Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

sein, und entfalteten ihn am begehrten Ort. Die
Gesellschaft nahm ohne Umstände Platz darauf;
ich wiederum sah betroffen den Mann, die Tasche,
den Teppich an, der über zwanzig Schritt in der
Länge und zehn in der Breite maß, und rieb mir
die Augen, nicht wissend, was ich dazu denken
sollte, besonders, da Niemand etwas Merkwür-
diges darin fand.

Ich hätte gern Aufschluß über den Mann
gehabt, und gefragt, wer er sei, nur wußt' ich
nicht, an wen ich mich richten sollte, denn ich
fürchtete mich fast noch mehr vor den Herr'n Be-
dienten, als vor den bedienten Herr'n. Ich faßte
endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann
heran, der mir von minderem Ansehen schien als
die Andern, und der öfter allein gestanden hatte.
Ich bat ihn leise, mir zu sagen, wer der gefäl-
lige Mann sei dort im grauen Kleide, -- "Die-
ser? der wie ein Ende Zwirn aussieht, der ei-
nem Schneider aus der Nadel entlaufen ist?"
Ja, der allein steht -- "den kenn' ich nicht,"
gab er mir zur Antwort, und, wie es schien, ei-
ne längere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,

ſein, und entfalteten ihn am begehrten Ort. Die
Geſellſchaft nahm ohne Umſtände Platz darauf;
ich wiederum ſah betroffen den Mann, die Taſche,
den Teppich an, der über zwanzig Schritt in der
Länge und zehn in der Breite maß, und rieb mir
die Augen, nicht wiſſend, was ich dazu denken
ſollte, beſonders, da Niemand etwas Merkwür-
diges darin fand.

Ich hätte gern Aufſchluß über den Mann
gehabt, und gefragt, wer er ſei, nur wußt’ ich
nicht, an wen ich mich richten ſollte, denn ich
fürchtete mich faſt noch mehr vor den Herr’n Be-
dienten, als vor den bedienten Herr’n. Ich faßte
endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann
heran, der mir von minderem Anſehen ſchien als
die Andern, und der öfter allein geſtanden hatte.
Ich bat ihn leiſe, mir zu ſagen, wer der gefäl-
lige Mann ſei dort im grauen Kleide, — “Die-
ſer? der wie ein Ende Zwirn ausſieht, der ei-
nem Schneider aus der Nadel entlaufen iſt?„
Ja, der allein ſteht — “den kenn’ ich nicht,”
gab er mir zur Antwort, und, wie es ſchien, ei-
ne längere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="7"/>
&#x017F;ein, und entfalteten ihn am begehrten Ort. Die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nahm ohne Um&#x017F;tände Platz darauf;<lb/>
ich wiederum &#x017F;ah betroffen den Mann, die Ta&#x017F;che,<lb/>
den Teppich an, der über zwanzig Schritt in der<lb/>
Länge und zehn in der Breite maß, und rieb mir<lb/>
die Augen, nicht wi&#x017F;&#x017F;end, was ich dazu denken<lb/>
&#x017F;ollte, be&#x017F;onders, da Niemand etwas Merkwür-<lb/>
diges darin fand.</p><lb/>
        <p>Ich hätte gern Auf&#x017F;chluß über den Mann<lb/>
gehabt, und gefragt, wer er &#x017F;ei, nur wußt&#x2019; ich<lb/>
nicht, an wen ich mich richten &#x017F;ollte, denn ich<lb/>
fürchtete mich fa&#x017F;t noch mehr vor den Herr&#x2019;n Be-<lb/>
dienten, als vor den bedienten Herr&#x2019;n. Ich faßte<lb/>
endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann<lb/>
heran, der mir von minderem An&#x017F;ehen &#x017F;chien als<lb/>
die Andern, und der öfter allein ge&#x017F;tanden hatte.<lb/>
Ich bat ihn lei&#x017F;e, mir zu &#x017F;agen, wer der gefäl-<lb/>
lige Mann &#x017F;ei dort im grauen Kleide, &#x2014; &#x201C;Die-<lb/>
&#x017F;er? der wie ein Ende Zwirn aus&#x017F;ieht, der ei-<lb/>
nem Schneider aus der Nadel entlaufen i&#x017F;t?&#x201E;<lb/>
Ja, der allein &#x017F;teht &#x2014; &#x201C;den kenn&#x2019; ich nicht,&#x201D;<lb/>
gab er mir zur Antwort, und, wie es &#x017F;chien, ei-<lb/>
ne längere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0029] ſein, und entfalteten ihn am begehrten Ort. Die Geſellſchaft nahm ohne Umſtände Platz darauf; ich wiederum ſah betroffen den Mann, die Taſche, den Teppich an, der über zwanzig Schritt in der Länge und zehn in der Breite maß, und rieb mir die Augen, nicht wiſſend, was ich dazu denken ſollte, beſonders, da Niemand etwas Merkwür- diges darin fand. Ich hätte gern Aufſchluß über den Mann gehabt, und gefragt, wer er ſei, nur wußt’ ich nicht, an wen ich mich richten ſollte, denn ich fürchtete mich faſt noch mehr vor den Herr’n Be- dienten, als vor den bedienten Herr’n. Ich faßte endlich ein Herz, und trat an einen jungen Mann heran, der mir von minderem Anſehen ſchien als die Andern, und der öfter allein geſtanden hatte. Ich bat ihn leiſe, mir zu ſagen, wer der gefäl- lige Mann ſei dort im grauen Kleide, — “Die- ſer? der wie ein Ende Zwirn ausſieht, der ei- nem Schneider aus der Nadel entlaufen iſt?„ Ja, der allein ſteht — “den kenn’ ich nicht,” gab er mir zur Antwort, und, wie es ſchien, ei- ne längere Unterhaltung mit mir zu vermeiden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/29
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/29>, abgerufen am 21.11.2024.