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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Gestalten, auch Kindern, sammt Rossen und Hunden, besteht, ist uralt und hängt mit dem deutschen Heidenthum auf's Engste zusammen, wie denn gleich der Name w. H., süddeutsch Muotes-Heer, ursprünglich nichts anderes besagt, als Wodans-Heer. (S. Wodan.) Die eigentliche Grundlage der Sache liegt also in den Erinnerungen der Deutschen an ihren vorchristlichen höchsten Gott, der unter anderen Aeusserungen seiner Alles durchdringenden Kraft auch der himmlische Schlachtenlenker war, und desshalb sehr natürlich auch als Führer himmlischer Heerschaaren erschien, wozu sich als nächstliegende Thätigkeit die Jagd, die zweite Hauptbeschäftigung der alten Helden, gesellte. Natürlich verlor der alte Gott durch die Einwirkungen des Christenthums sein zutrauliches Wesen, und ging in den Begriff einer finsteren schreckenden Gewalt über. Den Menschen und ihrem Dienste gleichsam abgestorben, irrte und schwebte er in den Lüften, teuflisch und gespenstig, und so wurden denn auch alle ungetauften Kinder in seinen Heeres- oder Jagdzug versetzt. Unglaublich beinahe wäre es, wenn es nicht durch die zahlreichsten Beispiele bewiesen wäre, mit welcher Zähigkeit der Volksglaube an dieser uralten Vorstellung gehangen, und unter dem manchfaltigsten Wechsel der an die Spitze des Zuges gestellten Personen die wesentlichen Grundzüge des ältesten Bildes festgehalten hat. Während der gemeine Mann am Namen Wodans festhielt, stellten Gebildetere theils den Teufel als Führer des w. H. auf, theils bezogen sie "den wilden Jäger" auf die bestimmte, halbhistorische Person eines gewissen Jägermeisters. Diess geschah indessen nur in Nord-, und höchstens noch in Mitteldeutschland; in Süddeutschland kennt man nur den namenlosen wilden Jäger mit dem Muotes-Heer, aber gerade im letztern Namen ist ja der Name Wodans erhalten. Die angeblich historische Person des wilden Jägers aber wird auf die verschiedenste Weise benannt, am verbreitetsten indessen scheint die Erzählung vom Jägermeister Hackelnberg zu sein, von welcher auch Fouque im Zauberring Gebrauch macht. Grimm jedoch findet auch in diesem Namen, dessen Urform ihm Hackelberend ist, nur einen Beinamen Wodans, den Mantelträger. Indessen sagt die niedersächsische Sage: Hans von Hackelnberg war Oberjäger des Herzogs von Braunschweig, und ein gewaltiger Waidmann; er soll 1521 gestorben sein. Drei Stunden von Goslar, im Garten eines Wirthshauses, genannt der Klapperkrug, liegt sein Grabstein. Eines Nachts in schwerem Traume däuchte ihm, er kämpfe mit einem furchtbaren Eber und unterliege ihm zuletzt. Wirklich traf er am Tage darauf ein solches Thier und erlegte es nach hartem Kampf. In der Siegesfreude stiess er mit dem Fusse nach dem todten Eber und rief: "Hau' nun, wenn du kannst!" Er hatte aber so heftig gestossen, dass des Ebers scharfer Zahn durch den Stiefel drang und ihm den Fuss verletzte. An dieser Wunde musste er sterben. Auf dem Todtenbette wollte er nichts vom Himmel wissen, und auf des Predigers Ermahnungen versetzte er: "Unserm Herrgott möge der Himmel bleiben, wenn nur mir meine Jagd bleibt;" worauf der Prediger sprach: "Nun so jage bis zum jüngsten Tag!" was nun bis heute in Erfüllung geht. - Wie schon gesagt, sind an verschiedenen Orten eine grosse Menge verschiedener anderer Personen an die Spitze des w. H. gestellt worden, und zwar sind diese theils rein göttlicher Art, wie Frau Holda (s. d.), Frau Perchta (s. d.), Frau Gaude, theils Helden der reinen Sage, Dietrich von Bern, der getreue Eckhardt (s. d.), König Artus, theils geschichtlich bekannte Könige, Karl d. G., sogar Karl V., und die Könige Waldmar und Christian II. von Dänemark; endlich ein gewisser Junker von Rodenstein, von welchem nichts Weiteres bekannt ist.


