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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Gestalten überhaupt ein schlankeres Ansehen. Die Gesichtsfarbe der Frauen ist zart und gesund, ohne im mindesten geschminkt zu seyn; eher ist die Röthe zu sehr gespart. Der verkürzte Körper des Kindes hat die wärmste Fleischfarbe. Paul's gewohnte Freygebigkeit in Gewändern erstreckt sich bis auf das Tuch, worin das Kind liegt: es ist mit breiten Frangen besetzt. Die kostbaren metallnen Zierrathen des Phaetons, der aus dem Schatten der Bäume hervorschimmert, vermehren die Pracht; vor ihm kommen die braunen Pferdeköpfe mit weißen Blässen zum Vorschein, der eine zwischen der Prinzessin und dem Fräulein, der zweyte dieser zur Rechten. Die Entfernung und den Plan, worauf man sich die Pferde denken muß, um sie an der Stelle in solcher Größe und Entfernung von einander zu sehn, mag der Mahler selbst rechtfertigen. Seine grillenhafte Fantasie hat sich ganz vorn linker Hand noch eine eigne Ergötzlichkeit gestattet: ein verwünschter Mohrenzwerg in einer samtnen purpurnen Pagenkleidung thut sehr geschäftig mit zwey Jagdhunden, die er an der Koppel hält. Seine seltsame Physiognomie und Mütze zeichnet sich so grell wie möglich auf dem weißen Atlasrocke des Fräuleins. Dieß kann für einen verschlungenen Namenszug gelten, wodurch sich der Urheber des Gemähldes selbst angiebt.



Auch Poussin hat sich eben so unverkennbar angegeben, aber auf eine ganz andre Art, als er die Aussetzung desselben Kindes darstellte, das dort gefunden

Gestalten uͤberhaupt ein schlankeres Ansehen. Die Gesichtsfarbe der Frauen ist zart und gesund, ohne im mindesten geschminkt zu seyn; eher ist die Roͤthe zu sehr gespart. Der verkuͤrzte Koͤrper des Kindes hat die waͤrmste Fleischfarbe. Paul's gewohnte Freygebigkeit in Gewaͤndern erstreckt sich bis auf das Tuch, worin das Kind liegt: es ist mit breiten Frangen besetzt. Die kostbaren metallnen Zierrathen des Phaetons, der aus dem Schatten der Baͤume hervorschimmert, vermehren die Pracht; vor ihm kommen die braunen Pferdekoͤpfe mit weißen Blaͤssen zum Vorschein, der eine zwischen der Prinzessin und dem Fraͤulein, der zweyte dieser zur Rechten. Die Entfernung und den Plan, worauf man sich die Pferde denken muß, um sie an der Stelle in solcher Groͤße und Entfernung von einander zu sehn, mag der Mahler selbst rechtfertigen. Seine grillenhafte Fantasie hat sich ganz vorn linker Hand noch eine eigne Ergoͤtzlichkeit gestattet: ein verwuͤnschter Mohrenzwerg in einer samtnen purpurnen Pagenkleidung thut sehr geschaͤftig mit zwey Jagdhunden, die er an der Koppel haͤlt. Seine seltsame Physiognomie und Muͤtze zeichnet sich so grell wie moͤglich auf dem weißen Atlasrocke des Fraͤuleins. Dieß kann fuͤr einen verschlungenen Namenszug gelten, wodurch sich der Urheber des Gemaͤhldes selbst angiebt.



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[115/0123] Gestalten uͤberhaupt ein schlankeres Ansehen. Die Gesichtsfarbe der Frauen ist zart und gesund, ohne im mindesten geschminkt zu seyn; eher ist die Roͤthe zu sehr gespart. Der verkuͤrzte Koͤrper des Kindes hat die waͤrmste Fleischfarbe. Paul's gewohnte Freygebigkeit in Gewaͤndern erstreckt sich bis auf das Tuch, worin das Kind liegt: es ist mit breiten Frangen besetzt. Die kostbaren metallnen Zierrathen des Phaetons, der aus dem Schatten der Baͤume hervorschimmert, vermehren die Pracht; vor ihm kommen die braunen Pferdekoͤpfe mit weißen Blaͤssen zum Vorschein, der eine zwischen der Prinzessin und dem Fraͤulein, der zweyte dieser zur Rechten. Die Entfernung und den Plan, worauf man sich die Pferde denken muß, um sie an der Stelle in solcher Groͤße und Entfernung von einander zu sehn, mag der Mahler selbst rechtfertigen. Seine grillenhafte Fantasie hat sich ganz vorn linker Hand noch eine eigne Ergoͤtzlichkeit gestattet: ein verwuͤnschter Mohrenzwerg in einer samtnen purpurnen Pagenkleidung thut sehr geschaͤftig mit zwey Jagdhunden, die er an der Koppel haͤlt. Seine seltsame Physiognomie und Muͤtze zeichnet sich so grell wie moͤglich auf dem weißen Atlasrocke des Fraͤuleins. Dieß kann fuͤr einen verschlungenen Namenszug gelten, wodurch sich der Urheber des Gemaͤhldes selbst angiebt. Auch Poussin hat sich eben so unverkennbar angegeben, aber auf eine ganz andre Art, als er die Aussetzung desselben Kindes darstellte, das dort gefunden

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/123>, abgerufen am 29.11.2024.