Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493.

Bild:
<< vorherige Seite

Höhlung herab gehen. Das Erdbeben von 1797 hat
diese Hypothese nur allzu sehr bestätigt; überall öff-
nete sich damahls der Erdboden, und spie Schwe-
felwasser u. d. m. aus. Die Einwohner von Quito
sind, ungeachtet dieser Schrecken und Gefahren, mit
denen die Natur sie umgeben hat, fröhlich, leb-
haft und liebenswürdig; ihre Stadt athmet nur
Wollust und Luxus, und nirgends herrscht viel-
leicht ein mehr entschiedner und allgemeiner Trieb,
sich zu ergötzen.

Wir haben uns beinahe 8 Monat in der Provinz
Quito aufgehalten, von Anfang Januar bis im Au-
gust, und uns während dieser Zeit damit beschäf-
tigt, die Vulkane derselben, einen nach dem an-
dern, zu untersuchen. So haben wir den Pichin-
cha, Antisana
und Illinica durchforscht, in-
dem wir uns bei jedem 14 Tage bis 3 Wochen auf-
hielten, und in den Zwischenzeiten immer wieder
nach Quito zurück kehrten; erst am 9ten Juni 1802
verliessen wir diese Stadt für immer, um den süd-
lichen Theil der Provinz zu untersuchen.

Ich bin zwei Mahl, (den 26sten und 28sten Mai,)
am Rande des Kraters des Pichincha gewesen,
des Vulkans, an dessen Fusse die Stadt Quito steht. *)

Bis
*) Es gehört zur westlichen Kette. Auf dem felsigen
Gipfel desselben, der die Gränze des ewigen
Schnees eben erreicht, brachten Bouguer und
Condamine, bei ihren Messungen, in einer Hö-
he von 2434 Toisen über dem Meere und mehr
als

Höhlung herab gehen. Das Erdbeben von 1797 hat
dieſe Hypotheſe nur allzu ſehr beſtätigt; überall öff-
nete ſich damahls der Erdboden, und ſpie Schwe-
felwaſſer u. d. m. aus. Die Einwohner von Quito
ſind, ungeachtet dieſer Schrecken und Gefahren, mit
denen die Natur ſie umgeben hat, fröhlich, leb-
haft und liebenswürdig; ihre Stadt athmet nur
Wolluſt und Luxus, und nirgends herrſcht viel-
leicht ein mehr entſchiedner und allgemeiner Trieb,
ſich zu ergötzen.

Wir haben uns beinahe 8 Monat in der Provinz
Quito aufgehalten, von Anfang Januar bis im Au-
guſt, und uns während dieſer Zeit damit beſchäf-
tigt, die Vulkane derſelben, einen nach dem an-
dern, zu unterſuchen. So haben wir den Pichin-
cha, Antiſana
und Illiniça durchforſcht, in-
dem wir uns bei jedem 14 Tage bis 3 Wochen auf-
hielten, und in den Zwiſchenzeiten immer wieder
nach Quito zurück kehrten; erſt am 9ten Juni 1802
verlieſsen wir dieſe Stadt für immer, um den ſüd-
lichen Theil der Provinz zu unterſuchen.

Ich bin zwei Mahl, (den 26ſten und 28ſten Mai,)
am Rande des Kraters des Pichincha geweſen,
des Vulkans, an deſſen Fuſse die Stadt Quito ſteht. *)

