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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Hub vollendet haben, wenn i seinen halben Lauf zurückgelegt
hat, so wird die den letzteren bewegende Kraft stets ihr Maxi-
mum erreicht haben, wenn seine Bewegung am schnellsten ist.
Hat er hingegen seinen Wendepunkt erreicht, so sind c und c'
in der Mitte ihres Laufs angekommen. Die in den Cylindern A
und A' enthaltene Luft ist dann halb erwärmt und halb abge-
kühlt, und ihre Spannkraft daher in beiden gleich. Der Kolben i
kann demzufolge mit Hülfe des Schwungrads seinen todten Punkt
überwinden, ohne dass eine einseitig auf ihn wirkende Kraft ihn
daran hindert. Da aber mit dem Beginn seiner Bewegung in
entgegengesetzter Richtung durch die gleichzeitige Fortbewegung
der Kolben c und c' auch die Triebkraft wieder entsteht und in
sehr raschem Verhältniss zunimmt, so ist der Fortgang der
Maschine gesichert, ohne dass es nöthig wäre, durch Ventile oder
Schieber die Einströmung der Luft in den Triebcylinder zu re-
guliren.

Da in den oberen Theil der Cylinder A und A' und mit-
hin auch in den Triebcylinder B nur immer kalte Luft gelangen
kann, so muss auch die Dichtung der Stopfbüchsen und des
Kolbens i sehr vollkommen, selbst bei noch höheren Spannungen
wie hier angenommen ist, hergestellt werden können. Dazu kommt
noch, dass sich erfahrungsmässig gegen Luft weit besser dichten
lässt als gegen Dampf. Für die Kolben c und c' würde ein voll-
kommen luftdichter Gang, der hohen Temperatur der unter ihnen
befindlichen Luft wegen, weit schwieriger herzustellen sein. Für
diese ist aber ein solcher gar nicht erforderlich, da der Unter-
schied in der Spannung der über und unter ihnen befindlichen
Luft nur immer sehr gering, nämlich dem Widerstand entsprechend
sein kann, der durch das Hindurchtreiben derselben durch die
zwischen den Blechen und Röhren befindlichen Zwischenräume
hervorgerufen wird. Diese Kolben müssten indess hohl und mit
schlechten Wärmeleitern ausgefüllt sein, damit sie der über ihnen
befindlichen kalten Luft nicht durch Leitung eine beträchtliche
Wärmemenge zuführen können. Die dennoch durch die Stopf-
büchsen entweichende Luft kann leicht durch stetes Nachpumpen
ersetzt werden.

Es würde theoretisch richtiger sein, den Cylinder B stets
mit heisser Luft zu füllen; doch wird der obenerwähnte, mit der

Hub vollendet haben, wenn i seinen halben Lauf zurückgelegt
hat, so wird die den letzteren bewegende Kraft stets ihr Maxi-
mum erreicht haben, wenn seine Bewegung am schnellsten ist.
Hat er hingegen seinen Wendepunkt erreicht, so sind c und c'
in der Mitte ihres Laufs angekommen. Die in den Cylindern A
und A' enthaltene Luft ist dann halb erwärmt und halb abge-
kühlt, und ihre Spannkraft daher in beiden gleich. Der Kolben i
kann demzufolge mit Hülfe des Schwungrads seinen todten Punkt
überwinden, ohne dass eine einseitig auf ihn wirkende Kraft ihn
daran hindert. Da aber mit dem Beginn seiner Bewegung in
entgegengesetzter Richtung durch die gleichzeitige Fortbewegung
der Kolben c und c' auch die Triebkraft wieder entsteht und in
sehr raschem Verhältniss zunimmt, so ist der Fortgang der
Maschine gesichert, ohne dass es nöthig wäre, durch Ventile oder
Schieber die Einströmung der Luft in den Triebcylinder zu re-
guliren.

