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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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In der Praxis fanden wir, dass bei den mit der grössten
Sorgfalt zu Telegraphenleitungen ausgewählten Kupferdräthen
Schwankungen des Leitungsvermögens bis zu 20 pCt. vorkommen,
und dass das reinere Kupfer stets auch das besser leitende ist.

Die Messungen des Leitungsvermögens für jede einzelne
Meile des isolirten Drahtes sind unerlässlich, nicht nur um man-
gelhaftes Material ausschiessen zu können, sondern auch um einen
vollständigen Nachweis über die Leitungsfähigkeit jedes einzelnen
Theiles der fertigen Kabel zu gewinnen, ohne welchen es später
nicht möglich ist, etwa vorkommende Beschädigungen durch gal-
vanische Versuche und Rechnung dem Orte nach genau zu be-
stimmen.

Am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten sind die
Versuche zur Bestimmung der Leitungsfähigkeit der isolirenden
Umhüllung1) für jede Meile des überzogenen Leitungsdrahtes;
denn es genügt nicht, gröbere Fehler oder Löcher zu finden,
sondern es müssen auch die Stellen, wo der Draht excentrisch
liegt, Blasen und andere kleinere Mängel im isolirenden Material
ermittelt werden; alle Theile des Leitungsdrahtes, bei welchen
das isolirende Material in Bezug auf Leitungsfähigkeit sich nicht
in dem vollkommensten Zustande erweist, sind zu verwerfen.

Zu dem Ende war es zuvörderst nöthig, die Leitungsfähig-
keit des zur Isolation der Drähte benutzten Materials zu be-
stimmen; vorläufige Versuche lehrten, dass diese Leitungsfähig-
keit bei constanter Temperatur hinlänglich gleichmässig ist.

Der Einfluss der Temperatur auf die Leitungsfähigkeit der
Guttapercha und anderer isolirender Körper ist kürzlich von dem
wissenschaftlichen Comite, das die britische Regierung mit tele-

1) Um allen Missverständnissen vorzubeugen, erlauben wir uns, den
geehrten Leser daran zu erinnern, dass Guttapercha, Kautschuck, sowie
alle Körper, die wir Isolatoren zu nennen pflegen, dies nicht im absoluten
Sinne des Wortes sind, dass vielmehr alle Körper die Elektricität mehr
oder weniger leiten und die Leitungsfähigkeit der sogenannten Isolatoren
nur im Vergleich zu der der Metalle ausserordentlich gering ist. Die Er-
fahrung hat indess gelehrt, dass selbst diese geringe Leitungsfähigkeit
der Guttapercha bei langen unterseeischen Leitungen, wo es sich um eine
sehr ausgedehnte und verhältnissmässig dünne Schicht dieses Materials
handelt, nicht ganz verschwindend ist, weshalb sie oben mit in die Unter-
suchung gezogen.

In der Praxis fanden wir, dass bei den mit der grössten
Sorgfalt zu Telegraphenleitungen ausgewählten Kupferdräthen
Schwankungen des Leitungsvermögens bis zu 20 pCt. vorkommen,
und dass das reinere Kupfer stets auch das besser leitende ist.

Die Messungen des Leitungsvermögens für jede einzelne
Meile des isolirten Drahtes sind unerlässlich, nicht nur um man-
gelhaftes Material ausschiessen zu können, sondern auch um einen
vollständigen Nachweis über die Leitungsfähigkeit jedes einzelnen
Theiles der fertigen Kabel zu gewinnen, ohne welchen es später
nicht möglich ist, etwa vorkommende Beschädigungen durch gal-
vanische Versuche und Rechnung dem Orte nach genau zu be-
stimmen.

Am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten sind die
Versuche zur Bestimmung der Leitungsfähigkeit der isolirenden
Umhüllung1) für jede Meile des überzogenen Leitungsdrahtes;
denn es genügt nicht, gröbere Fehler oder Löcher zu finden,
sondern es müssen auch die Stellen, wo der Draht excentrisch
liegt, Blasen und andere kleinere Mängel im isolirenden Material
ermittelt werden; alle Theile des Leitungsdrahtes, bei welchen
das isolirende Material in Bezug auf Leitungsfähigkeit sich nicht
in dem vollkommensten Zustande erweist, sind zu verwerfen.

