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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Selrain - Stubei - Wippthal - Dux - Zillerthal - Ahrenthal - Brunecken.


Es bleibt uns jetzt noch übrig einen längern Gang durch Nordtirol zu machen, den wir in der Nähe von Innsbruck beginnen und zu Brunecken im Pusterthale beenden.

Aus dem schönen Dorfe Axams ziehen wir bei einbrechender Dämmerung davon, um im Bade zu Selrain über Nacht zu bleiben. So dunkel es wird, so ist gleichwohl zu bemerken, daß die Gegend sehr bevölkert, denn die Häuser am Wege gehen nie aus und unten vom Tobel herauf glänzen viele freundliche Lichter, ebensowohl als von den Halden herab, auf deren Höhe das St. Krein- (St. Quirini-) Kirchlein grau verschleiert winkt. Man konnte sich während des nächtlichen Ganges auf Selrain freuen, auf die Badegäste und die gute Unterhaltung. Allerlei Manns- und Weibsbilder, die unterwegs gefragt wurden, waren der Meinung, es gebe deren noch genug, "wolter viele" und so schien es ganz billig, sich auf einen vergnügten Abend gefaßt zu machen. Unterdessen ging der Weg in einen Wald und es wurde immer dunkler. Bald erschien ein einsames Capellchen am Pfade, von wo abwärts zu sehen war auf das Bad und seine Lichter. In größerer Nähe zeigte sich freilich, daß dieß die ewige Ampel in der Dorfkirche sey und so mußten denn wohl die erleuchteten Badefenster nach der andern Seite hinausgehen. Ich langte endlich an und war der einzige Fremde im Hause - die Badegäste waren schon alle davon, wie es scheint, ohne daß es die Selrainer bemerkt hatten - und drum waren auch alle die zweiundzwanzig

Selrain – Stubei – Wippthal – Dux – Zillerthal – Ahrenthal – Brunecken.


Es bleibt uns jetzt noch übrig einen längern Gang durch Nordtirol zu machen, den wir in der Nähe von Innsbruck beginnen und zu Brunecken im Pusterthale beenden.

Aus dem schönen Dorfe Axams ziehen wir bei einbrechender Dämmerung davon, um im Bade zu Selrain über Nacht zu bleiben. So dunkel es wird, so ist gleichwohl zu bemerken, daß die Gegend sehr bevölkert, denn die Häuser am Wege gehen nie aus und unten vom Tobel herauf glänzen viele freundliche Lichter, ebensowohl als von den Halden herab, auf deren Höhe das St. Krein- (St. Quirini-) Kirchlein grau verschleiert winkt. Man konnte sich während des nächtlichen Ganges auf Selrain freuen, auf die Badegäste und die gute Unterhaltung. Allerlei Manns- und Weibsbilder, die unterwegs gefragt wurden, waren der Meinung, es gebe deren noch genug, „wolter viele“ und so schien es ganz billig, sich auf einen vergnügten Abend gefaßt zu machen. Unterdessen ging der Weg in einen Wald und es wurde immer dunkler. Bald erschien ein einsames Capellchen am Pfade, von wo abwärts zu sehen war auf das Bad und seine Lichter. In größerer Nähe zeigte sich freilich, daß dieß die ewige Ampel in der Dorfkirche sey und so mußten denn wohl die erleuchteten Badefenster nach der andern Seite hinausgehen. Ich langte endlich an und war der einzige Fremde im Hause – die Badegäste waren schon alle davon, wie es scheint, ohne daß es die Selrainer bemerkt hatten – und drum waren auch alle die zweiundzwanzig

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[479/0483] Selrain – Stubei – Wippthal – Dux – Zillerthal – Ahrenthal – Brunecken. Es bleibt uns jetzt noch übrig einen längern Gang durch Nordtirol zu machen, den wir in der Nähe von Innsbruck beginnen und zu Brunecken im Pusterthale beenden. Aus dem schönen Dorfe Axams ziehen wir bei einbrechender Dämmerung davon, um im Bade zu Selrain über Nacht zu bleiben. So dunkel es wird, so ist gleichwohl zu bemerken, daß die Gegend sehr bevölkert, denn die Häuser am Wege gehen nie aus und unten vom Tobel herauf glänzen viele freundliche Lichter, ebensowohl als von den Halden herab, auf deren Höhe das St. Krein- (St. Quirini-) Kirchlein grau verschleiert winkt. Man konnte sich während des nächtlichen Ganges auf Selrain freuen, auf die Badegäste und die gute Unterhaltung. Allerlei Manns- und Weibsbilder, die unterwegs gefragt wurden, waren der Meinung, es gebe deren noch genug, „wolter viele“ und so schien es ganz billig, sich auf einen vergnügten Abend gefaßt zu machen. Unterdessen ging der Weg in einen Wald und es wurde immer dunkler. Bald erschien ein einsames Capellchen am Pfade, von wo abwärts zu sehen war auf das Bad und seine Lichter. In größerer Nähe zeigte sich freilich, daß dieß die ewige Ampel in der Dorfkirche sey und so mußten denn wohl die erleuchteten Badefenster nach der andern Seite hinausgehen. Ich langte endlich an und war der einzige Fremde im Hause – die Badegäste waren schon alle davon, wie es scheint, ohne daß es die Selrainer bemerkt hatten – und drum waren auch alle die zweiundzwanzig

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/483>, abgerufen am 23.11.2024.