Aussicht eine Schlacht liefern, oder man hatte, im Fall er sich nicht rührte, freie Hand zu den wichtigsten Un¬ ternehmungen. Wallmoden ließ in der That alles zu dem Brückenbau in Bereitschaft setzen, und schickte grö¬ ßere Partheien auf Kundschaft über die Elbe hinüber. Weil aber in diesen Tagen die feindlichen Posten bei Ratzeburg wieder etwas lebhafter wurden, und größere Abtheilungen, mit Geschütz versehen, auf mehrern Punk¬ ten vorzurücken versuchten, so kehrte er selbst mit allen Truppen am 12. September nach Zarrentin an den Schaalsee zurück. Tettenborn, welcher seit dem Ge¬ fechte bei Gudow und Mölln bald in Granzin, bald in Boitzenburg und Zarrensdorf gestanden, war schon Tags vorher in Zarrentin eingetroffen. Ein Versuch, dem Feinde eine seiner vorgerückten Partheien zu über¬ fallen und abzuschneiden, wurde durch die Vorsicht der Franzosen vereitelt, die sich immer früh genug zurück¬ zogen, und dann vollkommen ruhig blieben. Sie in ihrer ganzen Stellung anzugreifen, konnte niemand, der die Lage der Dinge gehörig vor Augen hatte, thun¬ lich finden.
Wallmoden hatte überdies mit manchen innern Hem¬ mungen zu kämpfen, die aus den höheren Verhältnissen herabkamen. Die Befehle, welche derselbe von dem Kronprinzen von Schweden erhielt, gesellten zu den vorhandenen Hindernissen oft neue; die Klarheit der eigentlichen Absicht und die Strenge der kriegerischen
Ausſicht eine Schlacht liefern, oder man hatte, im Fall er ſich nicht ruͤhrte, freie Hand zu den wichtigſten Un¬ ternehmungen. Wallmoden ließ in der That alles zu dem Bruͤckenbau in Bereitſchaft ſetzen, und ſchickte groͤ¬ ßere Partheien auf Kundſchaft uͤber die Elbe hinuͤber. Weil aber in dieſen Tagen die feindlichen Poſten bei Ratzeburg wieder etwas lebhafter wurden, und groͤßere Abtheilungen, mit Geſchuͤtz verſehen, auf mehrern Punk¬ ten vorzuruͤcken verſuchten, ſo kehrte er ſelbſt mit allen Truppen am 12. September nach Zarrentin an den Schaalſee zuruͤck. Tettenborn, welcher ſeit dem Ge¬ fechte bei Gudow und Moͤlln bald in Granzin, bald in Boitzenburg und Zarrensdorf geſtanden, war ſchon Tags vorher in Zarrentin eingetroffen. Ein Verſuch, dem Feinde eine ſeiner vorgeruͤckten Partheien zu uͤber¬ fallen und abzuſchneiden, wurde durch die Vorſicht der Franzoſen vereitelt, die ſich immer fruͤh genug zuruͤck¬ zogen, und dann vollkommen ruhig blieben. Sie in ihrer ganzen Stellung anzugreifen, konnte niemand, der die Lage der Dinge gehoͤrig vor Augen hatte, thun¬ lich finden.
Wallmoden hatte uͤberdies mit manchen innern Hem¬ mungen zu kaͤmpfen, die aus den hoͤheren Verhaͤltniſſen herabkamen. Die Befehle, welche derſelbe von dem Kronprinzen von Schweden erhielt, geſellten zu den vorhandenen Hinderniſſen oft neue; die Klarheit der eigentlichen Abſicht und die Strenge der kriegeriſchen
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Ausſicht eine Schlacht liefern, oder man hatte, im Fall
er ſich nicht ruͤhrte, freie Hand zu den wichtigſten Un¬
ternehmungen. Wallmoden ließ in der That alles zu
dem Bruͤckenbau in Bereitſchaft ſetzen, und ſchickte groͤ¬
ßere Partheien auf Kundſchaft uͤber die Elbe hinuͤber.
Weil aber in dieſen Tagen die feindlichen Poſten bei
Ratzeburg wieder etwas lebhafter wurden, und groͤßere
Abtheilungen, mit Geſchuͤtz verſehen, auf mehrern Punk¬
ten vorzuruͤcken verſuchten, ſo kehrte er ſelbſt mit allen
Truppen am 12. September nach Zarrentin an den
Schaalſee zuruͤck. Tettenborn, welcher ſeit dem Ge¬
fechte bei Gudow und Moͤlln bald in Granzin, bald
in Boitzenburg und Zarrensdorf geſtanden, war ſchon
Tags vorher in Zarrentin eingetroffen. Ein Verſuch,
dem Feinde eine ſeiner vorgeruͤckten Partheien zu uͤber¬
fallen und abzuſchneiden, wurde durch die Vorſicht der
Franzoſen vereitelt, die ſich immer fruͤh genug zuruͤck¬
zogen, und dann vollkommen ruhig blieben. Sie in
ihrer ganzen Stellung anzugreifen, konnte niemand,
der die Lage der Dinge gehoͤrig vor Augen hatte, thun¬
lich finden.
Wallmoden hatte uͤberdies mit manchen innern Hem¬
mungen zu kaͤmpfen, die aus den hoͤheren Verhaͤltniſſen
herabkamen. Die Befehle, welche derſelbe von dem
Kronprinzen von Schweden erhielt, geſellten zu den
vorhandenen Hinderniſſen oft neue; die Klarheit der
eigentlichen Abſicht und die Strenge der kriegeriſchen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/442>, abgerufen am 23.11.2024.
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