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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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lopiren sie fein gemach auf ihn zu,
nach zwey Stunden reiten sie stär-
cker und der Vogel muß auch stär-
cker lauffen, denn fliegen kan er
nicht. Er wird aber bald müde,
also, daß es leicht ist, ihme beyzu-
kommen, und ihn mit der Lantze
auf den Kopf zu schlagen, daß er
niederfällt und seinen Geist auf-
giebt; alsdenn schneiden die Ara-
ber ihm ein Loch in die Kehle, un-
ter welchen ihm der Hals feste zu-
gebunden wird. Hierauf nehmen
ihn drey oder vier Männer, und
schütteln ihn hin und wieder, wenn
sie nun mercken, daß er lange
genung geschüttelt, binden sie die
Kehle wieder auf, und alsdenn
lauffet durch das gemachte Loch
eine Qvantität von Fettigkeit
gleich der Butter, offt zu 20 Pfun-
den. Von dieser, sagen sie, daß
das Fleisch im Leibe sich durch so-
thanes Schütteln meist in solche
Fettigkeit verwandele, daß offt-
mals von dem Vogel nichts über-
bleibet, als die Haut und Kno-
chen. Das Fleisch des Vogels
ist bey den Einwohnern eine nied-
liche Speise; die grossen Herren
aber geniessen nichts davon als
das Gehirn, dannenhero der Ty-
rannische Kayser Heliogabalus
auf jenes Gast-Gebot sehr viel
muß verwandt haben, auf wel-
chen er den Gästen 600 Straus-
sen-Köpffe präsentiret hat, um das
Gehirn daraus zu geniessen. s.
Aautruche.

Streich-Netze, Nacht-
Netze,
Sonnelle,

Ein Netz von 60 oder 70 Schuh
lang, und bis 24 breit, mit einem
Busen in der Mitten, und an bey-
den Enden mit langen Stangen
ausgesperret. An den untern
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Rand mögen Federn oder Späne
angehänget werden, die Vögel
aufzuschrecken. Wenn man es
gebrauchen will, ergreiffen ihrer
zwey die Stangen, und strecken
das Netz nach der Länge aus, der
dritte trägt den Busen oder Sack,
also schleiffen sie das Netz schräg,
und mit dem Unter-Ende dicht an
der Erden, und gehen den Acker
lang hinauf und wieder herunter,
und wenn etwas aufflattert, legen
sie das Netz nieder, würgen die
darunter gefangenen Vögel, he-
ben sie nebst dem Netz auf, und
gehen weiter. Dieses muß bey
Nacht und im finstern geschehen.
Diese Art Netze wird eigentlich
nur auf die Lerchen gebraucht,
weil aber leicht Wachteln, gantze
Volck Rebhüner, auch junge Ha-
sen damit beschlagen werden, ist
ausser dem Herrn des Wildbanns
niemand befugt mit denselben zu
gehen.

Streiffen,

Den Raub-Thieren den Balg
abziehen.

Streiff-Jagen,

Heißt, da man wegen grossen
Wildprets, entweder einige Netze
gestellet, und darauf zutreiben
läst, oder man heisset dieses auch
Streiffenziehen, wenn man einen
Sau-Finder lauffen läst, und
wenn er Säue antrifft, man als-
denn dieselbe mit grossen Engli-
schen Hunden hetzet.

Stretto,

Heißt in der Music, die Tact-
Theile sollen enge und kurtz, und
also geschwind gegeben werden.
Jngleichen, es solle ein oder mehr
Themata gantz kurtz zusammen

gezo-

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lopiren ſie fein gemach auf ihn zu,
nach zwey Stunden reiten ſie ſtaͤr-
cker und der Vogel muß auch ſtaͤr-
cker lauffen, denn fliegen kan er
nicht. Er wird aber bald muͤde,
alſo, daß es leicht iſt, ihme beyzu-
kommen, und ihn mit der Lantze
auf den Kopf zu ſchlagen, daß er
niederfaͤllt und ſeinen Geiſt auf-
giebt; alsdenn ſchneiden die Ara-
ber ihm ein Loch in die Kehle, un-
ter welchen ihm der Hals feſte zu-
gebunden wird. Hierauf nehmen
ihn drey oder vier Maͤnner, und
ſchuͤtteln ihn hin und wieder, wenn
ſie nun mercken, daß er lange
genung geſchuͤttelt, binden ſie die
Kehle wieder auf, und alsdenn
lauffet durch das gemachte Loch
eine Qvantitaͤt von Fettigkeit
gleich der Butter, offt zu 20 Pfun-
den. Von dieſer, ſagen ſie, daß
das Fleiſch im Leibe ſich durch ſo-
thanes Schuͤtteln meiſt in ſolche
Fettigkeit verwandele, daß offt-
mals von dem Vogel nichts uͤber-
bleibet, als die Haut und Kno-
chen. Das Fleiſch des Vogels
iſt bey den Einwohnern eine nied-
liche Speiſe; die groſſen Herren
aber genieſſen nichts davon als
das Gehirn, dannenhero der Ty-
ranniſche Kayſer Heliogabalus
auf jenes Gaſt-Gebot ſehr viel
muß verwandt haben, auf wel-
chen er den Gaͤſten 600 Strauſ-
ſen-Koͤpffe praͤſentiret hat, um das
Gehirn daraus zu genieſſen. ſ.
Aûtruche.

