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Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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heuern will! -- Also ist er dein Feind! ist er's? -- -- Trude besann sich. Ist er's? fragte Martin dringender; er steht deinem Glücke entgegen und will dich unglücklich machen, ist er's? -- Nun ja, freilich ist er's. -- Sag' mir, war's recht, daß ich auf meine Feinde geschossen hab'? -- Muß wohl recht gewesen sein, sonst wärst du nicht Gefreiter worden. -- Und ist Sommer nicht unser Beider Feind? -- Du erschreckst mich! du willst ihm doch nicht gar etwas zu Leide thun? -- Nein, sei ruhig! an dem wär's Pulver verschwendet, aber sein Geld möcht' ich! -- Trude schrie auf, als er bei dem Worte Geld auf den Tisch schlug, daß Alles auf dem Gesimse klirrte; sie hatte Furcht vor seinen wilden, rollenden Augen und sah immer nach der Thür, ob Schuster Ignaz nicht kommen wolle. -- Er hat an der Wirthschaft genug, wir wären mit seinem Geld so glücklich, ohne das -- Bettler! -- Aber es ist ja eine Sünde! meinte Trude schüchtern. -- Also war es eine Sünde, daß ich im Felde meinem Feind die Taschen plünderte -- war es Sünde, daß ich ihm den Schädel einrannte? -- Trude wußte auf dies Kunststückchen nichts zu erwidern, als: Ja, die hätten dir's auch gethan, wenn sie gekonnt hätten, aber -- Aber der Sommer thut's nicht? setzte Martin heftig fort, hält er nicht so viel Geld unter seinen Krallen, was er nicht braucht, mit dem andere Leute glücklich gemacht würden? Daran hat er nicht genug, er will auch dich! Und so ein armer Teufel, wie ich, muß leer ausgehen und da auf der Schusterbank

heuern will! — Also ist er dein Feind! ist er's? — — Trude besann sich. Ist er's? fragte Martin dringender; er steht deinem Glücke entgegen und will dich unglücklich machen, ist er's? — Nun ja, freilich ist er's. — Sag' mir, war's recht, daß ich auf meine Feinde geschossen hab'? — Muß wohl recht gewesen sein, sonst wärst du nicht Gefreiter worden. — Und ist Sommer nicht unser Beider Feind? — Du erschreckst mich! du willst ihm doch nicht gar etwas zu Leide thun? — Nein, sei ruhig! an dem wär's Pulver verschwendet, aber sein Geld möcht' ich! — Trude schrie auf, als er bei dem Worte Geld auf den Tisch schlug, daß Alles auf dem Gesimse klirrte; sie hatte Furcht vor seinen wilden, rollenden Augen und sah immer nach der Thür, ob Schuster Ignaz nicht kommen wolle. — Er hat an der Wirthschaft genug, wir wären mit seinem Geld so glücklich, ohne das — Bettler! — Aber es ist ja eine Sünde! meinte Trude schüchtern. — Also war es eine Sünde, daß ich im Felde meinem Feind die Taschen plünderte — war es Sünde, daß ich ihm den Schädel einrannte? — Trude wußte auf dies Kunststückchen nichts zu erwidern, als: Ja, die hätten dir's auch gethan, wenn sie gekonnt hätten, aber — Aber der Sommer thut's nicht? setzte Martin heftig fort, hält er nicht so viel Geld unter seinen Krallen, was er nicht braucht, mit dem andere Leute glücklich gemacht würden? Daran hat er nicht genug, er will auch dich! Und so ein armer Teufel, wie ich, muß leer ausgehen und da auf der Schusterbank

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[0042] heuern will! — Also ist er dein Feind! ist er's? — — Trude besann sich. Ist er's? fragte Martin dringender; er steht deinem Glücke entgegen und will dich unglücklich machen, ist er's? — Nun ja, freilich ist er's. — Sag' mir, war's recht, daß ich auf meine Feinde geschossen hab'? — Muß wohl recht gewesen sein, sonst wärst du nicht Gefreiter worden. — Und ist Sommer nicht unser Beider Feind? — Du erschreckst mich! du willst ihm doch nicht gar etwas zu Leide thun? — Nein, sei ruhig! an dem wär's Pulver verschwendet, aber sein Geld möcht' ich! — Trude schrie auf, als er bei dem Worte Geld auf den Tisch schlug, daß Alles auf dem Gesimse klirrte; sie hatte Furcht vor seinen wilden, rollenden Augen und sah immer nach der Thür, ob Schuster Ignaz nicht kommen wolle. — Er hat an der Wirthschaft genug, wir wären mit seinem Geld so glücklich, ohne das — Bettler! — Aber es ist ja eine Sünde! meinte Trude schüchtern. — Also war es eine Sünde, daß ich im Felde meinem Feind die Taschen plünderte — war es Sünde, daß ich ihm den Schädel einrannte? — Trude wußte auf dies Kunststückchen nichts zu erwidern, als: Ja, die hätten dir's auch gethan, wenn sie gekonnt hätten, aber — Aber der Sommer thut's nicht? setzte Martin heftig fort, hält er nicht so viel Geld unter seinen Krallen, was er nicht braucht, mit dem andere Leute glücklich gemacht würden? Daran hat er nicht genug, er will auch dich! Und so ein armer Teufel, wie ich, muß leer ausgehen und da auf der Schusterbank

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:03:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/42>, abgerufen am 26.04.2024.