Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.viel aber scheint erwiesen, daß sich die Oesterreichischen Prinzen auf ihrem Wege zur Universalmonarchie durch nichts mehr gehindert haben, als durch den hartnäckigen Krieg, den sie gegen die neuen Meinungen führten. In keinem andern Falle als unter diesem war es den schwächern Fürsten möglich, die außerordentlichen Anstrengungen von ihren Ständen zu erzwingen, wodurch sie der Oesterreichischen Macht widerstanden; in keinem andern Falle den Staaten möglich, sich gegen einen gemeinschaftlichen Feind zu vereinigen. Höher war die Oesterreichische Macht nie gestanden, als nach dem Siege Carls V. bey Mühlberg, nachdem er die Deutschen überwunden hatte. Mit dem Schmalkaldischen Bunde lag die Deutsche Freyheit, wie es schien, auf ewig darnieder; aber sie lebte wieder auf in Moriz von Sachsen, ihrem gefährlichsten Feinde. Alle Früchte des Mühlbergischen Siegs gehen auf dem Congreß zu Passau und dem Reichstag zu Augsburg verloren, und alle Anstalten zur weltlichen und geistlichen Unterdrückung endigen in einem nachgebenden Frieden. Deutschland zerriß auf diesem Reichstag zu Augsburg in zwey Religionen und in zwey politische Partheyen; jezt erst zerriß es, weil die Trennung jezt erst gesezlich war. Bis hieher waren die Protestanten als strafbare Ueberläufer angesehen worden; jezt beschloß man, sie als Brüder zu behandeln, nicht als ob man sie dafür anerkannt hätte, sondern weil man dazu genöthigt war. Die Augsburgische Konfession durfte sich von jezt an neben den katholischen Glauben stellen, doch nur als eine geduldete Nachbarin mit einstweiligen schwesterlichen Rechten. Jedem weltlichen Reichsstande ward das Recht zugestanden, die Religion, zu der er sich bekannte, auf seinem Grund und Boden zur Herrschenden und Einzigen zu machen, und die entgegengesezte der freyen Ausübung zu berauben; jedem Unterthan vergönnt, das Land zu viel aber scheint erwiesen, daß sich die Oesterreichischen Prinzen auf ihrem Wege zur Universalmonarchie durch nichts mehr gehindert haben, als durch den hartnäckigen Krieg, den sie gegen die neuen Meinungen führten. In keinem andern Falle als unter diesem war es den schwächern Fürsten möglich, die außerordentlichen Anstrengungen von ihren Ständen zu erzwingen, wodurch sie der Oesterreichischen Macht widerstanden; in keinem andern Falle den Staaten möglich, sich gegen einen gemeinschaftlichen Feind zu vereinigen. Höher war die Oesterreichische Macht nie gestanden, als nach dem Siege Carls V. bey Mühlberg, nachdem er die Deutschen überwunden hatte. Mit dem Schmalkaldischen Bunde lag die Deutsche Freyheit, wie es schien, auf ewig darnieder; aber sie lebte wieder auf in Moriz von Sachsen, ihrem gefährlichsten Feinde. Alle Früchte des Mühlbergischen Siegs gehen auf dem Congreß zu Passau und dem Reichstag zu Augsburg verloren, und alle Anstalten zur weltlichen und geistlichen Unterdrückung endigen in einem nachgebenden Frieden. Deutschland zerriß auf diesem Reichstag zu Augsburg in zwey Religionen und in zwey politische Partheyen; jezt erst zerriß es, weil die Trennung jezt erst gesezlich war. Bis hieher waren die Protestanten als strafbare Ueberläufer angesehen worden; jezt beschloß man, sie als Brüder zu behandeln, nicht als ob man sie dafür anerkannt hätte, sondern weil man dazu genöthigt war. Die Augsburgische Konfession durfte sich von jezt an neben den katholischen Glauben stellen, doch nur als eine geduldete Nachbarin mit einstweiligen schwesterlichen