Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.Die XVI. Frag. wißend ist/ daß das hinweg ziehen/ oder die Ver-laßung/ aus mutwillen/ und boßheit geschehen/ und der Verlaßer nicht willens ist/ wider zu kom- men. Dann die Juristen einen Unterscheid zwi- schen der nothwendigen/ und unnothwendigen Ab- wesenheit/ machen. Die Nothwendige Abwesen- heit nennen sie die/ wann ein Mann/ ob Er gleich gern wolte/ nicht widerkeren kan; als/ wann Er in den Krieg gezogen/ oder von den Feinden ge- fangen/ oder/ seines Ambts halber/ daselbst etli- che Jahr aufgehalten wird; oder wegen seiner Handlungen/ und Kaufmannschafften/ in frem- den Landen/ länger sich aufhalten mues; oder von einer Kranckheit an seiner Haimraise verhindert wird; oder wann er aus einer Statt/ und Land/ verwisen/ nicht nach Hauß darff. Und in solchen Fällen wird dem Weib niemals gestattet/ daß sie zu einem andern heurate/ sie seye dann gewiß/ daß der Mann gestorben. So Sie auch mit einander sich also verglichen/ und der Mann mit einwilli- gung des Weibs verreist ist/ so wird ihr die an- derwertige Verheuratung auch nicht zugelaßen. Ein anders ist die Boßhafftige/ und Unnothwen- dige Abwesenheit/ wann namlich der Ehemann/ aus keiner ehehaften Ursach/ sonder aus lauter Leichtfertigkeit/ und Boßheit/ sein Eheweib ver- last/ und lange Zeit außen bleibt/ auch kein Ge- müet wider heimzukommen hat; Da dann/ nach 6. oder 7. Jahren/ Sie von ihme gescheiden wird; wann
Die XVI. Frag. wißend iſt/ daß das hinweg ziehen/ oder die Ver-laßung/ aus mutwillen/ und boßheit geſchehen/ und der Verlaßer nicht willens iſt/ wider zu kom- men. Dann die Juriſten einen Unterſcheid zwi- ſchen der nothwendigen/ und unnothwendigen Ab- weſenheit/ machen. Die Nothwendige Abweſen- heit nennen ſie die/ wann ein Mann/ ob Er gleich gern wolte/ nicht widerkeren kan; als/ wann Er in den Krieg gezogen/ oder von den Feinden ge- fangen/ oder/ ſeines Ambts halber/ daſelbſt etli- che Jahr aufgehalten wird; oder wegen ſeiner Handlungen/ und Kaufmannſchafften/ in frem- den Landen/ laͤnger ſich aufhalten mues; oder von einer Kranckheit an ſeiner Haimraiſe verhindert wird; oder wann er aus einer Statt/ und Land/ verwiſen/ nicht nach Hauß darff. Und in ſolchen Faͤllen wird dem Weib niemals geſtattet/ daß ſie zu einem andern heurate/ ſie ſeye dann gewiß/ daß der Mann geſtorben. So Sie auch mit einander ſich alſo verglichen/ und der Mann mit einwilli- gung des Weibs verreiſt iſt/ ſo wird ihr die an- derwertige Verheuratung auch nicht zugelaßen. Ein anders iſt die Boßhafftige/ und Unnothwen- dige Abweſenheit/ wann namlich der Ehemann/ aus keiner ehehaften Urſach/ ſonder aus lauter Leichtfertigkeit/ und Boßheit/ ſein Eheweib ver- laſt/ und lange Zeit außen bleibt/ auch kein Ge- muͤet wider heimzukommen hat; Da dann/ nach 6. oder 7. Jahren/ Sie von ihme geſcheiden wird; wann
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Die XVI. Frag.
wißend iſt/ daß das hinweg ziehen/ oder die Ver-
laßung/ aus mutwillen/ und boßheit geſchehen/
und der Verlaßer nicht willens iſt/ wider zu kom-
men. Dann die Juriſten einen Unterſcheid zwi-
ſchen der nothwendigen/ und unnothwendigen Ab-
weſenheit/ machen. Die Nothwendige Abweſen-
heit nennen ſie die/ wann ein Mann/ ob Er gleich
gern wolte/ nicht widerkeren kan; als/ wann Er
in den Krieg gezogen/ oder von den Feinden ge-
fangen/ oder/ ſeines Ambts halber/ daſelbſt etli-
che Jahr aufgehalten wird; oder wegen ſeiner
Handlungen/ und Kaufmannſchafften/ in frem-
den Landen/ laͤnger ſich aufhalten mues; oder von
einer Kranckheit an ſeiner Haimraiſe verhindert
wird; oder wann er aus einer Statt/ und Land/
verwiſen/ nicht nach Hauß darff. Und in ſolchen
Faͤllen wird dem Weib niemals geſtattet/ daß ſie
zu einem andern heurate/ ſie ſeye dann gewiß/ daß
der Mann geſtorben. So Sie auch mit einander
ſich alſo verglichen/ und der Mann mit einwilli-
gung des Weibs verreiſt iſt/ ſo wird ihr die an-
derwertige Verheuratung auch nicht zugelaßen.
Ein anders iſt die Boßhafftige/ und Unnothwen-
dige Abweſenheit/ wann namlich der Ehemann/
aus keiner ehehaften Urſach/ ſonder aus lauter
Leichtfertigkeit/ und Boßheit/ ſein Eheweib ver-
laſt/ und lange Zeit außen bleibt/ auch kein Ge-
muͤet wider heimzukommen hat; Da dann/ nach
6. oder 7. Jahren/ Sie von ihme geſcheiden wird;
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