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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

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eine traurige und mit vielen harmonischen Seufzern untermischte Arie, im Schlafe stöhren wollten. Dieser zärtliche Liebesantrag, der ehedem Wunder gethan, würde jetzt mehr schädlich als nützlich seyn. Man muß die Sache auf eine andere Art angreifen, ich will Ihnen einmal einen Vorschlag thun. Künftigen Freitag ist der Geburtstag des Fräuleins, wie wär es, wenn Sie ihren Hofpoeten, durch ein paar Gläser ermunterten, ein Glückwünschungsgedichte zu verfertigen, um das Fräulein damit anzubinden? Sie dürfen mir leicht ein gut Wort geben, so feiere ich das Geburtsfest hier in Schönthal, und bitte sie alle zu Gaste, aber alsdenn werden Sie Sich auf eine feine Galanterie gefaßt halten, wenn Sie gegenwärtig seyn wollen, die Sie ihrem Glückwunsche beifügen, dadurch sie erkennen kann, wie hoch sie von Ihnen geschätzt wird, und deswegen finde für gut, daß sich das Geschenke am Werthe nicht unter funfzig Thaler belaufen darf, sonst haben Sie Sich keinen freundlichen Blick zu versprechen.

eine traurige und mit vielen harmonischen Seufzern untermischte Arie, im Schlafe stöhren wollten. Dieser zärtliche Liebesantrag, der ehedem Wunder gethan, würde jetzt mehr schädlich als nützlich seyn. Man muß die Sache auf eine andere Art angreifen, ich will Ihnen einmal einen Vorschlag thun. Künftigen Freitag ist der Geburtstag des Fräuleins, wie wär es, wenn Sie ihren Hofpoeten, durch ein paar Gläser ermunterten, ein Glückwünschungsgedichte zu verfertigen, um das Fräulein damit anzubinden? Sie dürfen mir leicht ein gut Wort geben, so feiere ich das Geburtsfest hier in Schönthal, und bitte sie alle zu Gaste, aber alsdenn werden Sie Sich auf eine feine Galanterie gefaßt halten, wenn Sie gegenwärtig seyn wollen, die Sie ihrem Glückwunsche beifügen, dadurch sie erkennen kann, wie hoch sie von Ihnen geschätzt wird, und deswegen finde für gut, daß sich das Geschenke am Werthe nicht unter funfzig Thaler belaufen darf, sonst haben Sie Sich keinen freundlichen Blick zu versprechen.

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[41/0043] eine traurige und mit vielen harmonischen Seufzern untermischte Arie, im Schlafe stöhren wollten. Dieser zärtliche Liebesantrag, der ehedem Wunder gethan, würde jetzt mehr schädlich als nützlich seyn. Man muß die Sache auf eine andere Art angreifen, ich will Ihnen einmal einen Vorschlag thun. Künftigen Freitag ist der Geburtstag des Fräuleins, wie wär es, wenn Sie ihren Hofpoeten, durch ein paar Gläser ermunterten, ein Glückwünschungsgedichte zu verfertigen, um das Fräulein damit anzubinden? Sie dürfen mir leicht ein gut Wort geben, so feiere ich das Geburtsfest hier in Schönthal, und bitte sie alle zu Gaste, aber alsdenn werden Sie Sich auf eine feine Galanterie gefaßt halten, wenn Sie gegenwärtig seyn wollen, die Sie ihrem Glückwunsche beifügen, dadurch sie erkennen kann, wie hoch sie von Ihnen geschätzt wird, und deswegen finde für gut, daß sich das Geschenke am Werthe nicht unter funfzig Thaler belaufen darf, sonst haben Sie Sich keinen freundlichen Blick zu versprechen.

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/43>, abgerufen am 01.05.2024.