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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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geliebt; siehe Mina, ich weiß es, und mache
Dir keine Vorwürfe darüber. Ich selber, lie-
bes Kind, habe ihn auch geliebt, so lange ich
ihn für einen großen Herrn angesehen habe.
Nun siehst Du selber ein, wie anders Alles gewor-
den. Was! ein jeder Pudel hat ja seinen Schat-
ten, und mein liebes einziges Kind sollte einen
Mann -- -- Nein, Du denkst auch gar nicht
mehr an ihn. -- Höre, Mina, nun wirbt ein
Mann um Dich, der die Sonne nicht scheut, ein
geehrter Mann, der freilich kein Fürst ist, aber
zehn Millionen, zehnmal mehr als Du in Ver-
mögen besitzt, ein Mann, der mein liebes Kind
glücklich machen wird. Erwiedere mir nichts, wi-
dersetze Dich nicht, sei meine gute, gehorsame
Tochter, laß Deinen liebenden Vater für Dich
sorgen, Deine Thränen trocknen. Versprich mir,
dem Herrn Rascal Deine Hand zu geben. --
Sage, willst Du mir dies versprechen?" --

Sie antwortete mit erstorbener Stimme: "Ich
habe keinen Willen, keinen Wunsch fürder auf
Erden. Geschehe mit mir, was mein Vater will."
Zugleich ward Herr Rascal angemeldet, und
trat frech in den Kreis. Mina lag in Ohn-

geliebt; ſiehe Mina, ich weiß es, und mache
Dir keine Vorwürfe darüber. Ich ſelber, lie-
bes Kind, habe ihn auch geliebt, ſo lange ich
ihn für einen großen Herrn angeſehen habe.
Nun ſiehſt Du ſelber ein, wie anders Alles gewor-
den. Was! ein jeder Pudel hat ja ſeinen Schat-
ten, und mein liebes einziges Kind ſollte einen
Mann — — Nein, Du denkſt auch gar nicht
mehr an ihn. — Höre, Mina, nun wirbt ein
Mann um Dich, der die Sonne nicht ſcheut, ein
geehrter Mann, der freilich kein Fürſt iſt, aber
zehn Millionen, zehnmal mehr als Du in Ver-
mögen beſitzt, ein Mann, der mein liebes Kind
glücklich machen wird. Erwiedere mir nichts, wi-
derſetze Dich nicht, ſei meine gute, gehorſame
Tochter, laß Deinen liebenden Vater für Dich
ſorgen, Deine Thränen trocknen. Verſprich mir,
dem Herrn Rascal Deine Hand zu geben. —
Sage, willſt Du mir dies verſprechen?» —

Sie antwortete mit erſtorbener Stimme: «Ich
habe keinen Willen, keinen Wunſch fürder auf
Erden. Geſchehe mit mir, was mein Vater will.»
Zugleich ward Herr Rascal angemeldet, und
trat frech in den Kreis. Mina lag in Ohn-

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[96/0110] geliebt; ſiehe Mina, ich weiß es, und mache Dir keine Vorwürfe darüber. Ich ſelber, lie- bes Kind, habe ihn auch geliebt, ſo lange ich ihn für einen großen Herrn angeſehen habe. Nun ſiehſt Du ſelber ein, wie anders Alles gewor- den. Was! ein jeder Pudel hat ja ſeinen Schat- ten, und mein liebes einziges Kind ſollte einen Mann — — Nein, Du denkſt auch gar nicht mehr an ihn. — Höre, Mina, nun wirbt ein Mann um Dich, der die Sonne nicht ſcheut, ein geehrter Mann, der freilich kein Fürſt iſt, aber zehn Millionen, zehnmal mehr als Du in Ver- mögen beſitzt, ein Mann, der mein liebes Kind glücklich machen wird. Erwiedere mir nichts, wi- derſetze Dich nicht, ſei meine gute, gehorſame Tochter, laß Deinen liebenden Vater für Dich ſorgen, Deine Thränen trocknen. Verſprich mir, dem Herrn Rascal Deine Hand zu geben. — Sage, willſt Du mir dies verſprechen?» — Sie antwortete mit erſtorbener Stimme: «Ich habe keinen Willen, keinen Wunſch fürder auf Erden. Geſchehe mit mir, was mein Vater will.» Zugleich ward Herr Rascal angemeldet, und trat frech in den Kreis. Mina lag in Ohn-

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/110>, abgerufen am 22.12.2024.