Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.Und alles um einen Schatten! und diesen Der Tag verging. Ich stillte meinen Hun- Ich befand mich am Morgen des vierten Und alles um einen Schatten! und dieſen Der Tag verging. Ich ſtillte meinen Hun- Ich befand mich am Morgen des vierten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="71"/> <p>Und alles um einen Schatten! und dieſen<lb/> Schatten hätte mir ein Federzug wieder erworben.<lb/> Ich überdachte den befremdeten Antrag und mei-<lb/> ne Weigerung. Es war wüſt’ in mir, ich hatte<lb/> weder Urtheil noch Faſſungsvermögen mehr.</p><lb/> <p>Der Tag verging. Ich ſtillte meinen Hun-<lb/> ger mit wilden Früchten, meinen Durſt im näch-<lb/> ſten Bergſtrom; die Nacht brach ein, ich lagerte<lb/> mich unter einem Baum. Der feuchte Morgen<lb/> weckte mich aus einem ſchweren Schlaf, in dem<lb/> ich mich ſelber wie im Tode röcheln hörte. <hi rendition="#g">Ben-<lb/> del</hi> mußte meine Spur verloren haben, und es<lb/> freute mich, es zu denken. Ich wollte nicht un-<lb/> ter die Menſchen zurückkehren, vor welchen ich<lb/> ſchreckhaft floh, wie das ſcheue Wild des Ge-<lb/> birges. So verlebte ich drei bange Tage.</p><lb/> <p>Ich befand mich am Morgen des vierten<lb/> auf einer ſandigen Ebene, welche die Sonne be-<lb/> ſchien, und ſaß auf Felſentrümmern in ihrem<lb/> Stral, denn ich liebte jetzt ihren lang’ entbehrten<lb/> Anblick zu genießen. Ich nährte ſtill mein Herz<lb/> mit ſeiner Verzweiflung. Da ſchreckte mich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0097]
Und alles um einen Schatten! und dieſen
Schatten hätte mir ein Federzug wieder erworben.
Ich überdachte den befremdeten Antrag und mei-
ne Weigerung. Es war wüſt’ in mir, ich hatte
weder Urtheil noch Faſſungsvermögen mehr.
Der Tag verging. Ich ſtillte meinen Hun-
ger mit wilden Früchten, meinen Durſt im näch-
ſten Bergſtrom; die Nacht brach ein, ich lagerte
mich unter einem Baum. Der feuchte Morgen
weckte mich aus einem ſchweren Schlaf, in dem
ich mich ſelber wie im Tode röcheln hörte. Ben-
del mußte meine Spur verloren haben, und es
freute mich, es zu denken. Ich wollte nicht un-
ter die Menſchen zurückkehren, vor welchen ich
ſchreckhaft floh, wie das ſcheue Wild des Ge-
birges. So verlebte ich drei bange Tage.
Ich befand mich am Morgen des vierten
auf einer ſandigen Ebene, welche die Sonne be-
ſchien, und ſaß auf Felſentrümmern in ihrem
Stral, denn ich liebte jetzt ihren lang’ entbehrten
Anblick zu genießen. Ich nährte ſtill mein Herz
mit ſeiner Verzweiflung. Da ſchreckte mich
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