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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
welche für alle solten um Hülff zu GOtt an-
flehen. Da dann nun also diese nach der
Beicht der heiligen Meß beywohnten, in wel-
cher sechs Hostien gewandlet wurden, rührte
man die Trommlen, zum Zeichen, daß die Moh-
ren würcklich angeruckt. Die Christen wur-
den also gezwungen, von dannen abzugehen,
und sich in Gegenwehr zu setzen. Der Prie-
ster, um die heilige Hostien dem Wuth der
Mohren zu entziehen, wickelte sie in das Cor-
poral,
und verbarge selbe unter einem grossen
Stein. Da fienge dann gleich der Streit
an; unter welchem GOtt in die Hertzen der
Christen einen solchen Muth und Stärcke ein-
gosse, daß die Mohren in kurtzer Zeit aus ein-
ander getrieben, theils vom Schwerdt getödet,
theils in die Flucht getrieben worden. Nach
geendigtem Streit kehrten die Christen mit
blutigem Schwerdt in die Kirch zuruck, Wil-
lens, zur Dancksagung für den erhaltenen
Sieg das heilige Abendmahl zu empfangen.
Als demnach der Priester nebst dem Corporal
auch die verborgene heilige Hostien hervor ge-
bracht, legte er selbe auf den Altar. Und, o
Wunder! die heilige Particul sahen gantz mit
Blut besprengt aus, und klebten an der Lein-
wand an. Diese Sach triebe aus allen Au-
gen der Gegenwärtigen zarte Thränen der hei-
ligen Andacht; deßwegen dann alle GOtt
höchstens gebenedeyt, und ihme Lob gesprochen
haben.

Da

Von dem H. Altars-Sacrament.
welche für alle ſolten um Hülff zu GOtt an-
flehen. Da dann nun alſo dieſe nach der
Beicht der heiligen Meß beywohnten, in wel-
cher ſechs Hoſtien gewandlet wurden, rührte
man die Trommlen, zum Zeichen, daß die Moh-
ren würcklich angeruckt. Die Chriſten wur-
den alſo gezwungen, von dannen abzugehen,
und ſich in Gegenwehr zu ſetzen. Der Prie-
ſter, um die heilige Hoſtien dem Wuth der
Mohren zu entziehen, wickelte ſie in das Cor-
poral,
und verbarge ſelbe unter einem groſſen
Stein. Da fienge dann gleich der Streit
an; unter welchem GOtt in die Hertzen der
Chriſten einen ſolchen Muth und Stärcke ein-
goſſe, daß die Mohren in kurtzer Zeit aus ein-
ander getrieben, theils vom Schwerdt getödet,
theils in die Flucht getrieben worden. Nach
geendigtem Streit kehrten die Chriſten mit
blutigem Schwerdt in die Kirch zuruck, Wil-
lens, zur Danckſagung für den erhaltenen
Sieg das heilige Abendmahl zu empfangen.
Als demnach der Prieſter nebſt dem Corporal
auch die verborgene heilige Hoſtien hervor ge-
bracht, legte er ſelbe auf den Altar. Und, o
Wunder! die heilige Particul ſahen gantz mit
Blut beſprengt aus, und klebten an der Lein-
wand an. Dieſe Sach triebe aus allen Au-
gen der Gegenwärtigen zarte Thränen der hei-
ligen Andacht; deßwegen dann alle GOtt
höchſtens gebenedeyt, und ihme Lob geſprochen
haben.

Da
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[171/0208] Von dem H. Altars-Sacrament. welche für alle ſolten um Hülff zu GOtt an- flehen. Da dann nun alſo dieſe nach der Beicht der heiligen Meß beywohnten, in wel- cher ſechs Hoſtien gewandlet wurden, rührte man die Trommlen, zum Zeichen, daß die Moh- ren würcklich angeruckt. Die Chriſten wur- den alſo gezwungen, von dannen abzugehen, und ſich in Gegenwehr zu ſetzen. Der Prie- ſter, um die heilige Hoſtien dem Wuth der Mohren zu entziehen, wickelte ſie in das Cor- poral, und verbarge ſelbe unter einem groſſen Stein. Da fienge dann gleich der Streit an; unter welchem GOtt in die Hertzen der Chriſten einen ſolchen Muth und Stärcke ein- goſſe, daß die Mohren in kurtzer Zeit aus ein- ander getrieben, theils vom Schwerdt getödet, theils in die Flucht getrieben worden. Nach geendigtem Streit kehrten die Chriſten mit blutigem Schwerdt in die Kirch zuruck, Wil- lens, zur Danckſagung für den erhaltenen Sieg das heilige Abendmahl zu empfangen. Als demnach der Prieſter nebſt dem Corporal auch die verborgene heilige Hoſtien hervor ge- bracht, legte er ſelbe auf den Altar. Und, o Wunder! die heilige Particul ſahen gantz mit Blut beſprengt aus, und klebten an der Lein- wand an. Dieſe Sach triebe aus allen Au- gen der Gegenwärtigen zarte Thränen der hei- ligen Andacht; deßwegen dann alle GOtt höchſtens gebenedeyt, und ihme Lob geſprochen haben. Da

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/208>, abgerufen am 23.11.2024.