X.

Xaca, Japanischer Name des sonst Buddha genannten Gottes und Religionsstifters.


Xanthai (Japan. M.), ein Name, den der Kaiser Nobu Nan Ga annahm, da er sich selbst lebend unter die Götter versetzte. Er liess sich auf einem Berge einen überaus prachtvollen Tempel bauen, in dem er alle berühmten Götterbilder des Landes versammelte, um die grösstmögliche Menge von Pilgern dorthin zu ziehen. Mitten unter diesen auf einem hohen Fussgestell sitzend, hiess er sich anbeten und ertheilte den Befehl, keinen Gott ausser ihm zu verehren; er nannte sich den Herrn des Weltalls, den Schöpfer der Natur, den einzigen Gott, welchen zu kennen nöthig sei.


Xanthe (Gr. M.), "die Blonde," Beiname mehrerer Göttinnen, z. B. der Ceres. Ferner eine Oceanide, Nymphe des Flusses Xanthus.


Xanthippe (Gr. M.), Tochter des Dorus, Gattin des Pleuron und durch ihn Mutter der Laophonte, des Agenor, der Stratonice und der Sterope.


Xanthippus (Gr. M.), Sohn des Melas, von Tydeus ermordet, da er mit seinen Brüdern dem Oeneus nachstellte.


Xanthis (Gr. M.), eine der 50 Thespiaden. durch Hercules Mutter des Homolippus.


Xanthus (Gr. M.), 1) X. oder Scamander, ein Fluss in Troas, welcher sich gegen den zornigen Achill empörte und ihm befahl, sein Bette zu verschonen, bis Vulcan seine Fluthen mit Feuer bezwang. - 2) X., Sohn des Triopas von Argos, welcher mit Pelasgern nach der Insel Isa, nachmals Lesbos, wanderte. - 3) X., Geliebter der Alcinoe, der Gattin des Amphilochus. Sie, aus Corinth gebürtig, des Polybus Tochter, hatte sich, auf der Minerva Veranstalten, in X., einen jungen Samier, verliebt, der sie zur Untreue gegen ihren Gatten und endlich zur Flucht verleitete; die That reuete sie jedoch so sehr, dass sie sich selbst den Tod gab. Vergl. Alcinous. - 4) X., ein Ross des Achill, mit menschlicher Stimme, mit Gefühl und der Kunst der Weissagung begabt; es prophezeite dem Achill seinen baldigen Tod.


Xene (Gr. M.). Unter diesem Namen soll Venus einen Tempel in Aegypten gehabt haben. Man erzählt die Veranlassung dazu so: Paris, mit Helena nach dem Nil verschlagen, kam vor Proteus, den König von Aegypten, wurde von diesem seiner Schlechtigkeit überwiesen und aus dem Reiche verjagt, während er Helena und ihre Schätze behielt, um sie dem Menelaus zurückzugeben; darum ward von diesem der Aphrodite X. oder, wie die Römer sie nennen, Venus Hospita, ein Tempel erbaut.


Xenius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, identisch mit dem römischen Hospitalis. Die Gäste standen unter seinem Schutz; Gastfreundschaft brechen hiess: sich an Jupiter selbst vergehen. In demselben Sinne führte Minerva den Beinamen Xenia.


