Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit. solches nicht im gantzen Lande, ja nichteinmahl in allen Städten einer Provintz auf einerley Art geschehen kan, und da- her viele Weitläuftigkeiten verursachen würde, wenn man es allzeit an die hohe Obrigkeit zur Verordnung berichten soll- te, auch unterweilen die Verordnung in der Zeit kaum zu erwarten stünde, da man eine Aenderung zu treffen nöthig befindet: so muß dieses abermahls denen überlassen werden, die das Policey-Wesen zu besor- gen haben. Nemlich was in denen Stü- cken, die ihnen zu besorgen aufgetragen worden sind, undeterminiret verblieben, darinnen haben sie freye Gewalt dasjenige zu thun, was ihnen am besten zu seyn scheinet. Z. E. Wenn entweder gar kei- ne Feuer-Ordnung vorgeschrieben, oder doch wenigstens darinnen nicht ausgemacht worden, wie man es mit dem Löschen bey entstandenen Feuers-Brünsten halten soll: so behält der Rath in einer Stadt freye Gewalt deswegen zu veranstalten, was er für gut befindet. Woferne aber die Nach- kommen sich auch darnach richten sollen, und dieses zur beständigen Regel dienen soll; so müssen dergleichen Ordnungen zur Confirmation der hohen Landes-Obrig- keit eingeschickt werden, als die allein Ge- walt hat beständige Verfassungen zum ge- meinen Besten zu machen. Weil diejeni- gen,
der hohen Landes-Obrigkeit. ſolches nicht im gantzen Lande, ja nichteinmahl in allen Staͤdten einer Provintz auf einerley Art geſchehen kan, und da- her viele Weitlaͤuftigkeiten verurſachen wuͤrde, wenn man es allzeit an die hohe Obrigkeit zur Verordnung berichten ſoll- te, auch unterweilen die Verordnung in der Zeit kaum zu erwarten ſtuͤnde, da man eine Aenderung zu treffen noͤthig befindet: ſo muß dieſes abermahls denen uͤberlaſſen werden, die das Policey-Weſen zu beſor- gen haben. Nemlich was in denen Stuͤ- cken, die ihnen zu beſorgen aufgetragen worden ſind, undeterminiret verblieben, darinnen haben ſie freye Gewalt dasjenige zu thun, was ihnen am beſten zu ſeyn ſcheinet. Z. E. Wenn entweder gar kei- ne Feuer-Ordnung vorgeſchrieben, oder doch wenigſtens darinnen nicht ausgemacht worden, wie man es mit dem Loͤſchen bey entſtandenen Feuers-Bruͤnſten halten ſoll: ſo behaͤlt der Rath in einer Stadt freye Gewalt deswegen zu veranſtalten, was er fuͤr gut befindet. Woferne aber die Nach- kommen ſich auch darnach richten ſollen, und dieſes zur beſtaͤndigen Regel dienen ſoll; ſo muͤſſen dergleichen Ordnungen zur Confirmation der hohen Landes-Obrig- keit eingeſchickt werden, als die allein Ge- walt hat beſtaͤndige Verfaſſungen zum ge- meinen Beſten zu machen. Weil diejeni- gen,
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der hohen Landes-Obrigkeit.
ſolches nicht im gantzen Lande, ja nicht
einmahl in allen Staͤdten einer Provintz
auf einerley Art geſchehen kan, und da-
her viele Weitlaͤuftigkeiten verurſachen
wuͤrde, wenn man es allzeit an die hohe
Obrigkeit zur Verordnung berichten ſoll-
te, auch unterweilen die Verordnung in
der Zeit kaum zu erwarten ſtuͤnde, da man
eine Aenderung zu treffen noͤthig befindet:
ſo muß dieſes abermahls denen uͤberlaſſen
werden, die das Policey-Weſen zu beſor-
gen haben. Nemlich was in denen Stuͤ-
cken, die ihnen zu beſorgen aufgetragen
worden ſind, undeterminiret verblieben,
darinnen haben ſie freye Gewalt dasjenige
zu thun, was ihnen am beſten zu ſeyn
ſcheinet. Z. E. Wenn entweder gar kei-
ne Feuer-Ordnung vorgeſchrieben, oder
doch wenigſtens darinnen nicht ausgemacht
worden, wie man es mit dem Loͤſchen bey
entſtandenen Feuers-Bruͤnſten halten ſoll:
ſo behaͤlt der Rath in einer Stadt freye
Gewalt deswegen zu veranſtalten, was er
fuͤr gut befindet. Woferne aber die Nach-
kommen ſich auch darnach richten ſollen,
und dieſes zur beſtaͤndigen Regel dienen
ſoll; ſo muͤſſen dergleichen Ordnungen zur
Confirmation der hohen Landes-Obrig-
keit eingeſchickt werden, als die allein Ge-
walt hat beſtaͤndige Verfaſſungen zum ge-
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