren zwey vorneh[m]ste
waren/ der Achitophel und der Chusai, der Erste aus
diesen gab dem Absalon den ernstlichen Rath/ er solle oh-
ne weitern Verzug denselben Tag noch mit etlich tausend
Mann/ worbey er sich selbst wolle einfinden/ dem David
nachsetzen/ solcher gestalten könne er ihm nit aus dem
Garn gehen/ heunt wolle er ihm noch den Rest geben:
Chusai wird von Ihro Durchleucht auch befragt/ er wolle
hierzu auch sein Parere geben; Diseer aber hat ohne
Scheu das Widerspiel eingerahten/ deme auch der Ab-
salon nachkommen/ wie solches der hochmühtige Achi-
tophel
vernommen/ daß sein Rathschlag geringer gehal-
ten worden/ als des andern/ indeme er doch geglaubt/ er
gelte zu mehristen bey der Herrschafft: dann ein vorneh-
mer Hof ist nit anders bestellt/ als der Schwemm-Teich[ z]u
Jerusalem/ allwo auch ein jeder wolte der Erste im Teich
seyn. Zu Hof ist fast kein grösseres Procedere, als wegen
des Praecedere; Ein Hof-Herr ist Tag und Nacht ein
Quardianus, damit er nur könne Prior werden; Wie der2. Reg. c.
17.

Achitophel vermercket/ daß des Chusai Rath im meh-
rern Werth/ so ist er den geraden Weeg nach Hauß gan-
gen/ daselbst wegen seiner zeitlichen Verlassenschafft alle
gute Richtigkeit gemacht/ nachgehends einen guten star-
cken Strick um den Hals gebunden/ und sich von einem
Balcken oder Trämb herunter gehängt. Der also ver-
meint dem David den Rest zu geben/ dem ist selbst der
Restis zu theil worden.

O wie offt zeigt dergleichen die Göttliche Gerechtig-
keit/ wie offt fällt der Stein/ mit dem wir [a]uf andere
zielen/ uns selbst auf den Kopff/ wie offt geschicht uns/
wie dem saubern Atheniensischen Künstler Perillo, wel-
cher sich bey dem Tyrannen Phalaridem zuzukom-

men
Pars III. B b b b

aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt.
Werck-ſtellig machen ohne Berathſchlagung mit einem
und dem andern Hof-Herrn/ deren zwey vorneh[m]ſte
waren/ der Achitophel und der Chuſai, der Erſte aus
dieſen gab dem Abſalon den ernſtlichen Rath/ er ſolle oh-
ne weitern Verzug denſelben Tag noch mit etlich tauſend
Mann/ worbey er ſich ſelbſt wolle einfinden/ dem David
nachſetzen/ ſolcher geſtalten koͤnne er ihm nit aus dem
Garn gehen/ heunt wolle er ihm noch den Reſt geben:
Chuſai wird von Ihro Durchleucht auch befragt/ er wolle
hierzu auch ſein Parere geben; Diſeer aber hat ohne
Scheu das Widerſpiel eingerahten/ deme auch der Ab-
ſalon nachkommen/ wie ſolches der hochmuͤhtige Achi-
tophel
vernommen/ daß ſein Rathſchlag geringer gehal-
ten worden/ als des andern/ indeme er doch geglaubt/ er
gelte zu mehriſten bey der Herrſchafft: dann ein vorneh-
mer Hof iſt nit anders beſtellt/ als der Schwem̃-Teich[ z]u
Jeruſalem/ allwo auch ein jeder wolte der Erſte im Teich
ſeyn. Zu Hof iſt faſt kein groͤſſeres Procedere, als wegen
des Præcedere; Ein Hof-Herr iſt Tag und Nacht ein
Quardianus, damit er nur koͤnne Prior werden; Wie der2. Reg. c.
17.

Achitophel vermercket/ daß des Chuſai Rath im meh-
rern Werth/ ſo iſt er den geraden Weeg nach Hauß gan-
gen/ daſelbſt wegen ſeiner zeitlichen Verlaſſenſchafft alle
gute Richtigkeit gemacht/ nachgehends einen guten ſtar-
cken Strick um den Hals gebunden/ und ſich von einem
Balcken oder Traͤmb herunter gehaͤngt. Der alſo ver-
meint dem David den Reſt zu geben/ dem iſt ſelbſt der
Reſtis zu theil worden.

O wie offt zeigt dergleichen die Goͤttliche Gerechtig-
keit/ wie offt faͤllt der Stein/ mit dem wir [a]uf andere
zielen/ uns ſelbſt auf den Kopff/ wie offt geſchicht uns/
wie dem ſaubern Athenienſiſchen Kuͤnſtler Perillo, wel-
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Pars III. B b b b
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[561/0593] aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. Werck-ſtellig machen ohne Berathſchlagung mit einem und dem andern Hof-Herrn/ deren zwey vornehmſte waren/ der Achitophel und der Chuſai, der Erſte aus dieſen gab dem Abſalon den ernſtlichen Rath/ er ſolle oh- ne weitern Verzug denſelben Tag noch mit etlich tauſend Mann/ worbey er ſich ſelbſt wolle einfinden/ dem David nachſetzen/ ſolcher geſtalten koͤnne er ihm nit aus dem Garn gehen/ heunt wolle er ihm noch den Reſt geben: Chuſai wird von Ihro Durchleucht auch befragt/ er wolle hierzu auch ſein Parere geben; Diſeer aber hat ohne Scheu das Widerſpiel eingerahten/ deme auch der Ab- ſalon nachkommen/ wie ſolches der hochmuͤhtige Achi- tophel vernommen/ daß ſein Rathſchlag geringer gehal- ten worden/ als des andern/ indeme er doch geglaubt/ er gelte zu mehriſten bey der Herrſchafft: dann ein vorneh- mer Hof iſt nit anders beſtellt/ als der Schwem̃-Teich zu Jeruſalem/ allwo auch ein jeder wolte der Erſte im Teich ſeyn. Zu Hof iſt faſt kein groͤſſeres Procedere, als wegen des Præcedere; Ein Hof-Herr iſt Tag und Nacht ein Quardianus, damit er nur koͤnne Prior werden; Wie der Achitophel vermercket/ daß des Chuſai Rath im meh- rern Werth/ ſo iſt er den geraden Weeg nach Hauß gan- gen/ daſelbſt wegen ſeiner zeitlichen Verlaſſenſchafft alle gute Richtigkeit gemacht/ nachgehends einen guten ſtar- cken Strick um den Hals gebunden/ und ſich von einem Balcken oder Traͤmb herunter gehaͤngt. Der alſo ver- meint dem David den Reſt zu geben/ dem iſt ſelbſt der Reſtis zu theil worden. 2. Reg. c. 17. O wie offt zeigt dergleichen die Goͤttliche Gerechtig- keit/ wie offt faͤllt der Stein/ mit dem wir auf andere zielen/ uns ſelbſt auf den Kopff/ wie offt geſchicht uns/ wie dem ſaubern Athenienſiſchen Kuͤnſtler Perillo, wel- cher ſich bey dem Tyrannen Phalaridem zuzukom- men Pars III. B b b b

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/593>, abgerufen am 23.11.2024.