Xenoclea (Gr. M.), Priesterin des Apollo zu Delphi, welche dem Hercules das verlangte Orakel verweigerte, weil er nicht von dem Morde des Iphicles gereinigt war. Hercules raubte den Dreifuss und wollte ein eigenes Orakel stiften, wodurch er die Priesterin bewog, den gewünschten Spruch ihm zu ertheilen.


Xenodice (Gr. M.), 1) eine der Trojanerinnen, die mit Clymene, Creusa und Anderen bei der Zerstörung von Ilium gefangen, und von den Griechen in Sclaverei geführt wurden. - 2) X., Tochter des Syleus, welcher sammt allen seinen Kindern von Hercules hingerichtet wurde. - 3) X., Schwester der Phädra und Ariadne, Tochter des Königs Minos von Creta.


Xipe, der Vulcan der Mexikaner, der kunstreiche Führer des Hammers; der feine, sinnbegabte, könnte man dort mit so vielem Recht sagen, als vom Verfertiger der Waffen des Achill, in dem die mexikanischen Goldarbeiter eine an das Wunderbare gränzende Geschicklichkeit besassen.


Xiquani (Japan. M.), Göttin der Seelen kleiner Kinder.


Xitragupten (Ind. M.), der Genius der Unterwelt, welcher das Schuldbuch führt.


Xiuhmolpilli, die grosse, zweiundfünfzigjährige Periode der Mexikaner, an deren Ende sie immer alle ihre

Gestalten, auch Kindern, sammt Rossen und Hunden, besteht, ist uralt und hängt mit dem deutschen Heidenthum auf's Engste zusammen, wie denn gleich der Name w. H., süddeutsch Muotes-Heer, ursprünglich nichts anderes besagt, als Wodans-Heer. (S. Wodan.) Die eigentliche Grundlage der Sache liegt also in den Erinnerungen der Deutschen an ihren vorchristlichen höchsten Gott, der unter anderen Aeusserungen seiner Alles durchdringenden Kraft auch der himmlische Schlachtenlenker war, und desshalb sehr natürlich auch als Führer himmlischer Heerschaaren erschien, wozu sich als nächstliegende Thätigkeit die Jagd, die zweite Hauptbeschäftigung der alten Helden, gesellte. Natürlich verlor der alte Gott durch die Einwirkungen des Christenthums sein zutrauliches Wesen, und ging in den Begriff einer finsteren schreckenden Gewalt über. Den Menschen und ihrem Dienste gleichsam abgestorben, irrte und schwebte er in den Lüften, teuflisch und gespenstig, und so wurden denn auch alle ungetauften Kinder in seinen Heeres- oder Jagdzug versetzt. Unglaublich beinahe wäre es, wenn es nicht durch die zahlreichsten Beispiele bewiesen wäre, mit welcher Zähigkeit der Volksglaube an dieser uralten Vorstellung gehangen, und unter dem manchfaltigsten Wechsel der an die Spitze des Zuges gestellten Personen die wesentlichen Grundzüge des ältesten Bildes festgehalten hat. Während der gemeine Mann am Namen Wodans festhielt, stellten Gebildetere theils den Teufel als Führer des w. H. auf, theils bezogen sie »den wilden Jäger« auf die bestimmte, halbhistorische Person eines gewissen Jägermeisters. Diess geschah indessen nur in Nord-, und höchstens noch in Mitteldeutschland; in Süddeutschland kennt man nur den namenlosen wilden Jäger mit dem Muotes-Heer, aber gerade im letztern Namen ist ja der Name Wodans erhalten. Die angeblich historische Person des wilden Jägers aber wird auf die verschiedenste Weise benannt, am verbreitetsten indessen scheint die Erzählung vom Jägermeister Hackelnberg zu sein, von welcher auch Fouqué im Zauberring Gebrauch macht. Grimm jedoch findet auch in diesem Namen, dessen Urform ihm Hackelberend ist, nur einen Beinamen Wodans, den Mantelträger. Indessen sagt die niedersächsische Sage: Hans von Hackelnberg war Oberjäger des Herzogs von Braunschweig, und ein gewaltiger Waidmann; er soll 1521 gestorben sein. Drei Stunden von Goslar, im Garten eines Wirthshauses, genannt der Klapperkrug, liegt sein Grabstein. Eines Nachts in schwerem Traume däuchte ihm, er kämpfe mit einem furchtbaren Eber und unterliege ihm zuletzt. Wirklich traf er am Tage darauf ein solches Thier und erlegte es nach hartem Kampf. In der Siegesfreude stiess er mit dem Fusse nach dem todten Eber und rief: »Hau' nun, wenn du kannst!« Er hatte aber so heftig gestossen, dass des Ebers scharfer Zahn durch den Stiefel drang und ihm den Fuss verletzte. An dieser Wunde musste er sterben. Auf dem Todtenbette wollte er nichts vom Himmel wissen, und auf des Predigers Ermahnungen versetzte er: »Unserm Herrgott möge der Himmel bleiben, wenn nur mir meine Jagd bleibt;« worauf der Prediger sprach: »Nun so jage bis zum jüngsten Tag!« was nun bis heute in Erfüllung geht. – Wie schon gesagt, sind an verschiedenen Orten eine grosse Menge verschiedener anderer Personen an die Spitze des w. H. gestellt worden, und zwar sind diese theils rein göttlicher Art, wie Frau Holda (s. d.), Frau Perchta (s. d.), Frau Gaude, theils Helden der reinen Sage, Dietrich von Bern, der getreue Eckhardt (s. d.), König Artus, theils geschichtlich bekannte Könige, Karl d. G., sogar Karl V., und die Könige Waldmar und Christian II. von Dänemark; endlich ein gewisser Junker von Rodenstein, von welchem nichts Weiteres bekannt ist.


X.

Xaca, Japanischer Name des sonst Buddha genannten Gottes und Religionsstifters.


Xanthai (Japan. M.), ein Name, den der Kaiser Nobu Nan Ga annahm, da er sich selbst lebend unter die Götter versetzte. Er liess sich auf einem Berge einen überaus prachtvollen Tempel bauen, in dem er alle berühmten Götterbilder des Landes versammelte, um die grösstmögliche Menge von Pilgern dorthin zu ziehen. Mitten unter diesen auf einem hohen Fussgestell sitzend, hiess er sich anbeten und ertheilte den Befehl, keinen Gott ausser ihm zu verehren; er nannte sich den Herrn des Weltalls, den Schöpfer der Natur, den einzigen Gott, welchen zu kennen nöthig sei.


Xanthe (Gr. M.), »die Blonde,« Beiname mehrerer Göttinnen, z. B. der Ceres. Ferner eine Oceanide, Nymphe des Flusses Xanthus.


Xanthippe (Gr. M.), Tochter des Dorus, Gattin des Pleuron und durch ihn Mutter der Laophonte, des Agenor, der Stratonice und der Sterope.


Xanthippus (Gr. M.), Sohn des Melas, von Tydeus ermordet, da er mit seinen Brüdern dem Oeneus nachstellte.


Xanthis (Gr. M.), eine der 50 Thespiaden. durch Hercules Mutter des Homolippus.


Xanthus (Gr. M.), 1) X. oder Scamander, ein Fluss in Troas, welcher sich gegen den zornigen Achill empörte und ihm befahl, sein Bette zu verschonen, bis Vulcan seine Fluthen mit Feuer bezwang. – 2) X., Sohn des Triopas von Argos, welcher mit Pelasgern nach der Insel Isa, nachmals Lesbos, wanderte. – 3) X., Geliebter der Alcinoë, der Gattin des Amphilochus. Sie, aus Corinth gebürtig, des Polybus Tochter, hatte sich, auf der Minerva Veranstalten, in X., einen jungen Samier, verliebt, der sie zur Untreue gegen ihren Gatten und endlich zur Flucht verleitete; die That reuete sie jedoch so sehr, dass sie sich selbst den Tod gab. Vergl. Alcinous. – 4) X., ein Ross des Achill, mit menschlicher Stimme, mit Gefühl und der Kunst der Weissagung begabt; es prophezeite dem Achill seinen baldigen Tod.


Xene (Gr. M.). Unter diesem Namen soll Venus einen Tempel in Aegypten gehabt haben. Man erzählt die Veranlassung dazu so: Paris, mit Helena nach dem Nil verschlagen, kam vor Proteus, den König von Aegypten, wurde von diesem seiner Schlechtigkeit überwiesen und aus dem Reiche verjagt, während er Helena und ihre Schätze behielt, um sie dem Menelaus zurückzugeben; darum ward von diesem der Aphrodite X. oder, wie die Römer sie nennen, Venus Hospita, ein Tempel erbaut.


Xenius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, identisch mit dem römischen Hospitalis. Die Gäste standen unter seinem Schutz; Gastfreundschaft brechen hiess: sich an Jupiter selbst vergehen. In demselben Sinne führte Minerva den Beinamen Xenia.


Xenoclea (Gr. M.), Priesterin des Apollo zu Delphi, welche dem Hercules das verlangte Orakel verweigerte, weil er nicht von dem Morde des Iphicles gereinigt war. Hercules raubte den Dreifuss und wollte ein eigenes Orakel stiften, wodurch er die Priesterin bewog, den gewünschten Spruch ihm zu ertheilen.


Xenodice (Gr. M.), 1) eine der Trojanerinnen, die mit Clymene, Crëusa und Anderen bei der Zerstörung von Ilium gefangen, und von den Griechen in Sclaverei geführt wurden. – 2) X., Tochter des Syleus, welcher sammt allen seinen Kindern von Hercules hingerichtet wurde. – 3) X., Schwester der Phädra und Ariadne, Tochter des Königs Minos von Creta.


Xipe, der Vulcan der Mexikaner, der kunstreiche Führer des Hammers; der feine, sinnbegabte, könnte man dort mit so vielem Recht sagen, als vom Verfertiger der Waffen des Achill, in dem die mexikanischen Goldarbeiter eine an das Wunderbare gränzende Geschicklichkeit besassen.


Xiquani (Japan. M.), Göttin der Seelen kleiner Kinder.


Xitragupten (Ind. M.), der Genius der Unterwelt, welcher das Schuldbuch führt.


Xiuhmolpilli, die grosse, zweiundfünfzigjährige Periode der Mexikaner, an deren Ende sie immer alle ihre

