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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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brauchen sich die Wardeinen und Müntz-Meister/ welche das Gold entweder durch den [unleserliches Material] auff der Capell/ oder durch das [unleserliches Material] passi[unleserliches Material]en lassen/ oder auch durch die quartation zu examiniren pflegen/ von welchen Ettmüllerus im Colleg. Chym. und Comment. in Schroederum, wie auch Borrichius und Erckerus in ihren Probier-Büchern weitläufftig handeln. Sehr curioß aber ist die dritte Prob/ durch die Wasser-Wag/ welche von Archimede erfunden und darinnen bestehet/ daß wann zwey Stücker Golds oder zwey güldene Müntzen/ so ausser dem Wasser einerley Gewicht haben/ und nachmahlen entweder mit zwey gemeinen Wag-Schaalen oder dem gläsernen Wasserweger/ dessen sich die Saltz Factors bedienen/ unter dem Wasser gewogen werden/ das jenige Stück so unverfälscht ist/ das andere/ so schlechtere Metallen bey sich führet/ mercklich überwieget.

§. 4.

Das recht pure und unverfälschte Gold suchen absonderlich die Gold-Arbeiter und Goldschläger / deren jene auß dem dritten Theil eines grans, vermittelst ihrer Draat-Zügen/ oder Modellen einen Gold-Draat von 134. Schuhen ziehen: Diese aber auß einer Untzen Gold wohl 1600. Blätter / deren jedes 37. Quadrat-Linien in sich hält/ schlagen können: daher das

AURUM FOLIATUM,

oder das

Geschlagen Gold /

welches die Material sten und Apothecker auch führen/ entspringer/ und von den Goldschlägern zwischen Pergament oder Ochsendärmen (welche die Frantzosen Baudruche heissen) mit breiten Hämmern geschlagen und theils in grösseren/ theils kleineren Büchlein verkauffet wird/ deren jenes die Materiahsten AURUM FOLIATUM IN LIBRIS, dieses AURUM FOLIATUM in LIBELLIS (dergleichen die Sinenser auch in noch viel kleineren seidenen Papier-Büchlein haben) nennen / von welchen beyderseits 2. Sorten in den Apothecken zu finden: Eine ist AURUM FOLIATUM FINUM oder geschlagen fein Gold: das andere AURUM FOLIATUM MISTUM oder Zwisch-Gold/ welches auff der einen Seite weiß außsihet/ und weilen es kein pur Gold ist/ kaum halb so theuer als das andere ist. Unterdessen pflegen die Goldschläger auch das Feine in unterschiedene Sorten zu theilen/ deren sie wohl 3. oder 4. haben: Die erste/ als die beste/ halten sie vor die Schwerd-Feger/ welche solche zu den Damascenirten Klingen brauchen: die zweyte vor die übrige Waffen-Schmiede/ die Harnisch und andere Waffen zu vergülden: Die dritte vor die Buchbinder / so Bücher zu übergülden/ und die vierdte vor die Chymicos und Apothecker/ umb solche unter die medicamenta zu mischen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. III. Lib. I. cap. 3. pag. 3. schreiber.

§. 5.

Von den abfallenden kleinen Stücklein des geschlagenen Golds wird das

AURUM IN MUSCULIS

oder

Muschel-Gold

zubereitet/ wann es mit Jungfern Honig klein zerrieben und in kleine Muscheln oder so genannte Krebs-Schüsselein eingetheilet wird/ welches nachmahlen mit Gummi-Wasser angemachet und entweder zu den Gülden-Schrifften oder zum Mahlen kan gebrauchet werden/ worvon Thom. Garzon im allgemeinen Schauplatz aller Kunst- und Handwerckern/ pag. 1051. zu sehen ist.

§. 6.

Uber dieses hat man in den Material-Kammern auch das

AURUM MUSICUM,

welches doch nichts/ als den Nahmen mit dem Gold gemein hat/ und nicht so wohl auß diesem Metall/ als auß Zinn/ Wißmuth/ gelben Schwefel und dergleichen zubereitet wird/ wie Kunckelius im Anhang des Andern Theils seiner vollständigen Glaß-Kunst pag. 95. beschrieben: wird zum Glaß und andern Illuminir- und Mahlwercken/ auch zum Türckischen Papier und vielen Dingen gebrauchet.

§. 7.

Ingleichen kommet an nichts als der blosen Farb das

AURUM SOPHISTICUM

mit dem Gold überein/ welches auß einem halben [unleserliches Material]. Grünspan/ acht Loth Tutiae, Borras und Salpeter vier Loth und [unleserliches Material], mit Baumöhl impastiret/ in einem glüenden Smeltztiegel / vermittelst einem starcken Feuer/ geschmoltzen wird/ wie A. C. V. H. in Arte Chymica Naturae AEmula fol. 17. solches beschrieben hat.

§. 8.

Was endlich den Nutzen und Gebrauch des Goldes anlanget/ so ist selbiges mehr eine rechte Panacaea gegen einen leeren Beutel/ als gegen allerhand Kranckheiten des Menschlichen Leibes / und halte ich dafür/ daß man mit grösserem Nutzen Gold auß medicamenten/ als medicamenten auß Gold machen könne; und obschon bißdaher nicht allein das Aurum Foliatum unter viele Composita gemischet/ sondern auch Pillen und andere Sachen damit übergüldet worden/ so wird doch nicht sowohl das krancke Hertz/ als der Reichen und Grossen Aberglau-

brauchen sich die Wardeinen und Müntz-Meister/ welche das Gold entweder durch den [unleserliches Material] auff der Capell/ oder durch das [unleserliches Material] passi[unleserliches Material]en lassen/ oder auch durch die quartation zu examiniren pflegen/ von welchen Ettmüllerus im Colleg. Chym. und Comment. in Schroederum, wie auch Borrichius und Erckerus in ihren Probier-Büchern weitläufftig handeln. Sehr curioß aber ist die dritte Prob/ durch die Wasser-Wag/ welche von Archimede erfunden und darinnen bestehet/ daß wann zwey Stücker Golds oder zwey güldene Müntzen/ so ausser dem Wasser einerley Gewicht haben/ und nachmahlen entweder mit zwey gemeinen Wag-Schaalen oder dem gläsernen Wasserweger/ dessen sich die Saltz Factors bedienen/ unter dem Wasser gewogen werden/ das jenige Stück so unverfälscht ist/ das andere/ so schlechtere Metallen bey sich führet/ mercklich überwieget.

§. 4.

Das recht pure und unverfälschte Gold suchen absonderlich die Gold-Arbeiter und Goldschläger / deren jene auß dem dritten Theil eines grans, vermittelst ihrer Draat-Zügen/ oder Modellen einen Gold-Draat von 134. Schuhen ziehen: Diese aber auß einer Untzen Gold wohl 1600. Blätter / deren jedes 37. Quadrat-Linien in sich hält/ schlagen können: daher das

AURUM FOLIATUM,

oder das

Geschlagen Gold /

welches die Material sten und Apothecker auch führen/ entspringer/ und von den Goldschlägern zwischen Pergament oder Ochsendärmen (welche die Frantzosen Baudruche heissen) mit breiten Hämmern geschlagen und theils in grösseren/ theils kleineren Büchlein verkauffet wird/ deren jenes die Materiahsten AURUM FOLIATUM IN LIBRIS, dieses AURUM FOLIATUM in LIBELLIS (dergleichen die Sinenser auch in noch viel kleineren seidenen Papier-Büchlein haben) nennen / von welchen beyderseits 2. Sorten in den Apothecken zu finden: Eine ist AURUM FOLIATUM FINUM oder geschlagen fein Gold: das andere AURUM FOLIATUM MISTUM oder Zwisch-Gold/ welches auff der einen Seite weiß außsihet/ und weilen es kein pur Gold ist/ kaum halb so theuer als das andere ist. Unterdessen pflegen die Goldschläger auch das Feine in unterschiedene Sorten zu theilen/ deren sie wohl 3. oder 4. haben: Die erste/ als die beste/ halten sie vor die Schwerd-Feger/ welche solche zu den Damascenirten Klingen brauchen: die zweyte vor die übrige Waffen-Schmiede/ die Harnisch und andere Waffen zu vergülden: Die dritte vor die Buchbinder / so Bücher zu übergülden/ und die vierdte vor die Chymicos und Apothecker/ umb solche unter die medicamenta zu mischen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. III. Lib. I. cap. 3. pag. 3. schreiber.

§. 5.

Von den abfallenden kleinen Stücklein des geschlagenen Golds wird das

AURUM IN MUSCULIS

oder

Muschel-Gold

zubereitet/ wann es mit Jungfern Honig klein zerrieben und in kleine Muscheln oder so genannte Krebs-Schüsselein eingetheilet wird/ welches nachmahlen mit Gummi-Wasser angemachet und entweder zu den Gülden-Schrifften oder zum Mahlen kan gebrauchet werden/ worvon Thom. Garzon im allgemeinen Schauplatz aller Kunst- und Handwerckern/ pag. 1051. zu sehen ist.

§. 6.

Uber dieses hat man in den Material-Kammern auch das

AURUM MUSICUM,

welches doch nichts/ als den Nahmen mit dem Gold gemein hat/ und nicht so wohl auß diesem Metall/ als auß Zinn/ Wißmuth/ gelben Schwefel und dergleichen zubereitet wird/ wie Kunckelius im Anhang des Andern Theils seiner vollständigen Glaß-Kunst pag. 95. beschrieben: wird zum Glaß und andern Illuminir- und Mahlwercken/ auch zum Türckischen Papier und vielen Dingen gebrauchet.

§. 7.

Ingleichen kommet an nichts als der blosen Farb das

AURUM SOPHISTICUM

mit dem Gold überein/ welches auß einem halben [unleserliches Material]. Grünspan/ acht Loth Tutiae, Borras und Salpeter vier Loth und [unleserliches Material], mit Baumöhl impastiret/ in einem glüenden Smeltztiegel / vermittelst einem starcken Feuer/ geschmoltzen wird/ wie A. C. V. H. in Arte Chymica Naturae AEmula fol. 17. solches beschrieben hat.

§. 8.

Was endlich den Nutzen und Gebrauch des Goldes anlanget/ so ist selbiges mehr eine rechte Panacaea gegen einen leeren Beutel/ als gegen allerhand Kranckheiten des Menschlichen Leibes / und halte ich dafür/ daß man mit grösserem Nutzen Gold auß medicamenten/ als medicamenten auß Gold machen könne; und obschon bißdaher nicht allein das Aurum Foliatum unter viele Composita gemischet/ sondern auch Pillen und andere Sachen damit übergüldet worden/ so wird doch nicht sowohl das krancke Hertz/ als der Reichen und Grossen Aberglau-

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[69/0113] brauchen sich die Wardeinen und Müntz-Meister/ welche das Gold entweder durch den _ auff der Capell/ oder durch das _ passi_ en lassen/ oder auch durch die quartation zu examiniren pflegen/ von welchen Ettmüllerus im Colleg. Chym. und Comment. in Schroederum, wie auch Borrichius und Erckerus in ihren Probier-Büchern weitläufftig handeln. Sehr curioß aber ist die dritte Prob/ durch die Wasser-Wag/ welche von Archimede erfunden und darinnen bestehet/ daß wann zwey Stücker Golds oder zwey güldene Müntzen/ so ausser dem Wasser einerley Gewicht haben/ und nachmahlen entweder mit zwey gemeinen Wag-Schaalen oder dem gläsernen Wasserweger/ dessen sich die Saltz Factors bedienen/ unter dem Wasser gewogen werden/ das jenige Stück so unverfälscht ist/ das andere/ so schlechtere Metallen bey sich führet/ mercklich überwieget. §. 4. Das recht pure und unverfälschte Gold suchen absonderlich die Gold-Arbeiter und Goldschläger / deren jene auß dem dritten Theil eines grans, vermittelst ihrer Draat-Zügen/ oder Modellen einen Gold-Draat von 134. Schuhen ziehen: Diese aber auß einer Untzen Gold wohl 1600. Blätter / deren jedes 37. Quadrat-Linien in sich hält/ schlagen können: daher das AURUM FOLIATUM, oder das Geschlagen Gold / welches die Material sten und Apothecker auch führen/ entspringer/ und von den Goldschlägern zwischen Pergament oder Ochsendärmen (welche die Frantzosen Baudruche heissen) mit breiten Hämmern geschlagen und theils in grösseren/ theils kleineren Büchlein verkauffet wird/ deren jenes die Materiahsten AURUM FOLIATUM IN LIBRIS, dieses AURUM FOLIATUM in LIBELLIS (dergleichen die Sinenser auch in noch viel kleineren seidenen Papier-Büchlein haben) nennen / von welchen beyderseits 2. Sorten in den Apothecken zu finden: Eine ist AURUM FOLIATUM FINUM oder geschlagen fein Gold: das andere AURUM FOLIATUM MISTUM oder Zwisch-Gold/ welches auff der einen Seite weiß außsihet/ und weilen es kein pur Gold ist/ kaum halb so theuer als das andere ist. Unterdessen pflegen die Goldschläger auch das Feine in unterschiedene Sorten zu theilen/ deren sie wohl 3. oder 4. haben: Die erste/ als die beste/ halten sie vor die Schwerd-Feger/ welche solche zu den Damascenirten Klingen brauchen: die zweyte vor die übrige Waffen-Schmiede/ die Harnisch und andere Waffen zu vergülden: Die dritte vor die Buchbinder / so Bücher zu übergülden/ und die vierdte vor die Chymicos und Apothecker/ umb solche unter die medicamenta zu mischen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. III. Lib. I. cap. 3. pag. 3. schreiber. §. 5. Von den abfallenden kleinen Stücklein des geschlagenen Golds wird das AURUM IN MUSCULIS oder Muschel-Gold zubereitet/ wann es mit Jungfern Honig klein zerrieben und in kleine Muscheln oder so genannte Krebs-Schüsselein eingetheilet wird/ welches nachmahlen mit Gummi-Wasser angemachet und entweder zu den Gülden-Schrifften oder zum Mahlen kan gebrauchet werden/ worvon Thom. Garzon im allgemeinen Schauplatz aller Kunst- und Handwerckern/ pag. 1051. zu sehen ist. §. 6. Uber dieses hat man in den Material-Kammern auch das AURUM MUSICUM, welches doch nichts/ als den Nahmen mit dem Gold gemein hat/ und nicht so wohl auß diesem Metall/ als auß Zinn/ Wißmuth/ gelben Schwefel und dergleichen zubereitet wird/ wie Kunckelius im Anhang des Andern Theils seiner vollständigen Glaß-Kunst pag. 95. beschrieben: wird zum Glaß und andern Illuminir- und Mahlwercken/ auch zum Türckischen Papier und vielen Dingen gebrauchet. §. 7. Ingleichen kommet an nichts als der blosen Farb das AURUM SOPHISTICUM mit dem Gold überein/ welches auß einem halben _ . Grünspan/ acht Loth Tutiae, Borras und Salpeter vier Loth und _ , mit Baumöhl impastiret/ in einem glüenden Smeltztiegel / vermittelst einem starcken Feuer/ geschmoltzen wird/ wie A. C. V. H. in Arte Chymica Naturae AEmula fol. 17. solches beschrieben hat. §. 8. Was endlich den Nutzen und Gebrauch des Goldes anlanget/ so ist selbiges mehr eine rechte Panacaea gegen einen leeren Beutel/ als gegen allerhand Kranckheiten des Menschlichen Leibes / und halte ich dafür/ daß man mit grösserem Nutzen Gold auß medicamenten/ als medicamenten auß Gold machen könne; und obschon bißdaher nicht allein das Aurum Foliatum unter viele Composita gemischet/ sondern auch Pillen und andere Sachen damit übergüldet worden/ so wird doch nicht sowohl das krancke Hertz/ als der Reichen und Grossen Aberglau-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/113>, abgerufen am 23.11.2024.