Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit. rühmten und fleißigen Lehrern besetzen, de-nen jedermann, der es nur haben kan, ger- ne nachreiset etwas von ihnen zu lernen: man muß auch darauf bedacht seyn, daß die Studirenden im übrigen alle Beqvem- lichkeit daselbst finden, die sie zum Studi- ren und zu ihrem übrigen Leben nöthig ha- ben, ja über dieses dergleichen Anstalten machen, daß junge Leute nicht leicht in Unglück gerathen können, wodurch sie ent- weder gar umb ihr Leben, oder doch umb den grösten Theil ihrer zeitlichen Wohl- fahrt kommen. Damit nun aber auch andere, die sich sonst durch Reisen vergnü- gen und qualificiren wollen, in unserem Lande finden, was sie suchen; so muß man die Städte wohl anbauen, absonderlich in der Residentz die öffentlichen Gebäude und andere vermögender Jnwohner nach den Regeln der Bau-Kunst aufführen und aus- zieren lassen. Man muß geschickte Künst- ler und gelehrte Leute heegen, mit denen ein jeder gerne zu sprechen Gelegenheit su- chet. Man muß Lust-Häuser und Lust- Schlösser anlegen, wo man verschiedenes zu sehen bekommet, was man sonst an an- deren Orten nicht findet. Die Landes- Obrigkeit muß in ihrem Schloße und ihre Hoffstaat verschiedenen Pracht sehen las- sen, den man bey anderen kleinen Hoff- staaten nicht antrifft. Man muß für Frem- de
der hohen Landes-Obrigkeit. ruͤhmten und fleißigen Lehrern beſetzen, de-nen jedermann, der es nur haben kan, ger- ne nachreiſet etwas von ihnen zu lernen: man muß auch darauf bedacht ſeyn, daß die Studirenden im uͤbrigen alle Beqvem- lichkeit daſelbſt finden, die ſie zum Studi- ren und zu ihrem uͤbrigen Leben noͤthig ha- ben, ja uͤber dieſes dergleichen Anſtalten machen, daß junge Leute nicht leicht in Ungluͤck gerathen koͤnnen, wodurch ſie ent- weder gar umb ihr Leben, oder doch umb den groͤſten Theil ihrer zeitlichen Wohl- fahrt kommen. Damit nun aber auch andere, die ſich ſonſt durch Reiſen vergnuͤ- gen und qualificiren wollen, in unſerem Lande finden, was ſie ſuchen; ſo muß man die Staͤdte wohl anbauen, abſonderlich in der Reſidentz die oͤffentlichen Gebaͤude und andere vermoͤgender Jnwohner nach den Regeln der Bau-Kunſt auffuͤhren und aus- zieren laſſen. Man muß geſchickte Kuͤnſt- ler und gelehrte Leute heegen, mit denen ein jeder gerne zu ſprechen Gelegenheit ſu- chet. Man muß Luſt-Haͤuſer und Luſt- Schloͤſſer anlegen, wo man verſchiedenes zu ſehen bekommet, was man ſonſt an an- deren Orten nicht findet. Die Landes- Obrigkeit muß in ihrem Schloße und ihre Hoffſtaat verſchiedenen Pracht ſehen laſ- ſen, den man bey anderen kleinen Hoff- ſtaaten nicht antrifft. Man muß fuͤr Frem- de
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der hohen Landes-Obrigkeit.
ruͤhmten und fleißigen Lehrern beſetzen, de-
nen jedermann, der es nur haben kan, ger-
ne nachreiſet etwas von ihnen zu lernen:
man muß auch darauf bedacht ſeyn, daß
die Studirenden im uͤbrigen alle Beqvem-
lichkeit daſelbſt finden, die ſie zum Studi-
ren und zu ihrem uͤbrigen Leben noͤthig ha-
ben, ja uͤber dieſes dergleichen Anſtalten
machen, daß junge Leute nicht leicht in
Ungluͤck gerathen koͤnnen, wodurch ſie ent-
weder gar umb ihr Leben, oder doch umb
den groͤſten Theil ihrer zeitlichen Wohl-
fahrt kommen. Damit nun aber auch
andere, die ſich ſonſt durch Reiſen vergnuͤ-
gen und qualificiren wollen, in unſerem
Lande finden, was ſie ſuchen; ſo muß man
die Staͤdte wohl anbauen, abſonderlich in
der Reſidentz die oͤffentlichen Gebaͤude und
andere vermoͤgender Jnwohner nach den
Regeln der Bau-Kunſt auffuͤhren und aus-
zieren laſſen. Man muß geſchickte Kuͤnſt-
ler und gelehrte Leute heegen, mit denen
ein jeder gerne zu ſprechen Gelegenheit ſu-
chet. Man muß Luſt-Haͤuſer und Luſt-
Schloͤſſer anlegen, wo man verſchiedenes
zu ſehen bekommet, was man ſonſt an an-
deren Orten nicht findet. Die Landes-
Obrigkeit muß in ihrem Schloße und ihre
Hoffſtaat verſchiedenen Pracht ſehen laſ-
ſen, den man bey anderen kleinen Hoff-
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