hatten die allgemeine Kampfbegierde mehr gereizt, als gestillt, und man fand in dem Benehmen des Feindes die dringendste Aufforderung, seinen freiwilligen Rück¬ zug in eine gezwungene Flucht zu verwandeln. Allein die Franzosen rührten sich nicht, und der Marschall Davoust begnügte sich in seinem ruhigen Aufenthalt zu Ratzeburg mit der Anordnung unbedeutender Streife¬ reien, die selten über eine halbe Stunde weit gescha¬ hen und meistens übel abliefen.
Wallmoden und Tettenborn hatten schon früh ihr Augenmerk auf das linke Elbufer gerichtet, wo ein offnes Feld für rasche Unternehmungen sich darbot, und wohin die Hoffnung theilweiser Aufstände im Hannöver¬ schen mahnend zu rufen schien. Auch konnte der Mar¬ schall Davoust, sobald wir auf dieser Seite nachdrucks¬ voll vorgingen, unmöglich in Hamburg und an der Stecknitz ruhig bleiben, sondern mußte für seine Ver¬ bindung, mit Frankreich sowohl, als mit den französi¬ schen Heeren, höchst besorgt werden, und deßhalb irgend eine Gegenwirkung versuchen, zumal noch nicht der Zeitpunkt gekommen war, wo er sich auf sich selbst beschränken und darein ergeben durfte, innerhalb seiner Bollwerke eingeschlossen zu sein. Daß er unser Weg¬ gehen aus Mecklenburg zu neuem Vordringen benutzen würde, war nicht zu befürchten, da das Land, auch ohne Truppen, sich durch die Gefahr, welche der Feind in seinem Entfernen von Hamburg sah, hinlänglich ge¬
hatten die allgemeine Kampfbegierde mehr gereizt, als geſtillt, und man fand in dem Benehmen des Feindes die dringendſte Aufforderung, ſeinen freiwilligen Ruͤck¬ zug in eine gezwungene Flucht zu verwandeln. Allein die Franzoſen ruͤhrten ſich nicht, und der Marſchall Davouſt begnuͤgte ſich in ſeinem ruhigen Aufenthalt zu Ratzeburg mit der Anordnung unbedeutender Streife¬ reien, die ſelten uͤber eine halbe Stunde weit geſcha¬ hen und meiſtens uͤbel abliefen.
Wallmoden und Tettenborn hatten ſchon fruͤh ihr Augenmerk auf das linke Elbufer gerichtet, wo ein offnes Feld fuͤr raſche Unternehmungen ſich darbot, und wohin die Hoffnung theilweiſer Aufſtaͤnde im Hannoͤver¬ ſchen mahnend zu rufen ſchien. Auch konnte der Mar¬ ſchall Davouſt, ſobald wir auf dieſer Seite nachdrucks¬ voll vorgingen, unmoͤglich in Hamburg und an der Stecknitz ruhig bleiben, ſondern mußte fuͤr ſeine Ver¬ bindung, mit Frankreich ſowohl, als mit den franzoͤſi¬ ſchen Heeren, hoͤchſt beſorgt werden, und deßhalb irgend eine Gegenwirkung verſuchen, zumal noch nicht der Zeitpunkt gekommen war, wo er ſich auf ſich ſelbſt beſchraͤnken und darein ergeben durfte, innerhalb ſeiner Bollwerke eingeſchloſſen zu ſein. Daß er unſer Weg¬ gehen aus Mecklenburg zu neuem Vordringen benutzen wuͤrde, war nicht zu befuͤrchten, da das Land, auch ohne Truppen, ſich durch die Gefahr, welche der Feind in ſeinem Entfernen von Hamburg ſah, hinlaͤnglich ge¬
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hatten die allgemeine Kampfbegierde mehr gereizt, als
geſtillt, und man fand in dem Benehmen des Feindes
die dringendſte Aufforderung, ſeinen freiwilligen Ruͤck¬
zug in eine gezwungene Flucht zu verwandeln. Allein
die Franzoſen ruͤhrten ſich nicht, und der Marſchall
Davouſt begnuͤgte ſich in ſeinem ruhigen Aufenthalt zu
Ratzeburg mit der Anordnung unbedeutender Streife¬
reien, die ſelten uͤber eine halbe Stunde weit geſcha¬
hen und meiſtens uͤbel abliefen.
Wallmoden und Tettenborn hatten ſchon fruͤh ihr
Augenmerk auf das linke Elbufer gerichtet, wo ein
offnes Feld fuͤr raſche Unternehmungen ſich darbot, und
wohin die Hoffnung theilweiſer Aufſtaͤnde im Hannoͤver¬
ſchen mahnend zu rufen ſchien. Auch konnte der Mar¬
ſchall Davouſt, ſobald wir auf dieſer Seite nachdrucks¬
voll vorgingen, unmoͤglich in Hamburg und an der
Stecknitz ruhig bleiben, ſondern mußte fuͤr ſeine Ver¬
bindung, mit Frankreich ſowohl, als mit den franzoͤſi¬
ſchen Heeren, hoͤchſt beſorgt werden, und deßhalb irgend
eine Gegenwirkung verſuchen, zumal noch nicht der
Zeitpunkt gekommen war, wo er ſich auf ſich ſelbſt
beſchraͤnken und darein ergeben durfte, innerhalb ſeiner
Bollwerke eingeſchloſſen zu ſein. Daß er unſer Weg¬
gehen aus Mecklenburg zu neuem Vordringen benutzen
wuͤrde, war nicht zu befuͤrchten, da das Land, auch
ohne Truppen, ſich durch die Gefahr, welche der Feind
in ſeinem Entfernen von Hamburg ſah, hinlaͤnglich ge¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/440>, abgerufen am 23.11.2024.
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