Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.mein Bündel auf, nahm meinen neu gewandten Nachdem ich die lange Norderstraße hinauf- mein Bündel auf, nahm meinen neu gewandten Nachdem ich die lange Norderſtraße hinauf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="2"/> mein Bündel auf, nahm meinen neu gewandten<lb/> ſchwarzen Rock heraus, zog mich reinlich an in<lb/> meine beſten Kleider, ſteckte das Empfehlungs-<lb/> ſchreiben zu mir, und ſetzte mich alsbald auf<lb/> den Weg zu dem Manne, der mir bei meinen<lb/> beſcheidenen Hoffnungen förderlich ſein ſollte.</p><lb/> <p>Nachdem ich die lange Norderſtraße hinauf-<lb/> geſtiegen, und das Thor erreicht, ſah ich bald die<lb/> Säulen durch das Grüne ſchimmern — ”alſo<lb/> hier,” dacht’ ich. Ich wiſchte den Staub von<lb/> meinen Füßen mit meinem Schnupftuch ab, ſetzte<lb/> mein Halstuch in Ordnung, und zog in Gottes<lb/> Namen die Klingel. Die Thür’ ſprang auf.<lb/> Auf dem Flur hatt’ ich ein Verhör zu beſteh’n,<lb/> der Portier ließ mich aber anmelden, und ich hatte<lb/> die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo<lb/> Herr <hi rendition="#g">John</hi> — mit einer kleinen Geſellſchaft ſich<lb/> erging. Ich erkannte gleich den Mann am Glanze<lb/> ſeiner wohlbeleibten Selbſtzufriedenheit. Er em-<lb/> pfing mich ſehr gut, — wie ein Reicher einen ar-<lb/> men Teufel, wandte ſich ſogar gegen mich, ohne<lb/> ſich jedoch von der übrigen Geſellſchaft abzuwen-<lb/> den, und nahm mir den dargehaltenen Brief aus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0024]
mein Bündel auf, nahm meinen neu gewandten
ſchwarzen Rock heraus, zog mich reinlich an in
meine beſten Kleider, ſteckte das Empfehlungs-
ſchreiben zu mir, und ſetzte mich alsbald auf
den Weg zu dem Manne, der mir bei meinen
beſcheidenen Hoffnungen förderlich ſein ſollte.
Nachdem ich die lange Norderſtraße hinauf-
geſtiegen, und das Thor erreicht, ſah ich bald die
Säulen durch das Grüne ſchimmern — ”alſo
hier,” dacht’ ich. Ich wiſchte den Staub von
meinen Füßen mit meinem Schnupftuch ab, ſetzte
mein Halstuch in Ordnung, und zog in Gottes
Namen die Klingel. Die Thür’ ſprang auf.
Auf dem Flur hatt’ ich ein Verhör zu beſteh’n,
der Portier ließ mich aber anmelden, und ich hatte
die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo
Herr John — mit einer kleinen Geſellſchaft ſich
erging. Ich erkannte gleich den Mann am Glanze
ſeiner wohlbeleibten Selbſtzufriedenheit. Er em-
pfing mich ſehr gut, — wie ein Reicher einen ar-
men Teufel, wandte ſich ſogar gegen mich, ohne
ſich jedoch von der übrigen Geſellſchaft abzuwen-
den, und nahm mir den dargehaltenen Brief aus
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |