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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Odüßee.
Dort, begehr' ich von dir, gedenke meiner, o König:
Laß nicht unbeweinet und unbegraben mich liegen,
Wann du scheidest, damit dich der Götter Rache nicht treffe!
Sondern verbrenne mich, samt meiner gewöhnlichen Rüstung,
Häufe mir dann am Gestade des grauen Meeres ein Grabmal, 75
Daß die Enkel noch hören von mir unglücklichem Manne!
Dieses richte mir aus, und pflanz' auf den Hügel das Ruder.
Welches ich lebend geführt, in meiner Freunde Gesellschaft.

Also sprach er; und ich antwortete wieder, und sagte:
Dies, unglücklicher Freund, will ich dir alles vollenden. 80

Also saßen wir dort, und redeten traurige Worte;
Ich an der einen Seite, der über dem Blute das Schwert hielt,
Und an der andern der Geist des kummervollen Gefährten.

Jezo kam die Seele von meiner gestorbenen Mutter,
Antikleia, des großgesinnten Autolükos Tochter, 85
Welche noch lebte, da ich zur heiligen Ilios schiffte.
Weinend erblickt' ich sie, und fühlete herzliches Mitleid;
Dennoch verbot ich ihr, obgleich mit inniger Wehmut,
Sich dem Blute zu nahn, bevor ich Teiresias fragte.

Jezo kam des alten Thäbaiers Teiresias Seele, 90
Haltend den goldenen Stab; er kannte mich gleich, und begann so:

Edler Laertiad', erfindungsreicher Odüßeus,
Warum verließest du doch das Licht der Sonne, du Armer,
Und kamst hier, die Todten zu schaun und den Ort des Entsezens?
Aber weiche zurück, und wende das Schwert von der Grube, 95
Daß ich trinke des Blutes, und dir dein Schicksal verkünde.

Also sprach er; ich wich, und steckte das silberbeschlagne
Schwert in die Scheid'. Und sobald er des schwarzen Blutes getrunken,

Oduͤßee.
Dort, begehr' ich von dir, gedenke meiner, o Koͤnig:
Laß nicht unbeweinet und unbegraben mich liegen,
Wann du ſcheideſt, damit dich der Goͤtter Rache nicht treffe!
Sondern verbrenne mich, ſamt meiner gewoͤhnlichen Ruͤſtung,
Haͤufe mir dann am Geſtade des grauen Meeres ein Grabmal, 75
Daß die Enkel noch hoͤren von mir ungluͤcklichem Manne!
Dieſes richte mir aus, und pflanz' auf den Huͤgel das Ruder.
Welches ich lebend gefuͤhrt, in meiner Freunde Geſellſchaft.

Alſo ſprach er; und ich antwortete wieder, und ſagte:
Dies, ungluͤcklicher Freund, will ich dir alles vollenden. 80

Alſo ſaßen wir dort, und redeten traurige Worte;
Ich an der einen Seite, der uͤber dem Blute das Schwert hielt,
Und an der andern der Geiſt des kummervollen Gefaͤhrten.

Jezo kam die Seele von meiner geſtorbenen Mutter,
Antikleia, des großgeſinnten Autoluͤkos Tochter, 85
Welche noch lebte, da ich zur heiligen Ilios ſchiffte.
Weinend erblickt' ich ſie, und fuͤhlete herzliches Mitleid;
Dennoch verbot ich ihr, obgleich mit inniger Wehmut,
Sich dem Blute zu nahn, bevor ich Teireſias fragte.

Jezo kam des alten Thaͤbaiers Teireſias Seele, 90
Haltend den goldenen Stab; er kannte mich gleich, und begann ſo:

Edler Laertiad', erfindungsreicher Oduͤßeus,
Warum verließeſt du doch das Licht der Sonne, du Armer,
Und kamſt hier, die Todten zu ſchaun und den Ort des Entſezens?
Aber weiche zuruͤck, und wende das Schwert von der Grube, 95
Daß ich trinke des Blutes, und dir dein Schickſal verkuͤnde.

Alſo ſprach er; ich wich, und ſteckte das ſilberbeſchlagne
Schwert in die Scheid'. Und ſobald er des ſchwarzen Blutes getrunken,

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[208/0214] Oduͤßee. Dort, begehr' ich von dir, gedenke meiner, o Koͤnig: Laß nicht unbeweinet und unbegraben mich liegen, Wann du ſcheideſt, damit dich der Goͤtter Rache nicht treffe! Sondern verbrenne mich, ſamt meiner gewoͤhnlichen Ruͤſtung, Haͤufe mir dann am Geſtade des grauen Meeres ein Grabmal, Daß die Enkel noch hoͤren von mir ungluͤcklichem Manne! Dieſes richte mir aus, und pflanz' auf den Huͤgel das Ruder. Welches ich lebend gefuͤhrt, in meiner Freunde Geſellſchaft. 75 Alſo ſprach er; und ich antwortete wieder, und ſagte: Dies, ungluͤcklicher Freund, will ich dir alles vollenden. 80 Alſo ſaßen wir dort, und redeten traurige Worte; Ich an der einen Seite, der uͤber dem Blute das Schwert hielt, Und an der andern der Geiſt des kummervollen Gefaͤhrten. Jezo kam die Seele von meiner geſtorbenen Mutter, Antikleia, des großgeſinnten Autoluͤkos Tochter, Welche noch lebte, da ich zur heiligen Ilios ſchiffte. Weinend erblickt' ich ſie, und fuͤhlete herzliches Mitleid; Dennoch verbot ich ihr, obgleich mit inniger Wehmut, Sich dem Blute zu nahn, bevor ich Teireſias fragte. 85 Jezo kam des alten Thaͤbaiers Teireſias Seele, Haltend den goldenen Stab; er kannte mich gleich, und begann ſo: 90 Edler Laertiad', erfindungsreicher Oduͤßeus, Warum verließeſt du doch das Licht der Sonne, du Armer, Und kamſt hier, die Todten zu ſchaun und den Ort des Entſezens? Aber weiche zuruͤck, und wende das Schwert von der Grube, Daß ich trinke des Blutes, und dir dein Schickſal verkuͤnde. 95 Alſo ſprach er; ich wich, und ſteckte das ſilberbeſchlagne Schwert in die Scheid'. Und ſobald er des ſchwarzen Blutes getrunken,

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/214>, abgerufen am 23.11.2024.