Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.sei in der Nacht mit dem Gestohlenen entflohen; aber da Die Beiden setzten sich an dem festgesetzten Abend hin Kleine Geschichten. llI. 12
ſei in der Nacht mit dem Geſtohlenen entflohen; aber da Die Beiden ſetzten ſich an dem feſtgeſetzten Abend hin Kleine Geſchichten. llI. 12
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="177"/> ſei in der Nacht mit dem Geſtohlenen entflohen; aber da<lb/> war gar Nichts fortgekommen, es fehlte im ganzen Hauſe<lb/> nicht ein einziges Ding. Abends wurde nicht nur die Thüre<lb/> doppelt zugeriegelt, ſondern es wurde noch der hölzerne<lb/> Balken vorgeſchoben, — es half Nichts: am Morgen<lb/> ſtand die Thüre weit offen; und ſo früh nun auch die ganze<lb/> Dienerſchaft in ihrer Aufregung am Morgen herunterkommen<lb/> mochte: die Thür ſtand offen, wenn auch ringsum Alles<lb/> noch im tiefen Schlaf lag und Fenſter und Thüren an allen<lb/> andern Häuſern noch feſt verrammelt waren. Endlich faßten<lb/> ſich der Johann und der Sebaſtian ein Herz und machten<lb/> ſich auf die dringenden Zureden der Dame Rottenmeier<lb/> bereit, die Nacht unten in dem Zimmer, das an den großen<lb/> Saal ſtieß, zuzubringen und zu erwarten, was geſchehe.<lb/> Fräulein Rottenmeier ſuchte mehrere Waffen des Herrn<lb/> Seſemann hervor und übergab dem Sebaſtian eine große<lb/> Liqueurflaſche, damit Stärkung vorausgehen und gute Wehr<lb/> nachfolgen könne, wo ſie nöthig ſei.</p><lb/> <p>Die Beiden ſetzten ſich an dem feſtgeſetzten Abend hin<lb/> und fingen gleich an, ſich Stärkung zuzutrinken, was ſie<lb/> erſt ſehr geſprächig und dann ziemlich ſchläfrig machte,<lb/> worauf ſie Beide ſich an die Seſſelrücken lehnten und ver¬<lb/> ſtummten. Als die alte Thurmuhr drüben zwölfe ſchlug,<lb/> ermannte ſich Sebaſtian und rief ſeinen Kameraden an;<lb/> der war aber nicht leicht zu erwecken: ſo oft ihn Sebaſtian<lb/> anrief, legte er ſeinen Kopf von einer Seite der Seſſellehne<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Kleine Geſchichten. <hi rendition="#aq">llI</hi>. 12<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [177/0187]
ſei in der Nacht mit dem Geſtohlenen entflohen; aber da
war gar Nichts fortgekommen, es fehlte im ganzen Hauſe
nicht ein einziges Ding. Abends wurde nicht nur die Thüre
doppelt zugeriegelt, ſondern es wurde noch der hölzerne
Balken vorgeſchoben, — es half Nichts: am Morgen
ſtand die Thüre weit offen; und ſo früh nun auch die ganze
Dienerſchaft in ihrer Aufregung am Morgen herunterkommen
mochte: die Thür ſtand offen, wenn auch ringsum Alles
noch im tiefen Schlaf lag und Fenſter und Thüren an allen
andern Häuſern noch feſt verrammelt waren. Endlich faßten
ſich der Johann und der Sebaſtian ein Herz und machten
ſich auf die dringenden Zureden der Dame Rottenmeier
bereit, die Nacht unten in dem Zimmer, das an den großen
Saal ſtieß, zuzubringen und zu erwarten, was geſchehe.
Fräulein Rottenmeier ſuchte mehrere Waffen des Herrn
Seſemann hervor und übergab dem Sebaſtian eine große
Liqueurflaſche, damit Stärkung vorausgehen und gute Wehr
nachfolgen könne, wo ſie nöthig ſei.
Die Beiden ſetzten ſich an dem feſtgeſetzten Abend hin
und fingen gleich an, ſich Stärkung zuzutrinken, was ſie
erſt ſehr geſprächig und dann ziemlich ſchläfrig machte,
worauf ſie Beide ſich an die Seſſelrücken lehnten und ver¬
ſtummten. Als die alte Thurmuhr drüben zwölfe ſchlug,
ermannte ſich Sebaſtian und rief ſeinen Kameraden an;
der war aber nicht leicht zu erwecken: ſo oft ihn Sebaſtian
anrief, legte er ſeinen Kopf von einer Seite der Seſſellehne
Kleine Geſchichten. llI. 12
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