Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.
cilli, es mich anfangs befürchten lassen. Ihre Kraft Und Dich, mein lieber Chamisso, hab' ich zum Be-
cilli, es mich anfangs befuͤrchten laſſen. Ihre Kraft Und Dich, mein lieber Chamiſſo, hab’ ich zum Be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0115" n="325"/> cilli,</hi> es mich anfangs befuͤrchten laſſen. Ihre Kraft<lb/> bleibt ungebrochen; nur meine Kraft geht dahin, doch hab’<lb/> ich den Troſt, ſie an einen Zweck in fortgeſetzter Richtung<lb/> und nicht fruchtlos verwendet zu haben. Ich habe, ſo weit<lb/> meine Stiefel gereicht, die Erde, ihre Geſtaltung, ihre<lb/> Hoͤhen, ihre Temperatur, ihre Atmoſphaͤre in ihrem Wech-<lb/> ſel, die Erſcheinungen ihrer magnetiſchen Kraft, das Leben<lb/> auf ihr, beſonders im Pflanzenreiche, gruͤndlicher kennen<lb/> gelernt, als vor mir irgend ein Menſch. Ich habe die<lb/> Thatſachen mit moͤglichſter Genauigkeit in klarer Ordnung<lb/> aufgeſtellt in mehrern Werken, meine Folgerungen und<lb/> Anſichten fluͤchtig in einigen Abhandlungen niedergelegt. —<lb/> Ich habe die Geographie vom Innern von Afrika und<lb/> von den noͤrdlichen Polarlaͤndern, vom Innern von Aſien<lb/> und von ſeinen oͤſtlichen Kuͤſten, feſtgeſetzt. Meine <hi rendition="#aq">Histo-<lb/> ria stirpium plantarum utriusque orbis</hi> ſteht da als ein<lb/> großes Fragment der <hi rendition="#aq">Flora universalis terrae,</hi> und als<lb/> ein Glied meines <hi rendition="#aq">Systema naturae</hi>. Ich glaube darin<lb/> nicht blos die Zahl der bekannten Arten muͤſſig um mehr<lb/> als ein Drittel vermehrt zu haben, ſondern auch Etwas<lb/> fuͤr das natuͤrliche Syſtem und fuͤr die Geographie der<lb/> Pflanzen gethan zu haben. Ich arbeite jetzt fleißig an<lb/> meiner Fauna. Ich werde Sorge tragen, daß vor meinem<lb/> Tode meine Manuſkripte bei der Berliner Univerſitaͤt nie-<lb/> dergelegt werden.</p><lb/> <p>Und Dich, mein lieber <hi rendition="#g">Chamiſſo</hi>, hab’ ich zum Be-<lb/> wahrer meiner wunderſamen Geſchichte erkoren, auf daß<lb/> ſie vielleicht, wenn ich von der Erde verſchwunden bin,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0115]
cilli, es mich anfangs befuͤrchten laſſen. Ihre Kraft
bleibt ungebrochen; nur meine Kraft geht dahin, doch hab’
ich den Troſt, ſie an einen Zweck in fortgeſetzter Richtung
und nicht fruchtlos verwendet zu haben. Ich habe, ſo weit
meine Stiefel gereicht, die Erde, ihre Geſtaltung, ihre
Hoͤhen, ihre Temperatur, ihre Atmoſphaͤre in ihrem Wech-
ſel, die Erſcheinungen ihrer magnetiſchen Kraft, das Leben
auf ihr, beſonders im Pflanzenreiche, gruͤndlicher kennen
gelernt, als vor mir irgend ein Menſch. Ich habe die
Thatſachen mit moͤglichſter Genauigkeit in klarer Ordnung
aufgeſtellt in mehrern Werken, meine Folgerungen und
Anſichten fluͤchtig in einigen Abhandlungen niedergelegt. —
Ich habe die Geographie vom Innern von Afrika und
von den noͤrdlichen Polarlaͤndern, vom Innern von Aſien
und von ſeinen oͤſtlichen Kuͤſten, feſtgeſetzt. Meine Histo-
ria stirpium plantarum utriusque orbis ſteht da als ein
großes Fragment der Flora universalis terrae, und als
ein Glied meines Systema naturae. Ich glaube darin
nicht blos die Zahl der bekannten Arten muͤſſig um mehr
als ein Drittel vermehrt zu haben, ſondern auch Etwas
fuͤr das natuͤrliche Syſtem und fuͤr die Geographie der
Pflanzen gethan zu haben. Ich arbeite jetzt fleißig an
meiner Fauna. Ich werde Sorge tragen, daß vor meinem
Tode meine Manuſkripte bei der Berliner Univerſitaͤt nie-
dergelegt werden.
Und Dich, mein lieber Chamiſſo, hab’ ich zum Be-
wahrer meiner wunderſamen Geſchichte erkoren, auf daß
ſie vielleicht, wenn ich von der Erde verſchwunden bin,
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