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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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röcke, mit denen er einige Aehnlichkeit hat,
übereinander geschlagen und zugeknöpft. Um
den Leib windet der Russe einen Gürtel, in
welchen er seine Handschuhe, seine Peitsche
oder seine Axt zu stecken pflegt. Statt des
Hemdes trägt er ein Wammes, gewöhnlich von
buntgestreifter Leinewand. Sein Hals ist völ-
lig entblößt, und die Stelle der Hosen vertritt
eine weite leinene Bekleidung *). Den Ge-
brauch der Strümpfe kennt er nicht; er um-
windet seine Füße mit Tuchlappen, und zieht
weite Stiefel darüber, die er zuweilen mit
Schuhen von Bast oder Leder, ohne Schnal-
len, vertauscht. Seine Kopfbedeckung ist ein
heruntergeschlagener sehr tiefer Hut, gerade
von der Form, wie ihn jetzt die Stutzer in
England tragen. Im Winter verwechselt er
diesen mit einer Mütze, und seinen Rock mit

*) Die Russen sind also schon so weit, als Herr Dok-
tor Faust die übrige Menschheit zu bringen gedenkt. Wie
sich doch alles ändert! Vor hundert Jahren mußten die
Russen den Vorwurf dulden, daß sie erst von den Deut-
schen das Hosentragen gelernt hätten; jetzt lernen deut-
sche Philantropen von russischen Bauern ohne Hosen
gehn.

roͤcke, mit denen er einige Aehnlichkeit hat,
uͤbereinander geſchlagen und zugeknoͤpft. Um
den Leib windet der Ruſſe einen Guͤrtel, in
welchen er ſeine Handſchuhe, ſeine Peitſche
oder ſeine Axt zu ſtecken pflegt. Statt des
Hemdes traͤgt er ein Wammes, gewoͤhnlich von
buntgeſtreifter Leinewand. Sein Hals iſt voͤl-
lig entbloͤßt, und die Stelle der Hoſen vertritt
eine weite leinene Bekleidung *). Den Ge-
brauch der Struͤmpfe kennt er nicht; er um-
windet ſeine Fuͤße mit Tuchlappen, und zieht
weite Stiefel daruͤber, die er zuweilen mit
Schuhen von Baſt oder Leder, ohne Schnal-
len, vertauſcht. Seine Kopfbedeckung iſt ein
heruntergeſchlagener ſehr tiefer Hut, gerade
von der Form, wie ihn jetzt die Stutzer in
England tragen. Im Winter verwechſelt er
dieſen mit einer Muͤtze, und ſeinen Rock mit

*) Die Ruſſen ſind alſo ſchon ſo weit, als Herr Dok-
tor Fauſt die uͤbrige Menſchheit zu bringen gedenkt. Wie
ſich doch alles aͤndert! Vor hundert Jahren mußten die
Ruſſen den Vorwurf dulden, daß ſie erſt von den Deut-
ſchen das Hoſentragen gelernt haͤtten; jetzt lernen deut-
ſche Philantropen von ruſſiſchen Bauern ohne Hoſen
gehn.
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[362/0380] roͤcke, mit denen er einige Aehnlichkeit hat, uͤbereinander geſchlagen und zugeknoͤpft. Um den Leib windet der Ruſſe einen Guͤrtel, in welchen er ſeine Handſchuhe, ſeine Peitſche oder ſeine Axt zu ſtecken pflegt. Statt des Hemdes traͤgt er ein Wammes, gewoͤhnlich von buntgeſtreifter Leinewand. Sein Hals iſt voͤl- lig entbloͤßt, und die Stelle der Hoſen vertritt eine weite leinene Bekleidung *). Den Ge- brauch der Struͤmpfe kennt er nicht; er um- windet ſeine Fuͤße mit Tuchlappen, und zieht weite Stiefel daruͤber, die er zuweilen mit Schuhen von Baſt oder Leder, ohne Schnal- len, vertauſcht. Seine Kopfbedeckung iſt ein heruntergeſchlagener ſehr tiefer Hut, gerade von der Form, wie ihn jetzt die Stutzer in England tragen. Im Winter verwechſelt er dieſen mit einer Muͤtze, und ſeinen Rock mit *) Die Ruſſen ſind alſo ſchon ſo weit, als Herr Dok- tor Fauſt die uͤbrige Menſchheit zu bringen gedenkt. Wie ſich doch alles aͤndert! Vor hundert Jahren mußten die Ruſſen den Vorwurf dulden, daß ſie erſt von den Deut- ſchen das Hoſentragen gelernt haͤtten; jetzt lernen deut- ſche Philantropen von ruſſiſchen Bauern ohne Hoſen gehn.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/380>, abgerufen am 23.11.2024.