Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.verkrummen! -- Herbe Thränen floßen in seinen Schnurrbart hinab, Trude drehte es das Herz um, ihn weinen zu sehen. Aber er hat mich erzogen und thut mir, was er mir nur an den Augen absieht! sagte sie und streichelte ihn. -- Ja, fuhr er auf, weil er dich haben will! Der Teufel hat dem Herrn auch vom Berge alle Herrlichkeiten der Welt gezeigt, um ihn herumzukriegen! Werde nur sein Weib, dann wird er andere Saiten aufziehen! -- Trude konnte nichts dagegen sagen, ihr schwaches Herz ward nicht von Grundsätzen unterstützt, sie schwankte. Martin, dies bemerkend, nahm die letzte Kraft zusammen, den Balken ins Rollen zu bringen und sagte: Sei nicht närrisch, Trude! gehorche meinem Rath! mach ihm Angst, Diebe wären drüben in Klösterle eingebrochen, rath' ihm, seinen Schatz zu vergraben. -- Und was dann? -- Wir graben ihn aus und gehen über die Grenze! -- Hier wurde ihre Verhandlung durch Schuster Ignaz unterbrochen, welcher singend hereintaumelte: "'s war ein Soldat, der hatt' 'nen Schatz, juchhe! Bewacht von einer schwarzen Katz', juchhe! Die hatte grüne Augen -- " Das Paar erschrak über diese treffenden Worte und entfernte sich aus der Stube, wo Schuster Ignaz noch einen Höllenlärm beging. -- Als Martin wieder eintrat, lag kunterbuntes Zeug auf dem Boden umher und sein Vater obendrauf; er fühlte, daß er Schuld sei an dem Zustande des alten Mannes, und legte ihn verkrummen! — Herbe Thränen floßen in seinen Schnurrbart hinab, Trude drehte es das Herz um, ihn weinen zu sehen. Aber er hat mich erzogen und thut mir, was er mir nur an den Augen absieht! sagte sie und streichelte ihn. — Ja, fuhr er auf, weil er dich haben will! Der Teufel hat dem Herrn auch vom Berge alle Herrlichkeiten der Welt gezeigt, um ihn herumzukriegen! Werde nur sein Weib, dann wird er andere Saiten aufziehen! — Trude konnte nichts dagegen sagen, ihr schwaches Herz ward nicht von Grundsätzen unterstützt, sie schwankte. Martin, dies bemerkend, nahm die letzte Kraft zusammen, den Balken ins Rollen zu bringen und sagte: Sei nicht närrisch, Trude! gehorche meinem Rath! mach ihm Angst, Diebe wären drüben in Klösterle eingebrochen, rath' ihm, seinen Schatz zu vergraben. — Und was dann? — Wir graben ihn aus und gehen über die Grenze! — Hier wurde ihre Verhandlung durch Schuster Ignaz unterbrochen, welcher singend hereintaumelte: „'s war ein Soldat, der hatt' 'nen Schatz, juchhe! Bewacht von einer schwarzen Katz', juchhe! Die hatte grüne Augen — “ Das Paar erschrak über diese treffenden Worte und entfernte sich aus der Stube, wo Schuster Ignaz noch einen Höllenlärm beging. — Als Martin wieder eintrat, lag kunterbuntes Zeug auf dem Boden umher und sein Vater obendrauf; er fühlte, daß er Schuld sei an dem Zustande des alten Mannes, und legte ihn <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0043"/> verkrummen! — Herbe Thränen floßen in seinen Schnurrbart hinab, Trude drehte es das Herz um, ihn weinen zu sehen. Aber er hat mich erzogen und thut mir, was er mir nur an den Augen absieht! sagte sie und streichelte ihn. — Ja, fuhr er auf, weil er dich haben will! Der Teufel hat dem Herrn auch vom Berge alle Herrlichkeiten der Welt gezeigt, um ihn herumzukriegen! Werde nur sein Weib, dann wird er andere Saiten aufziehen! — Trude konnte nichts dagegen sagen, ihr schwaches Herz ward nicht von Grundsätzen unterstützt, sie schwankte. Martin, dies bemerkend, nahm die letzte Kraft zusammen, den Balken ins Rollen zu bringen und sagte: Sei nicht närrisch, Trude! gehorche meinem Rath! mach ihm Angst, Diebe wären drüben in Klösterle eingebrochen, rath' ihm, seinen Schatz zu vergraben. — Und was dann? — Wir graben ihn aus und gehen über die Grenze! — Hier wurde ihre Verhandlung durch Schuster Ignaz unterbrochen, welcher singend hereintaumelte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„'s war ein Soldat, der hatt' 'nen Schatz, juchhe!</l> <l>Bewacht von einer schwarzen Katz', juchhe!</l> <l>Die hatte grüne Augen — “</l> </lg> <p>Das Paar erschrak über diese treffenden Worte und entfernte sich aus der Stube, wo Schuster Ignaz noch einen Höllenlärm beging. — Als Martin wieder eintrat, lag kunterbuntes Zeug auf dem Boden umher und sein Vater obendrauf; er fühlte, daß er Schuld sei an dem Zustande des alten Mannes, und legte ihn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
verkrummen! — Herbe Thränen floßen in seinen Schnurrbart hinab, Trude drehte es das Herz um, ihn weinen zu sehen. Aber er hat mich erzogen und thut mir, was er mir nur an den Augen absieht! sagte sie und streichelte ihn. — Ja, fuhr er auf, weil er dich haben will! Der Teufel hat dem Herrn auch vom Berge alle Herrlichkeiten der Welt gezeigt, um ihn herumzukriegen! Werde nur sein Weib, dann wird er andere Saiten aufziehen! — Trude konnte nichts dagegen sagen, ihr schwaches Herz ward nicht von Grundsätzen unterstützt, sie schwankte. Martin, dies bemerkend, nahm die letzte Kraft zusammen, den Balken ins Rollen zu bringen und sagte: Sei nicht närrisch, Trude! gehorche meinem Rath! mach ihm Angst, Diebe wären drüben in Klösterle eingebrochen, rath' ihm, seinen Schatz zu vergraben. — Und was dann? — Wir graben ihn aus und gehen über die Grenze! — Hier wurde ihre Verhandlung durch Schuster Ignaz unterbrochen, welcher singend hereintaumelte:
„'s war ein Soldat, der hatt' 'nen Schatz, juchhe! Bewacht von einer schwarzen Katz', juchhe! Die hatte grüne Augen — “
Das Paar erschrak über diese treffenden Worte und entfernte sich aus der Stube, wo Schuster Ignaz noch einen Höllenlärm beging. — Als Martin wieder eintrat, lag kunterbuntes Zeug auf dem Boden umher und sein Vater obendrauf; er fühlte, daß er Schuld sei an dem Zustande des alten Mannes, und legte ihn
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