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[453/0523] Gestalten, auch Kindern, sammt Rossen und Hunden, besteht, ist uralt und hängt mit dem deutschen Heidenthum auf's Engste zusammen, wie denn gleich der Name w. H., süddeutsch Muotes-Heer, ursprünglich nichts anderes besagt, als Wodans-Heer. (S. Wodan.) Die eigentliche Grundlage der Sache liegt also in den Erinnerungen der Deutschen an ihren vorchristlichen höchsten Gott, der unter anderen Aeusserungen seiner Alles durchdringenden Kraft auch der himmlische Schlachtenlenker war, und desshalb sehr natürlich auch als Führer himmlischer Heerschaaren erschien, wozu sich als nächstliegende Thätigkeit die Jagd, die zweite Hauptbeschäftigung der alten Helden, gesellte. Natürlich verlor der alte Gott durch die Einwirkungen des Christenthums sein zutrauliches Wesen, und ging in den Begriff einer finsteren schreckenden Gewalt über. Den Menschen und ihrem Dienste gleichsam abgestorben, irrte und schwebte er in den Lüften, teuflisch und gespenstig, und so wurden denn auch alle ungetauften Kinder in seinen Heeres- oder Jagdzug versetzt. Unglaublich beinahe wäre es, wenn es nicht durch die zahlreichsten Beispiele bewiesen wäre, mit welcher Zähigkeit der Volksglaube an dieser uralten Vorstellung gehangen, und unter dem manchfaltigsten Wechsel der an die Spitze des Zuges gestellten Personen die wesentlichen Grundzüge des ältesten Bildes festgehalten hat. Während der gemeine Mann am Namen Wodans festhielt, stellten Gebildetere theils den Teufel als Führer des w. H. auf, theils bezogen sie »den wilden Jäger« auf die bestimmte, halbhistorische Person eines gewissen Jägermeisters. Diess geschah indessen nur in Nord-, und höchstens noch in Mitteldeutschland; in Süddeutschland kennt man nur den namenlosen wilden Jäger mit dem Muotes-Heer, aber gerade im letztern Namen ist ja der Name Wodans erhalten. Die angeblich historische Person des wilden Jägers aber wird auf die verschiedenste Weise benannt, am verbreitetsten indessen scheint die Erzählung vom Jägermeister Hackelnberg zu sein, von welcher auch Fouqué im Zauberring Gebrauch macht. Grimm jedoch findet auch in diesem Namen, dessen Urform ihm Hackelberend ist, nur einen Beinamen Wodans, den Mantelträger. Indessen sagt die niedersächsische Sage: Hans von Hackelnberg war Oberjäger des Herzogs von Braunschweig, und ein gewaltiger Waidmann; er soll 1521 gestorben sein. Drei Stunden von Goslar, im Garten eines Wirthshauses, genannt der Klapperkrug, liegt sein Grabstein. Eines Nachts in schwerem Traume däuchte ihm, er kämpfe mit einem furchtbaren Eber und unterliege ihm zuletzt. Wirklich traf er am Tage darauf ein solches Thier und erlegte es nach hartem Kampf. In der Siegesfreude stiess er mit dem Fusse nach dem todten Eber und rief: »Hau' nun, wenn du kannst!« Er hatte aber so heftig gestossen, dass des Ebers scharfer Zahn durch den Stiefel drang und ihm den Fuss verletzte. An dieser Wunde musste er sterben. Auf dem Todtenbette wollte er nichts vom Himmel wissen, und auf des Predigers Ermahnungen versetzte er: »Unserm Herrgott möge der Himmel bleiben, wenn nur mir meine Jagd bleibt;« worauf der Prediger sprach: »Nun so jage bis zum jüngsten Tag!« was nun bis heute in Erfüllung geht. – Wie schon gesagt, sind an verschiedenen Orten eine grosse Menge verschiedener anderer Personen an die Spitze des w. H. gestellt worden, und zwar sind diese theils rein göttlicher Art, wie Frau Holda (s. d.), Frau Perchta (s. d.), Frau Gaude, theils Helden der reinen Sage, Dietrich von Bern, der getreue Eckhardt (s. d.), König Artus, theils geschichtlich bekannte Könige, Karl d. G., sogar Karl V., und die Könige Waldmar und Christian II. von Dänemark; endlich ein gewisser Junker von Rodenstein, von welchem nichts Weiteres bekannt ist. X. Xaca, Japanischer Name des sonst Buddha genannten