Zu dem Ende war es zuvörderst nöthig, die Leitungsfähig-
keit des zur Isolation der Drähte benutzten Materials zu be-
stimmen; vorläufige Versuche lehrten, dass diese Leitungsfähig-
keit bei constanter Temperatur hinlänglich gleichmässig ist.

Der Einfluss der Temperatur auf die Leitungsfähigkeit der
Guttapercha und anderer isolirender Körper ist kürzlich von dem
wissenschaftlichen Comité, das die britische Regierung mit tele-

1) Um allen Missverständnissen vorzubeugen, erlauben wir uns, den
geehrten Leser daran zu erinnern, dass Guttapercha, Kautschuck, sowie
alle Körper, die wir Isolatoren zu nennen pflegen, dies nicht im absoluten
Sinne des Wortes sind, dass vielmehr alle Körper die Elektricität mehr
oder weniger leiten und die Leitungsfähigkeit der sogenannten Isolatoren
nur im Vergleich zu der der Metalle ausserordentlich gering ist. Die Er-
fahrung hat indess gelehrt, dass selbst diese geringe Leitungsfähigkeit
der Guttapercha bei langen unterseeischen Leitungen, wo es sich um eine
sehr ausgedehnte und verhältnissmässig dünne Schicht dieses Materials
handelt, nicht ganz verschwindend ist, weshalb sie oben mit in die Unter-
suchung gezogen.
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[217/0235] In der Praxis fanden wir, dass bei den mit der grössten Sorgfalt zu Telegraphenleitungen ausgewählten Kupferdräthen Schwankungen des Leitungsvermögens bis zu 20 pCt. vorkommen, und dass das reinere Kupfer stets auch das besser leitende ist. Die Messungen des Leitungsvermögens für jede einzelne Meile des isolirten Drahtes sind unerlässlich, nicht nur um man- gelhaftes Material ausschiessen zu können, sondern auch um einen vollständigen Nachweis über die Leitungsfähigkeit jedes einzelnen Theiles der fertigen Kabel zu gewinnen, ohne welchen es später nicht möglich ist, etwa vorkommende Beschädigungen durch gal- vanische Versuche und Rechnung dem Orte nach genau zu be- stimmen. Am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten sind die Versuche zur Bestimmung der Leitungsfähigkeit der isolirenden Umhüllung 1) für jede Meile des überzogenen Leitungsdrahtes; denn es genügt nicht, gröbere Fehler oder Löcher zu finden, sondern es müssen auch die Stellen, wo der Draht excentrisch liegt, Blasen und andere kleinere Mängel im isolirenden Material ermittelt werden; alle Theile des Leitungsdrahtes, bei welchen das isolirende Material in Bezug auf Leitungsfähigkeit sich nicht in dem vollkommensten Zustande erweist, sind zu verwerfen. Zu dem Ende war es zuvörderst nöthig, die Leitungsfähig- keit des zur Isolation der Drähte benutzten Materials zu be- stimmen; vorläufige Versuche lehrten, dass diese Leitungsfähig- keit bei constanter Temperatur hinlänglich gleichmässig ist. Der Einfluss der Temperatur auf die Leitungsfähigkeit der Guttapercha und anderer isolirender Körper ist kürzlich von dem wissenschaftlichen Comité, das die britische Regierung mit tele- 1) Um allen Missverständnissen vorzubeugen, erlauben wir uns, den geehrten Leser daran zu erinnern, dass Guttapercha, Kautschuck, sowie alle Körper, die wir Isolatoren zu nennen pflegen, dies nicht im absoluten Sinne des Wortes sind, dass vielmehr alle Körper die Elektricität mehr oder weniger leiten und die Leitungsfähigkeit der sogenannten Isolatoren nur im Vergleich zu der der Metalle ausserordentlich gering ist. Die Er- fahrung hat indess gelehrt, dass selbst diese geringe Leitungsfähigkeit der Guttapercha bei langen unterseeischen Leitungen, wo es sich um eine sehr ausgedehnte und verhältnissmässig dünne Schicht dieses Materials handelt, nicht ganz verschwindend ist, weshalb sie oben mit in die Unter- suchung gezogen.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/235>, abgerufen am 23.11.2024.