pse_195.001 sind. Fülle der Vokale oder Konsonanten, besonders im Auslaut, pse_195.002 Silbenzahl der Worte, Lautheit, Tempo, Pausen: das pse_195.003 alles wirkt mit an der Lautungsgestalt eines Sprachkunstwerks.
pse_195.004 Manche lautungsmäßigen Gebilde haben Stilwert nur, weil pse_195.005 oder wenn sie sinnbezogen sind. Erst weil gerade solche Formen pse_195.006 ein Beitrag zur Erfahrungsgestaltung in der Sprache pse_195.007 sind, wirken sie künstlerisch. Man spricht dabei oft von pse_195.008 Sprachschmuck. Da denkt man daran, daß nachträglich pse_195.009 eine sprachliche Formulierung durch Schmuckformen aufgehöht pse_195.010 wird. Das ist sicher manchmal der Fall; wir finden es pse_195.011 in romanischen Sprachen, wir finden es im 17. Jahrhundert. pse_195.012 Aber gerade solche Schmuckformen deuten doch auch an, pse_195.013 daß hier eine Sprachgestaltung aus vollem Erleben, aus einem pse_195.014 Streben nach einer bestimmten Schönheit versucht wird. Eine pse_195.015 innere Haltung drängt in der Freude an Schmuck, im Willen pse_195.016 nach voller Sprachgestaltung vor: es ist wieder stilhafte pse_195.017 Sprachform. Zwei große Gruppen lassen sich unterscheiden.
pse_195.018 Die sogenannte Lautnachahmung ist auch Gestaltung, sie ist pse_195.019 geistiger Neubau in der Sprache. "Gazouiller" und "rieseln" pse_195.020 formen sprachlich-lautnachahmend dasselbe außersprachliche pse_195.021 Phänomen. Aber es ist Formung mit den Phonemen der pse_195.022 Sprache, hat lautliche Artikulation. Das gilt auch für alle Tierstimmennachahmung pse_195.023 in der Sprache. Einmal sprachlich geprägt, pse_195.024 erfassen wir sogar die Tierstimmen nur mehr in dieser pse_195.025 Prägung. Meist besteht die Lautnachahmung im starken pse_195.026 Hervortreten bestimmter Lautgruppen. Eine Fülle von Beispielen pse_195.027 bietet Goethes Hochzeitslied. Die Sucht kann übertrieben pse_195.028 werden und führt zur Manier, wie in Däublers "Nordlicht" pse_195.029 manchmal.
pse_195.030 Anders sind die gleichlautenden Gebilde: mehrere Worte pse_195.031 stimmen in gewissen Teilen lautlich überein. Am wichtigsten pse_195.032 sind die Alliteration, die Assonanz und der Vollreim. Durch pse_195.033 gleiche oder ähnliche Lautung in mehreren Worten werden pse_195.034 gleiche oder ähnliche Einstellungen geweckt. Damit ist pse_195.035 diesen Worten ein gemeinsamer Stimmungsgrund gegeben, pse_195.036 aus dem dann der Gehalt der Worte in besonderer Weise aufleuchten pse_195.037 kann. Entweder rückt dabei der Gehalt der lautlich pse_195.038 gebundenen Worte einander näher und ein neuer Blick in
pse_195.001 sind. Fülle der Vokale oder Konsonanten, besonders im Auslaut, pse_195.002 Silbenzahl der Worte, Lautheit, Tempo, Pausen: das pse_195.003 alles wirkt mit an der Lautungsgestalt eines Sprachkunstwerks.
pse_195.004 Manche lautungsmäßigen Gebilde haben Stilwert nur, weil pse_195.005 oder wenn sie sinnbezogen sind. Erst weil gerade solche Formen pse_195.006 ein Beitrag zur Erfahrungsgestaltung in der Sprache pse_195.007 sind, wirken sie künstlerisch. Man spricht dabei oft von pse_195.008 Sprachschmuck. Da denkt man daran, daß nachträglich pse_195.009 eine sprachliche Formulierung durch Schmuckformen aufgehöht pse_195.010 wird. Das ist sicher manchmal der Fall; wir finden es pse_195.011 in romanischen Sprachen, wir finden es im 17. Jahrhundert. pse_195.012 Aber gerade solche Schmuckformen deuten doch auch an, pse_195.013 daß hier eine Sprachgestaltung aus vollem Erleben, aus einem pse_195.014 Streben nach einer bestimmten Schönheit versucht wird. Eine pse_195.015 innere Haltung drängt in der Freude an Schmuck, im Willen pse_195.016 nach voller Sprachgestaltung vor: es ist wieder stilhafte pse_195.017 Sprachform. Zwei große Gruppen lassen sich unterscheiden.
pse_195.018 Die sogenannte Lautnachahmung ist auch Gestaltung, sie ist pse_195.019 geistiger Neubau in der Sprache. »Gazouiller« und »rieseln« pse_195.020 formen sprachlich-lautnachahmend dasselbe außersprachliche pse_195.021 Phänomen. Aber es ist Formung mit den Phonemen der pse_195.022 Sprache, hat lautliche Artikulation. Das gilt auch für alle Tierstimmennachahmung pse_195.023 in der Sprache. Einmal sprachlich geprägt, pse_195.024 erfassen wir sogar die Tierstimmen nur mehr in dieser pse_195.025 Prägung. Meist besteht die Lautnachahmung im starken pse_195.026 Hervortreten bestimmter Lautgruppen. Eine Fülle von Beispielen pse_195.027 bietet Goethes Hochzeitslied. Die Sucht kann übertrieben pse_195.028 werden und führt zur Manier, wie in Däublers »Nordlicht« pse_195.029 manchmal.
pse_195.030 Anders sind die gleichlautenden Gebilde: mehrere Worte pse_195.031 stimmen in gewissen Teilen lautlich überein. Am wichtigsten pse_195.032 sind die Alliteration, die Assonanz und der Vollreim. Durch pse_195.033 gleiche oder ähnliche Lautung in mehreren Worten werden pse_195.034 gleiche oder ähnliche Einstellungen geweckt. Damit ist pse_195.035 diesen Worten ein gemeinsamer Stimmungsgrund gegeben, pse_195.036 aus dem dann der Gehalt der Worte in besonderer Weise aufleuchten pse_195.037 kann. Entweder rückt dabei der Gehalt der lautlich pse_195.038 gebundenen Worte einander näher und ein neuer Blick in
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Manche lautungsmäßigen Gebilde haben Stilwert nur, weil pse_195.005
oder wenn sie sinnbezogen sind. Erst weil gerade solche Formen pse_195.006
ein Beitrag zur Erfahrungsgestaltung in der Sprache pse_195.007
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eine sprachliche Formulierung durch Schmuckformen aufgehöht pse_195.010
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in romanischen Sprachen, wir finden es im 17. Jahrhundert. pse_195.012
Aber gerade solche Schmuckformen deuten doch auch an, pse_195.013
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innere Haltung drängt in der Freude an Schmuck, im Willen pse_195.016
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Sprachform. Zwei große Gruppen lassen sich unterscheiden.
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Die sogenannte Lautnachahmung ist auch Gestaltung, sie ist pse_195.019
geistiger Neubau in der Sprache. »Gazouiller« und »rieseln« pse_195.020
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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