Bis
*) Es gehört zur weſtlichen Kette. Auf dem felſigen
Gipfel deſſelben, der die Gränze des ewigen
Schnees eben erreicht, brachten Bouguer und
Condamine, bei ihren Meſſungen, in einer Hö-
he von 2434 Toiſen über dem Meere und mehr
als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0015" n="464"/>
Höhlung herab gehen. Das Erdbeben von 1797 hat<lb/>
die&#x017F;e Hypothe&#x017F;e nur allzu &#x017F;ehr be&#x017F;tätigt; überall öff-<lb/>
nete &#x017F;ich damahls der Erdboden, und &#x017F;pie Schwe-<lb/>
felwa&#x017F;&#x017F;er u. d. m. aus. Die Einwohner von Quito<lb/>
&#x017F;ind, ungeachtet die&#x017F;er Schrecken und Gefahren, mit<lb/>
denen die Natur &#x017F;ie umgeben hat, fröhlich, leb-<lb/>
haft und liebenswürdig; ihre Stadt athmet nur<lb/>
Wollu&#x017F;t und Luxus, und nirgends herr&#x017F;cht viel-<lb/>
leicht ein mehr ent&#x017F;chiedner und allgemeiner Trieb,<lb/>
&#x017F;ich zu ergötzen.</p><lb/>
          <p>Wir haben uns beinahe 8 Monat in der Provinz<lb/>
Quito aufgehalten, von Anfang Januar bis im Au-<lb/>
gu&#x017F;t, und uns während die&#x017F;er Zeit damit be&#x017F;chäf-<lb/>
tigt, die <hi rendition="#i">Vulkane</hi> der&#x017F;elben, einen nach dem an-<lb/>
dern, zu unter&#x017F;uchen. So haben wir den <hi rendition="#g">Pichin-<lb/>
cha, Anti&#x017F;ana</hi> und <hi rendition="#g">Illiniça</hi> durchfor&#x017F;cht, in-<lb/>
dem wir uns bei jedem 14 Tage bis 3 Wochen auf-<lb/>
hielten, und in den Zwi&#x017F;chenzeiten immer wieder<lb/>
nach Quito zurück kehrten; er&#x017F;t am 9ten Juni 1802<lb/>
verlie&#x017F;sen wir die&#x017F;e Stadt für immer, um den &#x017F;üd-<lb/>
lichen Theil der Provinz zu unter&#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Ich bin zwei Mahl, (den 26&#x017F;ten und 28&#x017F;ten Mai,)<lb/>
am Rande des Kraters des <hi rendition="#g">Pichincha</hi> gewe&#x017F;en,<lb/>
des Vulkans, an de&#x017F;&#x017F;en Fu&#x017F;se die Stadt Quito &#x017F;teht. <note xml:id="fn4" next="#fn4.1" place="foot" n="*)"> Es gehört zur we&#x017F;tlichen Kette. Auf dem fel&#x017F;igen<lb/>
Gipfel de&#x017F;&#x017F;elben, der die Gränze des ewigen<lb/>
Schnees eben erreicht, brachten <hi rendition="#g">Bouguer</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Condamine</hi>, bei ihren Me&#x017F;&#x017F;ungen, in einer Hö-<lb/>
he von 2434 Toi&#x017F;en über dem Meere und mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw></note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bis</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0015] Höhlung herab gehen. Das Erdbeben von 1797 hat dieſe Hypotheſe nur allzu ſehr beſtätigt; überall öff- nete ſich damahls der Erdboden, und ſpie Schwe- felwaſſer u. d. m. aus. Die Einwohner von Quito ſind, ungeachtet dieſer Schrecken und Gefahren, mit denen die Natur ſie umgeben hat, fröhlich, leb- haft und liebenswürdig; ihre Stadt athmet nur Wolluſt und Luxus, und nirgends herrſcht viel- leicht ein mehr entſchiedner und allgemeiner Trieb, ſich zu ergötzen. Wir haben uns beinahe 8 Monat in der Provinz Quito aufgehalten, von Anfang Januar bis im Au- guſt, und uns während dieſer Zeit damit beſchäf- tigt, die Vulkane derſelben, einen nach dem an- dern, zu unterſuchen. So haben wir den Pichin- cha, Antiſana und Illiniça durchforſcht, in- dem wir uns bei jedem 14 Tage bis 3 Wochen auf- hielten, und in den Zwiſchenzeiten immer wieder nach Quito zurück kehrten; erſt am 9ten Juni 1802 verlieſsen wir dieſe Stadt für immer, um den ſüd- lichen Theil der Provinz zu unterſuchen. Ich bin zwei Mahl, (den 26ſten und 28ſten Mai,) am Rande des Kraters des Pichincha geweſen, des Vulkans, an deſſen Fuſse die Stadt Quito ſteht. *) Bis *) Es gehört zur weſtlichen Kette. Auf dem felſigen Gipfel deſſelben, der die Gränze des ewigen Schnees eben erreicht, brachten Bouguer und Condamine, bei ihren Meſſungen, in einer Hö- he von 2434 Toiſen über dem Meere und mehr als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804/15
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493, hier S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804/15>, abgerufen am 27.04.2024.