Da in den oberen Theil der Cylinder A und A' und mit-
hin auch in den Triebcylinder B nur immer kalte Luft gelangen
kann, so muss auch die Dichtung der Stopfbüchsen und des
Kolbens i sehr vollkommen, selbst bei noch höheren Spannungen
wie hier angenommen ist, hergestellt werden können. Dazu kommt
noch, dass sich erfahrungsmässig gegen Luft weit besser dichten
lässt als gegen Dampf. Für die Kolben c und c' würde ein voll-
kommen luftdichter Gang, der hohen Temperatur der unter ihnen
befindlichen Luft wegen, weit schwieriger herzustellen sein. Für
diese ist aber ein solcher gar nicht erforderlich, da der Unter-
schied in der Spannung der über und unter ihnen befindlichen
Luft nur immer sehr gering, nämlich dem Widerstand entsprechend
sein kann, der durch das Hindurchtreiben derselben durch die
zwischen den Blechen und Röhren befindlichen Zwischenräume
hervorgerufen wird. Diese Kolben müssten indess hohl und mit
schlechten Wärmeleitern ausgefüllt sein, damit sie der über ihnen
befindlichen kalten Luft nicht durch Leitung eine beträchtliche
Wärmemenge zuführen können. Die dennoch durch die Stopf-
büchsen entweichende Luft kann leicht durch stetes Nachpumpen
ersetzt werden.

Es würde theoretisch richtiger sein, den Cylinder B stets
mit heisser Luft zu füllen; doch wird der obenerwähnte, mit der

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[5/0023] Hub vollendet haben, wenn i seinen halben Lauf zurückgelegt hat, so wird die den letzteren bewegende Kraft stets ihr Maxi- mum erreicht haben, wenn seine Bewegung am schnellsten ist. Hat er hingegen seinen Wendepunkt erreicht, so sind c und c' in der Mitte ihres Laufs angekommen. Die in den Cylindern A und A' enthaltene Luft ist dann halb erwärmt und halb abge- kühlt, und ihre Spannkraft daher in beiden gleich. Der Kolben i kann demzufolge mit Hülfe des Schwungrads seinen todten Punkt überwinden, ohne dass eine einseitig auf ihn wirkende Kraft ihn daran hindert. Da aber mit dem Beginn seiner Bewegung in entgegengesetzter Richtung durch die gleichzeitige Fortbewegung der Kolben c und c' auch die Triebkraft wieder entsteht und in sehr raschem Verhältniss zunimmt, so ist der Fortgang der Maschine gesichert, ohne dass es nöthig wäre, durch Ventile oder Schieber die Einströmung der Luft in den Triebcylinder zu re- guliren. Da in den oberen Theil der Cylinder A und A' und mit- hin auch in den Triebcylinder B nur immer kalte Luft gelangen kann, so muss auch die Dichtung der Stopfbüchsen und des Kolbens i sehr vollkommen, selbst bei noch höheren Spannungen wie hier angenommen ist, hergestellt werden können. Dazu kommt noch, dass sich erfahrungsmässig gegen Luft weit besser dichten lässt als gegen Dampf. Für die Kolben c und c' würde ein voll- kommen luftdichter Gang, der hohen Temperatur der unter ihnen befindlichen Luft wegen, weit schwieriger herzustellen sein. Für diese ist aber ein solcher gar nicht erforderlich, da der Unter- schied in der Spannung der über und unter ihnen befindlichen Luft nur immer sehr gering, nämlich dem Widerstand entsprechend sein kann, der durch das Hindurchtreiben derselben durch die zwischen den Blechen und Röhren befindlichen Zwischenräume hervorgerufen wird. Diese Kolben müssten indess hohl und mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllt sein, damit sie der über ihnen befindlichen kalten Luft nicht durch Leitung eine beträchtliche Wärmemenge zuführen können. Die dennoch durch die Stopf- büchsen entweichende Luft kann leicht durch stetes Nachpumpen ersetzt werden. Es würde theoretisch richtiger sein, den Cylinder B stets mit heisser Luft zu füllen; doch wird der obenerwähnte, mit der

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/23>, abgerufen am 23.11.2024.