Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880."Ach Gott", sagte die Brigitte, "das ist eine gute Jetzt schoß ein heller Freudenstrahl über Heidi's Ge¬ "Nein, nein, Kind!" wehrte die Großmutter; "das Aber Heidi ließ sich nicht stören in seiner Freude, es Die Großmutter schwieg still, sie wollte des Kindes Freude „Ach Gott“, ſagte die Brigitte, „das iſt eine gute Jetzt ſchoß ein heller Freudenſtrahl über Heidi's Ge¬ „Nein, nein, Kind!“ wehrte die Großmutter; „das Aber Heidi ließ ſich nicht ſtören in ſeiner Freude, es Die Großmutter ſchwieg ſtill, ſie wollte des Kindes Freude <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0231" n="221"/> <p>„Ach Gott“, ſagte die Brigitte, „das iſt eine gute<lb/> Meinung; aber denk', ſie werden auch hart. Wenn man<lb/> nur hie und da einen übrigen Batzen hätte, der Bäcker<lb/> unten im Dörfli macht auch ſolche, aber ich vermag kaum<lb/> das ſchwarze Brod zu bezahlen.“</p><lb/> <p>Jetzt ſchoß ein heller Freudenſtrahl über Heidi's Ge¬<lb/> ſicht: „O ich habe furchtbar viel Geld, Großmutter“, rief<lb/> es jubelnd aus und hüpfte vor Freuden in die Höhe, „jetzt<lb/> weiß ich, was ich damit mache! Alle, alle Tage mußt du<lb/> ein neues Brödchen haben und am Sonntage zwei, und<lb/> der Peter kann ſie heraufbringen vom Dörfli.“</p><lb/> <p>„Nein, nein, Kind!“ wehrte die Großmutter; „das<lb/> kann nicht ſein, das Geld haſt du nicht dazu bekommen,<lb/> du mußt es dem Großvater geben, er ſagt dir dann ſchon,<lb/> was du damit machen mußt.“</p><lb/> <p>Aber Heidi ließ ſich nicht ſtören in ſeiner Freude, es<lb/> jauchzte und hüpfte in der Stube herum und rief ein Mal<lb/> über's andere: „Jetzt kann die Großmutter jeden Tag ein<lb/> Brödchen eſſen und wird wieder ganz kräftig und — o Gro߬<lb/> mutter“, rief es mit neuem Jubel, „wenn du dann ſo ge¬<lb/> ſund wirſt, ſo wird es dir gewiß auch wieder hell, es iſt<lb/> vielleicht nur, weil du ſo ſchwach biſt.“</p><lb/> <p>Die Großmutter ſchwieg ſtill, ſie wollte des Kindes Freude<lb/> nicht trüben. Bei ſeinem Herumhüpfen fiel dem Heidi auf<lb/> einmal das alte Liederbuch der Großmutter in die Augen,<lb/> und es kam ihm ein neuer freudiger Gedanke: „Gro߬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0231]
„Ach Gott“, ſagte die Brigitte, „das iſt eine gute
Meinung; aber denk', ſie werden auch hart. Wenn man
nur hie und da einen übrigen Batzen hätte, der Bäcker
unten im Dörfli macht auch ſolche, aber ich vermag kaum
das ſchwarze Brod zu bezahlen.“
Jetzt ſchoß ein heller Freudenſtrahl über Heidi's Ge¬
ſicht: „O ich habe furchtbar viel Geld, Großmutter“, rief
es jubelnd aus und hüpfte vor Freuden in die Höhe, „jetzt
weiß ich, was ich damit mache! Alle, alle Tage mußt du
ein neues Brödchen haben und am Sonntage zwei, und
der Peter kann ſie heraufbringen vom Dörfli.“
„Nein, nein, Kind!“ wehrte die Großmutter; „das
kann nicht ſein, das Geld haſt du nicht dazu bekommen,
du mußt es dem Großvater geben, er ſagt dir dann ſchon,
was du damit machen mußt.“
Aber Heidi ließ ſich nicht ſtören in ſeiner Freude, es
jauchzte und hüpfte in der Stube herum und rief ein Mal
über's andere: „Jetzt kann die Großmutter jeden Tag ein
Brödchen eſſen und wird wieder ganz kräftig und — o Gro߬
mutter“, rief es mit neuem Jubel, „wenn du dann ſo ge¬
ſund wirſt, ſo wird es dir gewiß auch wieder hell, es iſt
vielleicht nur, weil du ſo ſchwach biſt.“
Die Großmutter ſchwieg ſtill, ſie wollte des Kindes Freude
nicht trüben. Bei ſeinem Herumhüpfen fiel dem Heidi auf
einmal das alte Liederbuch der Großmutter in die Augen,
und es kam ihm ein neuer freudiger Gedanke: „Gro߬
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