Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.zu schätzen, wenn seine Seele nur halb so unsterblich wäre, zu ſchaͤtzen, wenn ſeine Seele nur halb ſo unſterblich waͤre, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="230"/> zu ſchaͤtzen, wenn ſeine Seele nur halb ſo unſterblich waͤre,<lb/> als ſeine Kurtka.〞 — So wenig galt er bei Euch. —<lb/> Ich hatte ihn lieb. — Von dieſem <hi rendition="#g">Schlemihl</hi> nun,<lb/> den ich ſeit langen Jahren aus dem Geſicht verloren<lb/> hatte, ruͤhrt das Heft her, das ich Dir mittheilen will. —<lb/> Dir nur, <hi rendition="#g">Eduard</hi>, meinem naͤchſten, innigſten Freunde,<lb/> meinem beſſ’ren Ich, vor dem ich kein Geheimniß ver-<lb/> wahren kann, theil’ ich es mit, nur Dir und, es verſteht<lb/> ſich von ſelbſt, unſerm <hi rendition="#g">Fouqué</hi>, gleich Dir in meiner<lb/> Seele eingewurzelt — aber in ihm theil’ ich es blos dem<lb/> Freunde mit, nicht dem Dichter. — Ihr werdet einſehen,<lb/> wie unangenehm es mir ſein wuͤrde, wenn etwa die Beichte,<lb/> die ein ehrlicher Mann im Vertrauen auf meine Freund-<lb/> ſchaft und Redlichkeit an meiner Bruſt ablegt, in einem<lb/> Dichterwerke an den Pranger geheftet wuͤrde, oder nur<lb/> wenn uͤberhaupt unheilig verfahren wuͤrde, wie mit einem<lb/> Erzeugniß ſchlechten Witzes, mit einer Sache, die das nicht<lb/> iſt und ſein darf. Freilich muß ich ſelbſt geſtehen, daß<lb/> es um die Geſchichte Schad’ iſt, die unter des guten<lb/> Mannes Feder nur albern geworden, daß ſie nicht von<lb/> einer geſchickteren fremden Hand in ihrer ganzen komiſchen<lb/> Kraft dargeſtellt werden kann. — Was wuͤrde nicht <hi rendition="#g">Jean<lb/> Paul</hi> daraus gemacht haben! — Uebrigens, lieber Freund,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0012]
zu ſchaͤtzen, wenn ſeine Seele nur halb ſo unſterblich waͤre,
als ſeine Kurtka.〞 — So wenig galt er bei Euch. —
Ich hatte ihn lieb. — Von dieſem Schlemihl nun,
den ich ſeit langen Jahren aus dem Geſicht verloren
hatte, ruͤhrt das Heft her, das ich Dir mittheilen will. —
Dir nur, Eduard, meinem naͤchſten, innigſten Freunde,
meinem beſſ’ren Ich, vor dem ich kein Geheimniß ver-
wahren kann, theil’ ich es mit, nur Dir und, es verſteht
ſich von ſelbſt, unſerm Fouqué, gleich Dir in meiner
Seele eingewurzelt — aber in ihm theil’ ich es blos dem
Freunde mit, nicht dem Dichter. — Ihr werdet einſehen,
wie unangenehm es mir ſein wuͤrde, wenn etwa die Beichte,
die ein ehrlicher Mann im Vertrauen auf meine Freund-
ſchaft und Redlichkeit an meiner Bruſt ablegt, in einem
Dichterwerke an den Pranger geheftet wuͤrde, oder nur
wenn uͤberhaupt unheilig verfahren wuͤrde, wie mit einem
Erzeugniß ſchlechten Witzes, mit einer Sache, die das nicht
iſt und ſein darf. Freilich muß ich ſelbſt geſtehen, daß
es um die Geſchichte Schad’ iſt, die unter des guten
Mannes Feder nur albern geworden, daß ſie nicht von
einer geſchickteren fremden Hand in ihrer ganzen komiſchen
Kraft dargeſtellt werden kann. — Was wuͤrde nicht Jean
Paul daraus gemacht haben! — Uebrigens, lieber Freund,
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