Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.aufgefressen, der würde noch ein starkes Band Gestalten der alten Zeit traten vor meine aufgefreſſen, der würde noch ein ſtarkes Band Geſtalten der alten Zeit traten vor meine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="117"/> aufgefreſſen, der würde noch ein ſtarkes Band<lb/> zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich an<lb/> meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne<lb/> über Ihren Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich<lb/> meinen Freunden dienſtfertig genug erweiſen kann,<lb/> und daß die Reichen beſonders gut mit mir<lb/> ſtehen; Sie haben es ſelbſt geſehen. — Nur Ih-<lb/> ren Schatten, mein Herr — das laſſen Sie ſich<lb/> geſagt ſein — nie wieder, als unter einer ein-<lb/> zigen Bedingung.»</p><lb/> <p>Geſtalten der alten Zeit traten vor meine<lb/> Seele. Ich frug ihn ſchnell: «Hatten Sie eine<lb/> Unterſchrift vom Herrn <hi rendition="#g">John</hi>?» — Er lä-<lb/> chelte. — «Mit einem ſo guten Freund hab’<lb/> ich es keineswegs nöthig gehabt.» — «Wo iſt<lb/> er? bei Gott, ich will es wiſſen!» Er ſteckte<lb/> zögernd die Hand in die Taſche, und daraus bei<lb/> den Haaren hervorgezogen erſchien <hi rendition="#g">Thomas<lb/> John’s</hi> bleiche, entſtellte Geſtalt, und die blauen<lb/> Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten:<lb/><hi rendition="#aq">«Justo judicio Dei judicatus sum; Justo judicio<lb/> Dei condemnatus sum.»</hi> Ich entſetzte mich, und<lb/> ſchnell den klingenden Seckel in den Abgrund<lb/> werfend, ſprach ich zu ihm die letzten Worte:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0135]
aufgefreſſen, der würde noch ein ſtarkes Band
zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich an
meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne
über Ihren Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich
meinen Freunden dienſtfertig genug erweiſen kann,
und daß die Reichen beſonders gut mit mir
ſtehen; Sie haben es ſelbſt geſehen. — Nur Ih-
ren Schatten, mein Herr — das laſſen Sie ſich
geſagt ſein — nie wieder, als unter einer ein-
zigen Bedingung.»
Geſtalten der alten Zeit traten vor meine
Seele. Ich frug ihn ſchnell: «Hatten Sie eine
Unterſchrift vom Herrn John?» — Er lä-
chelte. — «Mit einem ſo guten Freund hab’
ich es keineswegs nöthig gehabt.» — «Wo iſt
er? bei Gott, ich will es wiſſen!» Er ſteckte
zögernd die Hand in die Taſche, und daraus bei
den Haaren hervorgezogen erſchien Thomas
John’s bleiche, entſtellte Geſtalt, und die blauen
Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten:
«Justo judicio Dei judicatus sum; Justo judicio
Dei condemnatus sum.» Ich entſetzte mich, und
ſchnell den klingenden Seckel in den Abgrund
werfend, ſprach ich zu ihm die letzten Worte:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |