feine Kinderangesichtchen, wenn sie von Pelzwerk um¬ geben sind, noch feiner aussehen. Ein sanftes Roth war auf seinen Wangen braune Haarfülle um die Stirne, und die großen schwarzen Augen waren wie bei einem Mädchen. Es war, obwohl er sehr heiter war, fast etwas Trauerndes in ihnen.
Wir gingen dem Plaze zu, auf welchem sein Zieh¬ vater beschäftigt war. Ich erzählte ihm auf dem Wege von meinen Angehörigen; von meiner Mutter von meinem Vater und von meiner lieblichen Schwester. Auch erzählte ich ihm von der Stadt, wie man dort lebe, was sie für Vergnügungen biethe, was sie für Unannehmlichkeiten habe, und wie ich in ihr meine Zeit hinbringe. Er sagte mir, daß er jezt schon in die Naturlehre eingerückt sei, daß ihm der Vater Versuche zeige, und daß ihn die Sache sehr freue.
Wir blieben eine Weile bei dem Ziehvater. Gu¬ stav zeigte mir allerlei, und machte mich bald auf diese bald auf jene Veränderung aufmerksam, welche sich seit meiner früheren Anwesenheit ergeben habe.
Der Mittag vereinigte uns in dem Hause.
Da ich so, da die Speisen erschienen, meinem alten Gastfreunde gegenüber saß, fiel mir plözlich auf, was der Mann für schöne Zähne habe. Sehr
feine Kinderangeſichtchen, wenn ſie von Pelzwerk um¬ geben ſind, noch feiner ausſehen. Ein ſanftes Roth war auf ſeinen Wangen braune Haarfülle um die Stirne, und die großen ſchwarzen Augen waren wie bei einem Mädchen. Es war, obwohl er ſehr heiter war, faſt etwas Trauerndes in ihnen.
Wir gingen dem Plaze zu, auf welchem ſein Zieh¬ vater beſchäftigt war. Ich erzählte ihm auf dem Wege von meinen Angehörigen; von meiner Mutter von meinem Vater und von meiner lieblichen Schweſter. Auch erzählte ich ihm von der Stadt, wie man dort lebe, was ſie für Vergnügungen biethe, was ſie für Unannehmlichkeiten habe, und wie ich in ihr meine Zeit hinbringe. Er ſagte mir, daß er jezt ſchon in die Naturlehre eingerückt ſei, daß ihm der Vater Verſuche zeige, und daß ihn die Sache ſehr freue.
Wir blieben eine Weile bei dem Ziehvater. Gu¬ ſtav zeigte mir allerlei, und machte mich bald auf dieſe bald auf jene Veränderung aufmerkſam, welche ſich ſeit meiner früheren Anweſenheit ergeben habe.
Der Mittag vereinigte uns in dem Hauſe.
Da ich ſo, da die Speiſen erſchienen, meinem alten Gaſtfreunde gegenüber ſaß, fiel mir plözlich auf, was der Mann für ſchöne Zähne habe. Sehr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0345"n="331"/>
feine Kinderangeſichtchen, wenn ſie von Pelzwerk um¬<lb/>
geben ſind, noch feiner ausſehen. Ein ſanftes Roth<lb/>
war auf ſeinen Wangen braune Haarfülle um die<lb/>
Stirne, und die großen ſchwarzen Augen waren wie<lb/>
bei einem Mädchen. Es war, obwohl er ſehr heiter<lb/>
war, faſt etwas Trauerndes in ihnen.</p><lb/><p>Wir gingen dem Plaze zu, auf welchem ſein Zieh¬<lb/>
vater beſchäftigt war. Ich erzählte ihm auf dem Wege<lb/>
von meinen Angehörigen; von meiner Mutter von<lb/>
meinem Vater und von meiner lieblichen Schweſter.<lb/>
Auch erzählte ich ihm von der Stadt, wie man dort<lb/>
lebe, was ſie für Vergnügungen biethe, was ſie für<lb/>
Unannehmlichkeiten habe, und wie ich in ihr meine<lb/>
Zeit hinbringe. Er ſagte mir, daß er jezt ſchon in die<lb/>
Naturlehre eingerückt ſei, daß ihm der Vater Verſuche<lb/>
zeige, und daß ihn die Sache ſehr freue.</p><lb/><p>Wir blieben eine Weile bei dem Ziehvater. Gu¬<lb/>ſtav zeigte mir allerlei, und machte mich bald auf dieſe<lb/>
bald auf jene Veränderung aufmerkſam, welche ſich<lb/>ſeit meiner früheren Anweſenheit ergeben habe.</p><lb/><p>Der Mittag vereinigte uns in dem Hauſe.</p><lb/><p>Da ich ſo, da die Speiſen erſchienen, meinem<lb/>
alten Gaſtfreunde gegenüber ſaß, fiel mir plözlich<lb/>
auf, was der Mann für ſchöne Zähne habe. Sehr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[331/0345]
feine Kinderangeſichtchen, wenn ſie von Pelzwerk um¬
geben ſind, noch feiner ausſehen. Ein ſanftes Roth
war auf ſeinen Wangen braune Haarfülle um die
Stirne, und die großen ſchwarzen Augen waren wie
bei einem Mädchen. Es war, obwohl er ſehr heiter
war, faſt etwas Trauerndes in ihnen.
Wir gingen dem Plaze zu, auf welchem ſein Zieh¬
vater beſchäftigt war. Ich erzählte ihm auf dem Wege
von meinen Angehörigen; von meiner Mutter von
meinem Vater und von meiner lieblichen Schweſter.
Auch erzählte ich ihm von der Stadt, wie man dort
lebe, was ſie für Vergnügungen biethe, was ſie für
Unannehmlichkeiten habe, und wie ich in ihr meine
Zeit hinbringe. Er ſagte mir, daß er jezt ſchon in die
Naturlehre eingerückt ſei, daß ihm der Vater Verſuche
zeige, und daß ihn die Sache ſehr freue.
Wir blieben eine Weile bei dem Ziehvater. Gu¬
ſtav zeigte mir allerlei, und machte mich bald auf dieſe
bald auf jene Veränderung aufmerkſam, welche ſich
ſeit meiner früheren Anweſenheit ergeben habe.
Der Mittag vereinigte uns in dem Hauſe.
Da ich ſo, da die Speiſen erſchienen, meinem
alten Gaſtfreunde gegenüber ſaß, fiel mir plözlich
auf, was der Mann für ſchöne Zähne habe. Sehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/345>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.