Streich-Netze, Nacht-
Netze,
Sonnelle,

Ein Netz von 60 oder 70 Schuh
lang, und bis 24 breit, mit einem
Buſen in der Mitten, und an bey-
den Enden mit langen Stangen
ausgeſperret. An den untern
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Rand moͤgen Federn oder Spaͤne
angehaͤnget werden, die Voͤgel
aufzuſchrecken. Wenn man es
gebrauchen will, ergreiffen ihrer
zwey die Stangen, und ſtrecken
das Netz nach der Laͤnge aus, der
dritte traͤgt den Buſen oder Sack,
alſo ſchleiffen ſie das Netz ſchraͤg,
und mit dem Unter-Ende dicht an
der Erden, und gehen den Acker
lang hinauf und wieder herunter,
und wenn etwas aufflattert, legen
ſie das Netz nieder, wuͤrgen die
darunter gefangenen Voͤgel, he-
ben ſie nebſt dem Netz auf, und
gehen weiter. Dieſes muß bey
Nacht und im finſtern geſchehen.
Dieſe Art Netze wird eigentlich
nur auf die Lerchen gebraucht,
weil aber leicht Wachteln, gantze
Volck Rebhuͤner, auch junge Ha-
ſen damit beſchlagen werden, iſt
auſſer dem Herrn des Wildbanns
niemand befugt mit denſelben zu
gehen.

Streiffen,

Den Raub-Thieren den Balg
abziehen.

Streiff-Jagen,

Heißt, da man wegen groſſen
Wildprets, entweder einige Netze
geſtellet, und darauf zutreiben
laͤſt, oder man heiſſet dieſes auch
Streiffenziehen, wenn man einen
Sau-Finder lauffen laͤſt, und
wenn er Saͤue antrifft, man als-
denn dieſelbe mit groſſen Engli-
ſchen Hunden hetzet.

Stretto,

Heißt in der Muſic, die Tact-
Theile ſollen enge und kurtz, und
alſo geſchwind gegeben werden.
Jngleichen, es ſolle ein oder mehr
Themata gantz kurtz zuſammen

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[1107] Str Str lopiren ſie fein gemach auf ihn zu, nach zwey Stunden reiten ſie ſtaͤr- cker und der Vogel muß auch ſtaͤr- cker lauffen, denn fliegen kan er nicht. Er wird aber bald muͤde, alſo, daß es leicht iſt, ihme beyzu- kommen, und ihn mit der Lantze auf den Kopf zu ſchlagen, daß er niederfaͤllt und ſeinen Geiſt auf- giebt; alsdenn ſchneiden die Ara- ber ihm ein Loch in die Kehle, un- ter welchen ihm der Hals feſte zu- gebunden wird. Hierauf nehmen ihn drey oder vier Maͤnner, und ſchuͤtteln ihn hin und wieder, wenn ſie nun mercken, daß er lange genung geſchuͤttelt, binden ſie die Kehle wieder auf, und alsdenn lauffet durch das gemachte Loch eine Qvantitaͤt von Fettigkeit gleich der Butter, offt zu 20 Pfun- den. Von dieſer, ſagen ſie, daß das Fleiſch im Leibe ſich durch ſo- thanes Schuͤtteln meiſt in ſolche Fettigkeit verwandele, daß offt- mals von dem Vogel nichts uͤber- bleibet, als die Haut und Kno- chen. Das Fleiſch des Vogels iſt bey den Einwohnern eine nied- liche Speiſe; die groſſen Herren aber genieſſen nichts davon als das Gehirn, dannenhero der Ty- ranniſche Kayſer Heliogabalus auf jenes Gaſt-Gebot ſehr viel muß verwandt haben, auf wel- chen er den Gaͤſten 600 Strauſ- ſen-Koͤpffe praͤſentiret hat, um das Gehirn daraus zu genieſſen. ſ. Aûtruche. Streich-Netze, Nacht- Netze, Sonnelle, Ein Netz von 60 oder 70 Schuh lang, und bis 24 breit, mit einem Buſen in der Mitten, und an bey- den Enden mit langen Stangen ausgeſperret. An den untern Rand moͤgen Federn oder Spaͤne angehaͤnget werden, die Voͤgel aufzuſchrecken. Wenn man es gebrauchen will, ergreiffen ihrer zwey die Stangen, und ſtrecken das Netz nach der Laͤnge aus, der dritte traͤgt den Buſen oder Sack, alſo ſchleiffen ſie das Netz ſchraͤg, und mit dem Unter-Ende dicht an der Erden, und gehen den Acker lang hinauf und wieder herunter, und wenn etwas aufflattert, legen ſie das Netz nieder, wuͤrgen die darunter gefangenen Voͤgel, he- ben ſie nebſt dem Netz auf, und gehen weiter. Dieſes muß bey Nacht und im finſtern geſchehen. Dieſe Art Netze wird eigentlich nur auf die Lerchen gebraucht, weil aber leicht Wachteln, gantze Volck Rebhuͤner, auch junge Ha- ſen damit beſchlagen werden, iſt auſſer dem Herrn des Wildbanns niemand befugt mit denſelben zu gehen. Streiffen, Den Raub-Thieren den Balg abziehen. Streiff-Jagen, Heißt, da man wegen groſſen Wildprets, entweder einige Netze geſtellet, und darauf zutreiben laͤſt, oder man heiſſet dieſes auch Streiffenziehen, wenn man einen Sau-Finder lauffen laͤſt, und wenn er Saͤue antrifft, man als- denn dieſelbe mit groſſen Engli- ſchen Hunden hetzet. Stretto, Heißt in der Muſic, die Tact- Theile ſollen enge und kurtz, und alſo geſchwind gegeben werden. Jngleichen, es ſolle ein oder mehr Themata gantz kurtz zuſammen gezo-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1107>, abgerufen am 23.11.2024.