Gottes und Religionsstifters. Xanthai (Japan. M.), ein Name, den der Kaiser Nobu Nan Ga annahm, da er sich selbst lebend unter die Götter versetzte. Er liess sich auf einem Berge einen überaus prachtvollen Tempel bauen, in dem er alle berühmten Götterbilder des Landes versammelte, um die grösstmögliche Menge von Pilgern dorthin zu ziehen. Mitten unter diesen auf einem hohen Fussgestell sitzend, hiess er sich anbeten und ertheilte den Befehl, keinen Gott ausser ihm zu verehren; er nannte sich den Herrn des Weltalls, den Schöpfer der Natur, den einzigen Gott, welchen zu kennen nöthig sei. Xanthe (Gr. M.), »die Blonde,« Beiname mehrerer Göttinnen, z. B. der Ceres. Ferner eine Oceanide, Nymphe des Flusses Xanthus. Xanthippe (Gr. M.), Tochter des Dorus, Gattin des Pleuron und durch ihn Mutter der Laophonte, des Agenor, der Stratonice und der Sterope. Xanthippus (Gr. M.), Sohn des Melas, von Tydeus ermordet, da er mit seinen Brüdern dem Oeneus nachstellte. Xanthis (Gr. M.), eine der 50 Thespiaden. durch Hercules Mutter des Homolippus. Xanthus (Gr. M.), 1) X. oder Scamander, ein Fluss in Troas, welcher sich gegen den zornigen Achill empörte und ihm befahl, sein Bette zu verschonen, bis Vulcan seine Fluthen mit Feuer bezwang. – 2) X., Sohn des Triopas von Argos, welcher mit Pelasgern nach der Insel Isa, nachmals Lesbos, wanderte. – 3) X., Geliebter der Alcinoë, der Gattin des Amphilochus. Sie, aus Corinth gebürtig, des Polybus Tochter, hatte sich, auf der Minerva Veranstalten, in X., einen jungen Samier, verliebt, der sie zur Untreue gegen ihren Gatten und endlich zur Flucht verleitete; die That reuete sie jedoch so sehr, dass sie sich selbst den Tod gab. Vergl. Alcinous. – 4) X., ein Ross des Achill, mit menschlicher Stimme, mit Gefühl und der Kunst der Weissagung begabt; es prophezeite dem Achill seinen baldigen Tod. Xene (Gr. M.). Unter diesem Namen soll Venus einen Tempel in Aegypten gehabt haben. Man erzählt die Veranlassung dazu so: Paris, mit Helena nach dem Nil verschlagen, kam vor Proteus, den König von Aegypten, wurde von diesem seiner Schlechtigkeit überwiesen und aus dem Reiche verjagt, während er Helena und ihre Schätze behielt, um sie dem Menelaus zurückzugeben; darum ward von diesem der Aphrodite X. oder, wie die Römer sie nennen, Venus Hospita, ein Tempel erbaut. Xenius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, identisch mit dem römischen Hospitalis. Die Gäste standen unter seinem Schutz; Gastfreundschaft brechen hiess: sich an Jupiter selbst vergehen. In demselben Sinne führte Minerva den Beinamen Xenia. Xenoclea (Gr. M.), Priesterin des Apollo zu Delphi, welche dem Hercules das verlangte Orakel verweigerte, weil er nicht von dem Morde des Iphicles gereinigt war. Hercules raubte den Dreifuss und wollte ein eigenes Orakel stiften, wodurch er die Priesterin bewog, den gewünschten Spruch ihm zu ertheilen. Xenodice (Gr. M.), 1) eine der Trojanerinnen, die mit Clymene, Crëusa und Anderen bei der Zerstörung von Ilium gefangen, und von den Griechen in Sclaverei geführt wurden. – 2) X., Tochter des Syleus, welcher sammt allen seinen Kindern von Hercules hingerichtet wurde. – 3) X., Schwester der Phädra und Ariadne, Tochter des Königs Minos von Creta. Xipe, der Vulcan der Mexikaner, der kunstreiche Führer des Hammers; der feine, sinnbegabte, könnte man dort mit so vielem Recht sagen, als vom Verfertiger der Waffen des Achill, in dem die mexikanischen Goldarbeiter eine an das Wunderbare gränzende Geschicklichkeit besassen. Xiquani (Japan. M.), Göttin der Seelen kleiner Kinder. Xitragupten (Ind. M.), der Genius der Unterwelt, welcher das Schuldbuch führt. Xiuhmolpilli, die grosse, zweiundfünfzigjährige Periode der Mexikaner, an deren Ende sie immer alle ihre

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/523>, abgerufen am 23.11.2024.