Da dieser wilde Geist mit Lachen sie entdeckt. Wie wenn die Frösch im Lenz aus lauen Sümpfen fliehen, Und aus vertrautem Schilf an die Gestade ziehen; Die Schaar, wenn etwas rauscht, vom Rand ins Was- ser hüpft, Mit flüsterndem Geräusch in schlanke Binsen schlüpft, Bis auf den Boden sinkt, und sich kaum sicher schätzet, Wenn in dem Wassergras das Heer vertraulich schwätzet; Jedoch, so bald die Fluth nicht mehr von Wellen bebt, Der kühnste Frosch zuerst sein dickes Haupt erhebt, Und wenn der grüne Leib kein zitternd Wasser fühlet, Mit seinen Füßen steigt, und auf der Fläche spielet: So bebt vor seinem Blick der Geister feige Schaar. Der, von der Furcht gejagt, flieht in des Stutzers Haar; Der in den grossen Hut; und jener in die Schatten, Wo unter seinem Hals sich Bind und Schleife gatten.
O!
Dritter Geſang.
Da dieſer wilde Geiſt mit Lachen ſie entdeckt. Wie wenn die Froͤſch im Lenz aus lauen Suͤmpfen fliehen, Und aus vertrautem Schilf an die Geſtade ziehen; Die Schaar, wenn etwas rauſcht, vom Rand ins Waſ- ſer huͤpft, Mit fluͤſterndem Geraͤuſch in ſchlanke Binſen ſchluͤpft, Bis auf den Boden ſinkt, und ſich kaum ſicher ſchaͤtzet, Wenn in dem Waſſergras das Heer vertraulich ſchwaͤtzet; Jedoch, ſo bald die Fluth nicht mehr von Wellen bebt, Der kuͤhnſte Froſch zuerſt ſein dickes Haupt erhebt, Und wenn der gruͤne Leib kein zitternd Waſſer fuͤhlet, Mit ſeinen Fuͤßen ſteigt, und auf der Flaͤche ſpielet: So bebt vor ſeinem Blick der Geiſter feige Schaar. Der, von der Furcht gejagt, flieht in des Stutzers Haar; Der in den groſſen Hut; und jener in die Schatten, Wo unter ſeinem Hals ſich Bind und Schleife gatten.
O!
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Dritter Geſang.
Da dieſer wilde Geiſt mit Lachen ſie entdeckt.
Wie wenn die Froͤſch im Lenz aus lauen Suͤmpfen
fliehen,
Und aus vertrautem Schilf an die Geſtade ziehen;
Die Schaar, wenn etwas rauſcht, vom Rand ins Waſ-
ſer huͤpft,
Mit fluͤſterndem Geraͤuſch in ſchlanke Binſen ſchluͤpft,
Bis auf den Boden ſinkt, und ſich kaum ſicher ſchaͤtzet,
Wenn in dem Waſſergras das Heer vertraulich
ſchwaͤtzet;
Jedoch, ſo bald die Fluth nicht mehr von Wellen bebt,
Der kuͤhnſte Froſch zuerſt ſein dickes Haupt erhebt,
Und wenn der gruͤne Leib kein zitternd Waſſer fuͤhlet,
Mit ſeinen Fuͤßen ſteigt, und auf der Flaͤche ſpielet:
So bebt vor ſeinem Blick der Geiſter feige Schaar.
Der, von der Furcht gejagt, flieht in des Stutzers
Haar;
Der in den groſſen Hut; und jener in die Schatten,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/143>, abgerufen am 23.11.2024.
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