Rechten. Jedem weltlichen Reichsstande ward das Recht zugestanden, die Religion, zu der er sich bekannte, auf seinem Grund und Boden zur Herrschenden und Einzigen zu machen, und die entgegengesezte der freyen Ausübung zu berauben; jedem Unterthan vergönnt, das Land zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="12"/> viel aber scheint erwiesen, daß sich die Oesterreichischen Prinzen auf ihrem Wege zur Universalmonarchie durch nichts mehr gehindert haben, als durch den hartnäckigen Krieg, den sie gegen die neuen Meinungen führten. In keinem andern Falle als unter diesem war es den schwächern Fürsten möglich, die außerordentlichen Anstrengungen von ihren Ständen zu erzwingen, wodurch sie der Oesterreichischen Macht widerstanden; in keinem andern Falle den Staaten möglich, sich gegen einen gemeinschaftlichen Feind zu vereinigen.</p> <p>Höher war die Oesterreichische Macht nie gestanden, als nach dem Siege <persName>Carls V.</persName> bey <placeName>Mühlberg</placeName>, nachdem er die Deutschen überwunden hatte. Mit dem Schmalkaldischen Bunde lag die Deutsche Freyheit, wie es schien, auf ewig darnieder; aber sie lebte wieder auf in <persName>Moriz von Sachsen</persName>, ihrem gefährlichsten Feinde. 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Jedem weltlichen Reichsstande ward das Recht zugestanden, die Religion, zu der er sich bekannte, auf seinem Grund und Boden zur Herrschenden und Einzigen zu machen, und die entgegengesezte der freyen Ausübung zu berauben; jedem Unterthan vergönnt, das Land zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0020]
viel aber scheint erwiesen, daß sich die Oesterreichischen Prinzen auf ihrem Wege zur Universalmonarchie durch nichts mehr gehindert haben, als durch den hartnäckigen Krieg, den sie gegen die neuen Meinungen führten. In keinem andern Falle als unter diesem war es den schwächern Fürsten möglich, die außerordentlichen Anstrengungen von ihren Ständen zu erzwingen, wodurch sie der Oesterreichischen Macht widerstanden; in keinem andern Falle den Staaten möglich, sich gegen einen gemeinschaftlichen Feind zu vereinigen.
Höher war die Oesterreichische Macht nie gestanden, als nach dem Siege Carls V. bey Mühlberg, nachdem er die Deutschen überwunden hatte. Mit dem Schmalkaldischen Bunde lag die Deutsche Freyheit, wie es schien, auf ewig darnieder; aber sie lebte wieder auf in Moriz von Sachsen, ihrem gefährlichsten Feinde. Alle Früchte des Mühlbergischen Siegs gehen auf dem Congreß zu Passau und dem Reichstag zu Augsburg verloren, und alle Anstalten zur weltlichen und geistlichen Unterdrückung endigen in einem nachgebenden Frieden.
Deutschland zerriß auf diesem Reichstag zu Augsburg in zwey Religionen und in zwey politische Partheyen; jezt erst zerriß es, weil die Trennung jezt erst gesezlich war. Bis hieher waren die Protestanten als strafbare Ueberläufer angesehen worden; jezt beschloß man, sie als Brüder zu behandeln, nicht als ob man sie dafür anerkannt hätte, sondern weil man dazu genöthigt war. Die Augsburgische Konfession durfte sich von jezt an neben den katholischen Glauben stellen, doch nur als eine geduldete Nachbarin mit einstweiligen schwesterlichen Rechten. Jedem weltlichen Reichsstande ward das Recht zugestanden, die Religion, zu der er sich bekannte, auf seinem Grund und Boden zur Herrschenden und Einzigen zu machen, und die entgegengesezte der freyen Ausübung zu berauben; jedem Unterthan vergönnt, das Land zu
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