Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.untergrub, daß er sich nie wieder ganz vollständig er¬ "Und die andere Hälfte meinen Schwestern," schal¬ "Und die andere Hälfte meinen Schwestern --" "Aber was behielten Sie denn für sich?" "Für mich? erwiderte Bemperlein erstaunt. "Sagte "Sie sind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬ untergrub, daß er ſich nie wieder ganz vollſtändig er¬ „Und die andere Hälfte meinen Schweſtern,“ ſchal¬ „Und die andere Hälfte meinen Schweſtern —“ „Aber was behielten Sie denn für ſich?“ „Für mich? erwiderte Bemperlein erſtaunt. „Sagte „Sie ſind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0257" n="247"/> untergrub, daß er ſich nie wieder ganz vollſtändig er¬<lb/> holte, ſo daß das Schlimmſte zu befürchten ſtand.<lb/> Dabei waren meine drei Schweſtern noch unverſorgt.<lb/> Welches Glück alſo, daß ich jetzt das prinzliche Ein¬<lb/> kommen von Zweihundert Thalern Gold hatte! Ich<lb/> gab die eine Hälfte meinen Brüdern, —“</p><lb/> <p>„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern,“ ſchal¬<lb/> tete Oswald ein.</p><lb/> <p>„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern —“<lb/> fuhr Bemperlein fort, und rieb ſich vergnügt die<lb/> Hände.</p><lb/> <p>„Aber was behielten Sie denn für ſich?“</p><lb/> <p>„Für mich? erwiderte Bemperlein erſtaunt. „Sagte<lb/> ich Ihnen nicht, daß ich vollkommen freie Station<lb/> hatte? Und nun hören Sie nur! Ich war ein Jahr<lb/> auf Berkow geweſen, da läßt mich eines Tages die<lb/> gnädige Frau zu ſich rufen, und nachdem wir über<lb/> Dies und Jenes geſprochen, ſagte ſie:“</p><lb/> <p>„Sie ſind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬<lb/> lein, nun ſagen Sie mir einmal aufrichtig, ob es Ihnen<lb/> bei uns gefällt.“ „Das bedarf wohl keiner Frage,<lb/> gnädige Frau,“ antwortete ich. „Nun, das freut mich,“<lb/> ſagte ſie, „aber haben Sie nicht noch irgend einen<lb/> ſpeciellen Wunſch?“ „Daß ich nicht wüßte,“ ſagte ich.<lb/> „Aber ihr Gehalt iſt doch, offenbar zu gering,“ ſagte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [247/0257]
untergrub, daß er ſich nie wieder ganz vollſtändig er¬
holte, ſo daß das Schlimmſte zu befürchten ſtand.
Dabei waren meine drei Schweſtern noch unverſorgt.
Welches Glück alſo, daß ich jetzt das prinzliche Ein¬
kommen von Zweihundert Thalern Gold hatte! Ich
gab die eine Hälfte meinen Brüdern, —“
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern,“ ſchal¬
tete Oswald ein.
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern —“
fuhr Bemperlein fort, und rieb ſich vergnügt die
Hände.
„Aber was behielten Sie denn für ſich?“
„Für mich? erwiderte Bemperlein erſtaunt. „Sagte
ich Ihnen nicht, daß ich vollkommen freie Station
hatte? Und nun hören Sie nur! Ich war ein Jahr
auf Berkow geweſen, da läßt mich eines Tages die
gnädige Frau zu ſich rufen, und nachdem wir über
Dies und Jenes geſprochen, ſagte ſie:“
„Sie ſind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬
lein, nun ſagen Sie mir einmal aufrichtig, ob es Ihnen
bei uns gefällt.“ „Das bedarf wohl keiner Frage,
gnädige Frau,“ antwortete ich. „Nun, das freut mich,“
ſagte ſie, „aber haben Sie nicht noch irgend einen
ſpeciellen Wunſch?“ „Daß ich nicht wüßte,“ ſagte ich.
„Aber ihr Gehalt iſt doch, offenbar zu gering,“ ſagte
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